Potsdam-Mittelmark: „Unsere Rübchen sehen anders aus“
Ein Ortstermin im neuen Teltower Bürgerpark / Schandfleck Diana-Kino gleich nebenan
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Teltow - Einige Stadtverordnete und Agendaakteure rieben sich verwundert die Augen, als sie am Dienstag bei einer Begehung im neuen Bürgerpark die kleinen weißen runden Scheiben auf den Spielgeräten entdeckten. Kurz zuvor hatte ihnen Gartenarchitektin Barbara Hanke erklärt, dass diese kleine bildnerische Zutat eine Hommage an das Teltower Rübchen sei. „Sieht ja eher nach Gatower Kugel aus!“, musterten sie argwöhnisch die nicht ganz so zutreffende Abbildung. „Unsere Rübchen sehen anders aus“, stellte der Heimatvereinsvorsitzende Peter Jäeckel fest, und erklärend formte er mit den Händen einen Kegel. Grienend meinte ein Stadtverordneter: „Lasst die runden Kullern bloß nicht unseren Rübchenkönig Duwe sehen.“
Unbeeindruckt von diesem Expertengespräch eroberten zwei Jungen nebenan die Lümmelbänke, deren geschwungene Formen auch eine Anregung zum Klettern sein können. Zuvor waren sie bereits begeistert die Treppen des Amphitheaters hinauf gekraxelt. Doch auch für die Teilnehmer des Rundganges gab es eine Menge zu entdecken, so testeten einige gleich mal die Querverbindungen zwischen den Wegen. Diese schmalen Pfade wurden teilweise aus dem ursprünglichen Wegenetz übernommen und gliedern gleichzeitig den Raum. Der soll sich ab Puschkinplatz wie ein grünes Fenster öffnen, umsäumt vom alten Baumbestand des ehemaligen Volksparkes, hatte die Gartenarchitektin den Stadtverordneten einst ihre Pläne vorgestellt.
Die mächtige Eiche am Eingang sorgt für einen sanften Übergang vom Puschkinplatz ins grüne Refugium. Allerdings fehlt nun leider in der Mitte des Parks der einstige Blickfang: die windgebeugten Rotdornbäume, die fast wie eine Skulptur anmuteten. Leider mussten sie gefällt werden, weil der Splintkäfer diese Bäume befallen hatte, berichtete die Gartenarchitektin. Bald sollen aber wieder neue Rotdornbäume an gleicher Stelle gepflanzt werden, versicherte Ute Grams vom Bauamt. Realisiert werden soll auch die Idee, Solarleuchten als nächtliche Lichtpunkte auf die Wiese zu setzen. Am Tage sorgen dann blaublühender Lavendel, Katzenminze und bodendeckende Rosen in Weiß und Rot für Farbakzente. Das farbliche Bild wird sich je nach Jahreszeit verändern und im Frühling mit Krokus und Tulpe den Reigen eröffnen. Hortensien und Winterjasmin kündigen den Herbst an und für ein immergrünes Kleid sorgen Buchs und Kirschlorbeer.
Schon jetzt lässt sich erahnen, dass der neu gestaltete Park einmal eine kleine städtische Oase wird. Betrübt waren die Stadtverordneten aber darüber, dass bereits erste Graffitispuren am Parkeingang zu sehen sind. Zwar wurden die terrakottafarbenen Wegeeinfassungen bereits mit Graffitischutz versehen, doch gefordert wurde, dass „die Krakeleien ganz schnell beseitigt werden, damit da gar nicht erst Hoffnungen aufkommen in der Sprayerszene“.
Ein optischer Schandfleck ist für viele auch das ehemalige Diana-Kino, in dem es einst auch mal ein Café gab. Da sich das leerstehende und zusehends verfallende Gebäude gleich neben dem Bürgerpark befindet, ist der krasse Gegensatz nun noch deutlicher geworden. Agendamitglied Rosemarie Schröder kann überhaupt nicht verstehen, warum die Stadt hier nicht energischer agiert. „Hier könnte doch nun endlich wieder Kaffee und Kuchen angeboten werden“, meinte sie. Doch da das Gebäude in Privatbesitz sei, so die Auskunft der Verwaltung, seien der städtischen Einflussnahme Grenzen gesetzt. Kirsten Graulich
Kirsten Graulich
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