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KulTOUR: Über Stufen zur Renovierung

Die Kirchgemeinde Nudow sammelt mit jährlichen Ausstellungen Geld für Sanierung der Dorfkirche

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Nuthetal - So ein Kirchenhaus auf Erden ist zwar nicht gleich das Himmelreich – für viele aber wohl ein Weg dorthin. Manchem wächst es deshalb ans Herz, trotz vieler Mängel. Die Nudower Dorf- und Kronkirche hat viele. Außen ist sie dank vieler Aktivitäten der kleinen Kirchgemeinde und ihrer evangelischen Brüder aus der Nachbarschaft ganz gut instand gesetzt, innen aber ist noch vieles zu tun.

Was eigentlich nicht? Von Heizung und Elektrik über „alles, was aus Holz ist“ bis hin zu Putz und Neuanstrich wartet das denkmalgeschützte Kleinod von 1733/34 auf seine große Renovierung. Hundertfünfzigtausend Euro sind dafür nötig, doch woher nehmen? Die Kirchengemeinde macht nun schon seit neun Jahren aus der Not eine Tugend: Konzerte und Verkaufsausstellungen sollen das nötige Kleingeld zusammenzubringen.

Für die Fassade hat das ja zum 650. Ortsjubiläum 2009 bereits geklappt. Vor Ort und in Person ist das Gemeindekirchenratsmitglied Thomas Engelhardt maßgeblich an diesem Aufbauwerk beteiligt, von außen kommt, schon seit Jahren, die Berliner Kunstsammlerin und Galeristin Ursula Hollop zu Hilfe. Eigentlich wollte sie mit dem letzten Jahr aussteigen, konnte aber doch noch zum Weitermachen überredet werden.

Die neunte Ausstellung nun wird am 5. August unter dem Titel „Lebensstufen“ mit einem Konzert des Bläserquartetts „Lescure-Projekt“ (Leitung David Bergermann) eröffnet. Die bildliche Vorgabe für dieses Motto liefert der Maler Sigurd Kuschnerus mit seinem Werk „Die pommersche Verwandtschaft“, mit der er vier Frauengenerationen einer Familie abbildete. Lyrischer Pate ist Hermann Hesse mit seinem programmatischen Gedicht „Stufen“, in dem es so schön heißt: „Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde/Uns neuen Räumen jung entgegen senden/Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden.../Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!“

Ganz in diesem Sinne hat Ursula Hollop diesmal ihre Offerten ausgewählt. Bilder also zum Thema Lebensstufen, wie es im Vorwort des Katalogs heißt. Hat ja auch etwas mit Tradition zu tun! Wie sich noch über dieses Thema nachsinnen lässt, kann man in Arthur Schopenhauers kleiner Schrift „Vom Unterschiede der Lebensalter“ nachlesen.

Nach den jüngsten Erfahrungen mit den Alten sollte der Kunstsinnige allerdings vorsichtig sein: Nicht nur etablierte Namen wie Pechstein und Zille, Chagall und Liebermann sind unter den mehr als fünfzig Angeboten, auch eine „Junge hübsche Frau um 1850“ von Unbekannt, Willy Zirges´ „Tanzende Kinder im Frühling“ oder Mario Lusicis „Hommage à Picasso“. Die Lebens-Erfahrung des Ausstellungsteams sorgt und bürgt auch diesmal für Qualität rundum, in Bezug auf Jugend, Reife und Alter, hinsichtlich der Mischung von weltlichen und geistlichen Themen, von bekannten und unbekannten Künstlern.

Letztere malten nicht etwa schlechter, sie hatten einfach nur einen ungünstigeren Marktwert. Das ist ganz etwas anderes! Gerade deshalb verdienen sie Besuch und Aufmerksamkeit. Aber der ist ja dank fleißiger Werbung inzwischen deutschlandweit gegeben. Fertig ist „unser kleines Kirchlein“ innen noch lange lange nicht. Warum also ans Aufhören denken? Nur weil sich Nachahmer fanden? So etwas kann doch den Erfinder nur ehren! Gerold Paul

Die Ausstellung in der Nudower Dorfkirche ist bis zum 16. September immer Sa. und So. von 13 bis 18 Uhr geöffnet.

Gerold Paul

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