Potsdam-Mittelmark: Unterricht in Trockenbau und Statik
Ihr erster Schultag wurde für die Geltower Kinder zum kleinen Abenteuer
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Schwielowsee . Geltow - So spannend kann der erste Schultag sein: Antonia, Marius und Lukas aus der fünften Klasse schauen interessiert Herrn Kraft über die Schulter. Der bringt im Moment Platten an der Wand an, laut surrt die Bohrmaschine in seiner Hand. In der Ecke liegen Baumaterialien, eine Leiter steht im Raum. Der typische Arbeitsgeruch von heißen Trennschleifern und frischem Holz liegt in der Luft. Die drei Kinder waren schon ziemlich neugierig, was die Bauarbeiter die ganzen Sommerferien über in ihrer Schule gemacht haben. Dass hier umgebaut werden soll, haben sie zwar gewusst, aber erst heute erfahren sie, was hier genau passiert.
Denn Trockenbauer Detlef Kraft und seine Kollegen werden wohl noch eine Weile brauchen, bis sie mit ihrer Arbeit in der Geltower Grundschule fertig sind. Für insgesamt 400 000 Euro wird das Gebäude den aktuellen Sicherheitsstandards angepasst: Die Treppenhäuser werden umgebaut, zusätzliche Notausgänge entstehen. Darüber hinaus werden die Räume neu zugeteilt, bis Jahresende soll der Hort hier einziehen, erklärt Bauamtsleiterin Kerstin Murin. Im Zuge dessen werden auch die Toiletten saniert, die Lehrerzimmer und Büros umgebaut, und im Erdgeschoss entstehen Küche und Speiseraum. Der komplette östliche Flügel ist vorerst gesperrt.
Nur heute gibt es eine Ausnahme: Im Rahmen eines Projekttages können sich die Knirpse hier unter Aufsicht umschauen und Fragen stellen. In jeweils drei Gruppen werden Rundgänge unternommen, die Gewerke erklärt und schließlich auch die Vorhaben von den Mitarbeitern des Planungsbüros S&P Potsdam erläutert. Der Grund dafür ist einfach: Wenn die Kinder eine verschlossene Tür sehen, wollen sie natürlich wissen, was dahinter los ist, erklärt Schulleiterin Monika Nebel. Auf diesem Wege würde die brennende Neugierde gleich gestillt – und die Schüler lernen dabei. „Sie werden zu kleinen Bausachverständigen und können auch ihren Eltern berichten, was bei uns zurzeit passiert.“
Während Bauingenieur Dennis Leidecker eine Gruppe quirliger Kinder durch die Räume führt, hat eine andere gerade Unterricht – bei Ingenieur Timo Jacob. Kindgerecht erläutert er, warum man eine Wand nicht einfach herausreißen kann und warum ein Stahlträger hochkant eingebaut wird. Dazu ruft er zwei Kinder nach vorne und gibt ihnen zwei Holzleisten in die Hand. Diese sollen sie zerbrechen, biegen dafür natürlich die flache Seite - bis es „knack“ macht. "Damit habt ihr erkannt, woran auch ein Statiker denken muss", lobt er die beiden.
Eine Etage tiefer erfährt man, wie die Grundschule später aussehen soll. Architektin Kerstin Sombrowski demonstriert anhand von Schaubildern, dass die Klassenräume in den Nord- und die Lehrerzimmer und Büros in den Südflügel kommen. Der Hort wird im Mittelkomplex untergebracht. „Welche Farbe die Wände bekommen sollen, wissen wir aber noch nicht.“ Lauthals rufen die Kinder ihre Vorschläge in die Runde, verstehen sich schon als echte Planer. Zumindest der ein oder andere erste Berufswunsch könnte an diesem ersten Schultag geboren worden sein. Thomas Lähns
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