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Neues Buch „Zur alten Geschichte des Schwielowsees und der drei Orte Caputh, Ferch und Geltow": Unbekannter Schwielowsee

Marianna von Klinski-Wetzel hat ein interessantes Buch über die Geschichte der Region geschrieben.

Stand:

Schwielowsee - Behaglich und sonnig sei er und habe die Gutmütigkeit aller breit angelegten Naturen. Theodor Fontane hat seinen Eindruck von einer Segelpartie auf dem Schwielowsee im Jahre 1869 in seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ dichterisch festgehalten. Als gutmütigen See bezeichnete er ihn. Aber er musste feststellen, dass er nicht nur freundliche Eigenschaften hat, sondern auch heftig werden kann: „Eben noch lachend, beginnt ein Kräuseln und Drehen, nun ein Wirbel, ein Aufstäuben, ein Gewölk – es ist, als führe eine Hand aus dem Trichter, und was über ihm ist, muß hinab in die Tiefe ...“ Die von Fontane beschriebenen natürlichen Regungen des Sees kann man auch bei Menschen und der von ihnen verantworteten Geschichte gelegentlich beobachten.

An ihrem Blick in die Historie lässt Marianna von Klinski-Wetzel ihre Leser in dem kürzlich im Selbstverlag erschienenem Buch mit dem sperrig-umständlichen Titel „Zur alten Geschichte des Schwielowsees und der drei Orte Caputh, Ferch und Geltow bis zum Ende des 17. Jahrhunderts“ (24,80 Euro) teilhaben. Nach der Edition des Bandes über Wildpark-West hat sie nun ihr eigenes zweites regionalhistorisches Buch vorgelegt. Es muss wiederum eine Puzzlearbeit gewesen sein, der sich die Autorin bei ihren Recherchen unterzog. Doch es scheint, dass ihr dies große Freude bereitet hat. Sie bewegt sich mit dem populär geschriebenen sowie manchmal verspielt gestalteten Buch in der Zeit vom Jahr 150 nach Christi Geburt bis 1688. In jenem Jahr starb der Große Kurfürst von Brandenburg, Friedrich Wilhelm.

Marianna von Klinski-Wetzel musste auf archäologische Funde verzichten. Architektonische Zeugnisse und Kirchenbücher gibt es aus diesen Zeiten in Caputh, Ferch und Geltow nach Aussagen der Autorin nicht. Mit den relativ wenigen Quellen ist sie das mutige Wagnis eingegangen, die Geschichte des Sees und der Orte, die ihn umgeben, zu erzählen. Grundlage dafür waren Familiendokumente der ehemaligen Grund- und Lehnsherren, Urkunden, frühe Landkarten und natürlich das Landbuch Karls IV., das Kunde von der Besiedelungs- und Wirtschaftsgeschichte des Spätmittelalters im Brandenburgischen gibt. Trotz der Ankündigung von nur mageren Quellen wird der interessierte Leser mit einer Fülle von Informationen zur Region konfrontiert.

Der verschiedenen Schreibweisen des Schwielowsees, seiner ersten schriftlichen Erwähnung in einer Urkunde im Jahr 1190, geht sie auf den Grund, auch der Ursprung des Namens wird beleuchtet. Doch muss auch Klinski-Wetzel konstatieren, wie bereits das „Brandenburgische Namensbuch“ von 1996, dass der slawische Name nicht eindeutig erklärt werden kann. Schwielow könnte man eventuell mit anschwellen übersetzen. Den Orten Caputh, Ferch und Geltow wird in Sachen Namenserklärung mit den oftmals verschiedenen Deutungen viel Platz eingeräumt. So könnte man Caputh unter anderen mit Quelle, Anfang, Mündung, Spitze übersetzen. Die unterschiedlichen Deutungsschwierigkeiten der Ortsnamen und ihrer Schreibweisen setzen sich auch bei Ferch und Geltow fort. Mit diesen Problemen hatte beispielsweise der polnische Sprachwissenschaftler Wojciech Cybulski, der sich mit slawischen Ortsnamen der Insel PotsdamMitte des 19. Jahrhunderts befasste, ebenfalls zu tun. Für die Autorin schienen Cybulskis Aussagen eine wichtige Quelle gewesen zu sein, denen sie dennoch hin und wieder auch kritisch gegenübersteht.

Die Geschichte der Ortschaften wurde geprägt durch die Grundherren, die das jeweilige Land von den Markgrafen als Lehen übertragen bekamen. Während Ferch sich noch teilweise Mitte des 17. Jahrhunderts im Besitz des Lehnsherren Rochow befand, gingen Caputh und Geltow in dieser Zeit in staatlichen Besitz über. Sie wurden von Domänenämtern verwaltet.

Die märkischen Uralt-Adelsfamilien von Trest, von der Groeben, von Hake und von Rochow sind mit den Ortschaften rund um den Schwielowsee eng verbunden. Marianna von Klinski-Wetzel konnte bei ihren Recherchen auf direkte Informationen der heutigen Familie von der Groeben, deren Urahnen in Geltow „regierten“, einfließen lassen. Geltow wurde bekanntlich gemeinsam mit Potsdam erstmals in einer Schenkungsurkunde Kaiser Ottos III. an seine Schwester Mathilde im Jahre 993 erwähnt. Die Autorin berichtet über die intensiven Streitigkeiten der Familie in Sachen Landbesitz mit den Mönchen des Klosters Lehnin. Sie ist auch der Auffassung, dass es bereits um 1355 eine Kirche in Geltow gegeben hat, denn in jenem Jahr lebte „Herr Jan, parrer zu Ghelt“ im Ort.

Marianna von Klinski-Wetzels Darstellung ist ein spannender, auch individueller Einblick in die alte Geschichte von Caputh, Ferch und Geltow gelungen, die seit 2002 zur Gemeinde Schwielowsee gehören. Eine Fortsetzung der Veröffentlichungen zur neueren Historie wäre wünschenswert. 

Das Buch „Zur alten Geschichte des Schwielowsees und der drei Orte Caputh, Ferch und Geltow ...“ ist unter anderem im Buchladen Werder (Havel), Auf dem Strengfeld 3 a, sowie im Atrium, Friedrich-Endert-Straße 26, Caputh, und im Internationalen Buch, Brandenburger Straße 41/42 in Potsdam, erhältlich.

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