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Potsdam-Mittelmark: „Unser Herz ist hier hängen geblieben“

Ein Autobahn-Stau brachte Andreas Uecker als neuen Pfarrer nach Bliesendorf

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Ein Autobahn-Stau brachte Andreas Uecker als neuen Pfarrer nach Bliesendorf Von Thomas Lähns Werder-Bliesendorf. Frisch geweißte Wände, das Parkett ist bereits verlegt. Die grüne Lasur an der Eingangstür zur Dorfstraße wurde gerade erst aufgetragen: Familie Uecker hat die Handwerker im Haus. Vater Andreas ist damit beschäftigt, seine Amtsstube einzurichten: Ordner müssen sortiert und Akten gelesen werden – Verwaltungsarbeit. Eine Aufgabe, auf die er sich viel mehr freut, sind die Gespräche mit den Bewohnern seines und der umliegenden Dörfer. Seit Anfang August sind Andreas Uecker, seine Frau Anne und die beiden Kinder offiziell Bliesendorfer. „Wir sind damals nur einmal durchgefahren, aber unser Herz ist hier hängen geblieben", sagt das Familienoberhaupt. Gerade deshalb habe er sich um die Stelle als Gemeindepfarrer beworben. Der Theologe wurde 1963 im Prignitz-Dorf Breddin geboren. Sein Vater war dort Pfarrer. Für das Theologie-Studium zog Uecker nach Greifswald. „Dieses Fach ist unheimlich interessant, umfasst die verschiedensten Bereiche wie Geschichte und Philosophie.“ Anschließend wirkte er in Berlin und Wittenberg, zuletzt war Uecker Pfarrer in einem Dorf nahe Angermünde. Der Zufall führte die Familie aus dem Uckermärkischen Crussow im Februar dieses Jahres nach Bliesendorf. Auf der A 9 war Stau – eine gute Gelegenheit, die Gegend um Werder zu erkunden und bewundern. Ein weiterer Zufall: Der damalige Pfarrer Gerhard Ruckert, zuständig für Bliesendorf, Kanin, Ferch und Fichtenwalde, stand kurz vor seiner Pensionierung. Der Kirchenkreis suchte einen neuen Pfarrer – und fand ihn mit Andreas Uecker. Der groß gewachse Mann sitzt auf einem der freien Stühle am Tisch, streicht sich mit der Hand durch den schwarzen Bart und erzählt voller Begeisterung von den ersten Tagen in der Mittelmark. Gemeindeabende, Dorfspaziergänge und die ersten Gottesdienste: „Hier herrscht eine sehr freundliche Atmosphäre.“ Von seinem Vorgänger spricht er besonders anerkennend, Pfarrer Ruckert hatte während seiner Amtszeit die Restaurierung der Dorfkirchen in Bliesendorf, Ferch und Kanin in die Wege geleitet und zuletzt die Sanierung des Pfarr- und Gemeindehauses in Auftrag gegeben. Darüber hinaus kam die Zusicherung, bei der Verwaltungsarbeit mit an zu packen. Was werden die ersten Amtshandlungen sein? „Ein Pfarrer ist kein Politiker, der sein Konzept umsetzt", sagt der 40-Jährige. Er wolle erst einmal schauen, welche Bedürfnisse da sind. Ein „Er allein“ gebe es vorerst ohnehin nicht, Uecker baut auf die Unterstützung des Vorgängers. „Wir werden Schwerpunkte in der Kinder- und Jugendarbeit setzen, viele soziale Dinge anpacken“, kündigt er an. Christenlehre, Kindernachmittage – die junge Generation liegt ihm am Herzen. „Unter den 1000 Gemeindemitgliedern gibt es einen erheblichen Anteil von Kindern und Jugendlichen", so der Theologe. Von der Erscheinung her ist er durchaus Ehrfurcht einflößend, vom Wesen her aber durchweg freundlich und fürsorglich. Der 40-Jährige weiß: „Jeder Pfarrer erreicht besonders seine Generation.“ Einiges spricht aber dafür, dass der zweifache Vater auch mit dem Nachwuchs der Gemeinde gut zurecht kommen wird. Das neue Zuhause der Ueckers hat allerlei Finessen: Einen Backofen im Keller und eine Räucherkammer auf dem Dachboden. Gegenüber der Amtsstube befindet sich der Gemeinderaum. Eine breite Holztreppe im Flur führt hinauf in den Privatbereich. Draußen auf dem Hof sitzen zwei Hunde. Alf und Flocke heißen die beiden Münsterländer, rauhaarige Jagdhunde, die früher auch „Pastor-Hunde" genannt wurden. Ebenso stilecht hätten hier die Schafe der Familie Uecker gewirkt – „Die haben wir in der Uckermark gelassen.“ Die Stallungen gegenüber dem neuen Heim bieten aber Platz auch für größere Tiere. „Meine Tochter ist damals auf den Pferden unserer Nachbarin geritten. Ich musste ihr zusagen, nun ein Pferd zu kaufen, wenn wir keinen Reiterhof finden." Sonst musste der Vater seine Kinder nicht lange überzeugen: Tochter Christiane fühle sich sehr wohl im Werderaner Gymnasium und Sohn Jeremias habe im Kindergarten ebenfalls bereits Anschluss gefunden. In der Region sei viel in Bewegung, „jede der vier Kirchengemeinden hat ein eigenes Gesicht", erklärt Uecker den Unterschied zu seiner bisherigen Wirkungsstätte. Kirche empfindet er auch als eine der letzten Instanzen, in der sich alle sozialen Schichten treffen – in Bliesendorf und den Nachbarorten demnächst wohl auch stärker verschiedene Altersgruppen.

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