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Weiter Blick. Die Aussichtsplattform des Funkmastes auf dem Wietkiekenberg ist für Besucher freigegeben. Für den Ausblick müssen 118 Stufen erklommen werden.

© Björn Stelley

Potsdam-Mittelmark: Über den Dingen stehen

Nach einem Jahr Bauzeit ist die 22 Meter hohe Aussichtsplattform auf dem Wietkiekenberg für Besucher zugänglich

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Schwielowsee - Blauer Himmel, die Sonne strahlt durch die Baumwipfel auf den Wietkiekenberg bei Ferch. Wie die Sonne strahlt am gestrigen Freitag auch Schwielowsees Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU). Es ist ihr anzusehen, dass sie diesen Tag lang herbeigesehnt hat. Immerhin hat es seit Planungsbeginn rund sechs Jahre gedauert, bis der Aussichtspunkt eröffnet werden konnte.

Ende 2009 wurde das Projekt im Infrastrukturausschuss und Ausschuss für Tourismus behandelt, so Bürgermeisterin Hoppe. Danach folgte ein umfassendes Prüfverfahren, in welchem alle Kriterien für den Bau einer Aussichtsplattform auf einem Funkmast festgezurrt worden waren. 2012 baute schließlich das Land Brandenburg den 55 Meter hohen neuen BOS-Funkmast. Das Betonfundament wurde bereits so angepasst, das man später eine Aussichtsplattform nachrüsten kann. Gestern wurde sie eingeweiht.

Der Wietkiekenberg ist die höchste Erhebung der Zauche, einer geologischen Hochfläche, und liegt zwischen Ferch und dem Bahnhof Lienewitz im Landschaftsschutzgebiet Potsdamer Wald- und Havelseen. Wer den Wietkiekenberg bezwingen will, benötigt keine Kletterausrüstung, der Berg ist auch für Gelegenheitswanderer geeignet. Mit rund 124 Metern über dem Meeresspiegel ist der Wietkiekenberg trotzdem ein prägendes Landschaftsmerkmal der Region.

Wenige Meter neben dem neuen Aussichtsturm zeugen hölzerne und verrostete Überreste noch vom einstigen Feuerwachturm aus den 1950er-Jahren. Ende der 1970er hatte der Holzturm ausgedient und musste einem Neubau weichen. Bis 2007 hatten Forstleute aus ihrem 30 Meter hohen Arbeitsplatz ein Auge auf das umliegende Waldgebiet. Heute steht auch der zweite Feuerwachturm nicht mehr.

Kameras an der Spitze des Funkmastes haben die Wache übernommen. Nur noch ein Stummel zeugt von dem einstigen zylindrischen Gebäude, das ab und zu von den Sowjets für Abhörzwecke genutzt worden sei, so Manfred Rejall, Chef vom Campingplatz am Fuße des Bergs. Rejall freut sich über die neue Attraktion auf dem Berg. „Das kann nur positive Auswirkungen auf die Region haben“, sagt der Campingplatzbetreiber. Schwielowsees Bürgermeisterin sieht das ähnlich und erhofft sich positive Impulse für die Region. „Die Gemeinde ist stark vom Tourismus geprägt und hier auf dem Berg kreuzen sich alle Wanderwege“, sagt sie.

Rechtzeitig zur offiziellen Freigabe der Aussichtsplattform am gestrigen Freitag ist das neue Wegeleitsystem in den Orten und im Wald fertiggeworden. Die Beschilderung hat 8 600 Euro gekostet und wurde mit 75 Prozent vom Landkreis Potsdam-Mittelmark gefördert. Christian Stein (CDU), stellvertretender Landrat, ist von der Anziehungskraft der Plattform über den Baumwipfeln überzeugt. „Ein Turm ist wie ein Magnet und es liegt in der Natur des Menschen, auch mal über den Dingen zu stehen und auf etwas draufzusehen.“

Doch so schön der Turm mit seiner Aussicht auch ist, die Bauarbeiten an der Plattform haben Spuren hinterlassen. Nachdem vor einem Jahr mit den Arbeiten begonnen wurde, musste schweres Gerät die Bauteile auf den Wietkiekenberg schaffen. Rund um den Mast sind die Spuren teilweise noch zu sehen. „Am Umfeld soll noch etwas getan werden, etwas mehr Grün“, sagt Ferchs Ortsvorsteher Roland Büchner (Bürgerbündnis Schwielowsee). In entsprechende Infrastruktur, wie Bänke und einen Unterstand am Fuße des Turms, soll noch investiert werden, verspricht Christian Stein. Auch auf der Plattform in 22 Metern Höhe soll noch etwas getan werden. Damit sich die Besucher orientieren können, sei eine wetterfeste Entfernungsskala geplant. Denn bei gutem Wetter mit klarer Sicht, kann der Besucher den Blick über die Havelseen bis Berlin schweifen lassen, sogar der Fernsehturm ist bei klarer Sicht zu sehen.

187 000 Euro hat die Aussichtsplattform gekostet. 75 Prozent davon wurden aus dem Topf des europäischen Landwirtschaftsfonds gefördert. Unterm Strich macht das, die Wegweiser mit einberechnet, für die Gemeinde aber noch immer eigene Kosten von fast 76 000 Euro.

Die Aussicht findet Bürgermeisterin Hoppe allerdings unbezahlbar. Bleibt nur zu hoffen, dass am ersten Frühlingswochenende der Stau vor dem Turm nicht allzu lang wird.

Björn Stelley

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