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Potsdam-Mittelmark: Ungezügeltes Schaulaufen

Erste Elite Fohlen-Auktion auf dem Werderaner Gestüt „Bon homme“ mit Geboten aus Übersee und Australien

Stand:

Werder – Am Ende setzte sich Sandreos Dickkopf durch. Das über vier Monate alte Hengstfohlen wollte sich nicht präsentieren. Sandreo lief nicht mit seiner Mutter Lorina durch die große Festhalle auf dem Gestüt „Bon homme“, die ein wenig an eine Galdiatorenarena erinnert. Der junge Hengst gab sich selbstbewusst, fast schon rüpelhaft, drängte ständig zum Ausgang und ließ sich auch nicht vom Personal beeindrucken, das immer wieder versuchte, ihn zurück zu treiben. Am Ende fiel der Hammer bei 3000 Euro, gerade einmal 500 Euro über dem Startgebot. Sandreo durfte endlich wieder zurück in seine Box.

Zu ihrer ersten Elite Fohlen-Auktion hatte Evelyn Gutman am vergangenen Samstag auf ihr Gestüt bei Werder geladen. Als gegen 17 Uhr nach zwei Stunden die Versteigerung beendet war, hatten von den 29 vorgestellten Fohlen 27 den Besitzer gewechselt. Insgesamt flossen dabei 151 600 Euro. Mit seinen 3000 Euro Gewinn wird Hengstfohlen Sandreo seinen früheren Besitzer nicht gerade glücklich gemacht haben, wenn man den Preis sieht, den das Hengstfohlen Lake Placid erzielte. Auf 17 000 Euro konnte Auktionator Uwe Heckmann den Preis treiben. Und auch für Evelyn Gutman wurde dieser Tag, nach anfänglichen Bedenken, doch noch ein guter.

Die von ihrem Gestüt kommende, knapp über drei Monate alte Stute Sabrina erzielte mit 15 500 Euro den zweithöchsten Preis.

„Sommerbrillianten auf Bon homme“ hatte Evelyn Gutman ihre erste Auktion überschrieben, bei der sie auf die sonst übliche Provision verzichtete. Ausgewählte Spitzenfohlen von Spitzenhengsten, wie es im kleinen Programmheft hieß, mit denen internationale Pferdezüchter nach Werder gelockt werden sollten. Und das ist Evelyn Gutman gelungen. Aus den Vereinigten Staaten und aus Australien waren Bieter telefonisch zugeschaltet, aus den Niederlanden waren Züchter angereist. Zur Mittagszeit begann in der hellen, klassizistischen Festhalle die Vorstellung der Fohlen. Dann liefen sie, mit Namen wie Fantast, Maiprinzessin, Cahsmaker, Miss Money Penny und For Fantasy, alle von edlem Geblüt, an der Seite ihrer Mütter mehrmals im Viereck, um sich zu präsentieren. Die Hengstfohlen meist ausgelassener und selbstbewusster als die Stutfohlen, die öfter die Nähe der Mutter suchten. Mit federndem Schritt, elegant, fast schwebend, drehten die wenige Monate alten Fohlen ihre Runden. Waren hier gerade einmal knapp 60 Zuschauer anwesend, kamen zur Auktion dann über 200. Evelyn Gutman hätte sich noch ein paar mehr Gäste gewünscht. Doch am meisten wünschte sie sich, dass die Auktion ein Erfolg werde, wie sie in ihrer kurzen Begrüßungsrede erklärte. Aller Anfang sei schwer, sagte sie und so sei nur das Beste zu hoffen.

Auktionator Uwe Heckmann war da schon hoffnungsvoller. „Der Anfang ist zwar nicht leicht, aber die Qualität der Fohlen macht es uns leicht“, prophezeite Heckmann und erzielte gleich mit dem ersten Fohlen einen Preis von 8000 Euro. Nur für das Hengstfohlen Carpalo Dream und das Stutfohlen Mette van Deyk fanden sich keine Käufer. Und auch nicht für die Brillantbrosche mit Pferdemotiv, gestiftet von Evelyn Gutman, deren Erlös zu Gunsten der Deutschen Aids-Stiftung gespendet werden sollte. Denn wie Auktionator Heckmann schnell erkannte, wollten die Gäste, die an diesem Samstag auf das Gestüt gekommen waren, nur lebende Pferde kaufen.

Den einzigen Wehrmutstropfen bei dieser anspruchsvollen Auktion lieferte die allzu resolute Toilettenfrau. Wer glaubte, bei einem Eintrittspreis von 15 Euro sei das Benutzen der Toiletten inbegriffen, wurde schnell eines Besseren belehrt. 50 Cent forderte sie von jedem, der die gekachelten Räume betrat. Nicht freundlich, sondern forsch. Einer jungen Frau, die die Forderung für unangemessen hielt, versperrte sie sogar den Weg zur Tür. Derartigen Kleingeist hatte wohl niemand auf solch einer Veranstaltung erwartet.

Dirk Becker

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