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Potsdam-Mittelmark: Ursache für Großbrand noch unklar
Gefährlicher Mix aus Gasflaschen, Feuerwerk und Chemikalien an der Oderstraße wirft Fragen auf
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Teltow - Einen Tag nach dem verheerenden Großbrand im Teltower Gewerbegebiet gingen die Aufräum- und Ermittlungsarbeiten an der Oderstraße gestern weiter. Noch ist unklar, wodurch das Feuer in dem fünfstöckigen Büro- und Lagerhaus ausgelöst wurde. Untersucht werde auch, ob im Haus die Brandschutzrichtlinien eingehalten wurden, erklärte gestern Polizeisprecherin Katrin Laurisch. Denn in dem DDR–Bau lagerten Gasflaschen, Feuerwerkskörper, Reifen und diverse Chemikalien, die in der Nacht zum Mittwoch in Brand gerieten – gefährlich für Feuerwehr und Anwohner. Mehrere Explosionen hatten kurz vor Mitternacht das Gewerbegebiet erschüttert. Teile der Fassade des früheren Versandgebäudes des Teltower Geräte- und Reglerwerks (GRW) wurden durch die Wucht der Explosionen regelrecht herausgesprengt. Das Haus, das vom Grundstücksverwalter Techno Terrain Teltow GmbH bereits vor dem Brand im Internet zum Verkauf angeboten wurde, scheint abrissreif. In Mitleidenschaft wurde auch das benachbarte Jaguar-Autohaus gezogen (PNN berichteten). Bis in die späten Abendstunden dauerten die Löscharbeiten am Mittwoch an.
„Es müsste jedem Laien klar sein, dass Feuerwerkskörper, Gasflaschen und Chemikalien entsprechend ihren Sicherheitsbestimmungen gelagert werden müssen“, sagte gestern Polizeisprecherin Laurisch. Ob die im Gebäude getroffenen Brandschutzvorkehrungen für die offensichtlich gefährlichen Materialien ausreichend waren, werde vom Landeskriminalamt derzeit untersucht. „Es ist die Pflicht des Vermieters, die Einhaltung der Brandschutzrichtlinien zu überprüfen“, sagte Laurisch. Das hingegen sieht man beim Grundstücks- und Gebäudeverwalter der Teltower Techno Terrain GmbH anders. Deren Chefin, Petra Schulze, erklärte gegenüber den PNN: „In unseren Verträgen ist ganz klar geregelt, dass jeder Mieter für seinen Brandschutz selbst verantwortlich ist.“ Wann die Feuerwehr das letzte Mal die Brandschutzvorkehrungen der insgesamt 24 Mietparteien überprüft hatte, konnte sie nicht sagen. Neben dem Reifenlager eines Kleinmachnower Opel-Autohauses, den Laboren des Messtechnikbetriebes Endress und Hauser, einem Ingenieurbüro, einigen Partyservice-Unternehmen, die unter anderem literweise Schnaps in dem Haus lagerten, war auch ein Pyrotechnikunternehmen in dem Haus ansässig. Sämtliche Feuerlöscher, sowie Flucht- und Rettungswege in dem über 40 Jahre alten Haus seien regelmäßig von der Verwaltungsgesellschaft überprüft worden, erklärte Schulze.
Am Tag vor dem Brand hatte sich die Teltower Feuerwehr für eine Besichtigung des Lagerhauses angemeldet. Kurzfristig sagte die Feuerwehr den Termin wegen eines Einsatzes ab. Zuletzt hatte es eine Begehung des Hauses nach Auskunft des Wachabteilungsleiters der Teltower Feuerwehr, Olaf Arnold, in den 90er Jahren gegeben. Mindestens alle fünf Jahre sei sie empfohlen.
Derweil haben die Landeskriminaltechniker der Polizei ein Büro im Teltower Gewerbegebiet bezogen. Von hier aus werden die Ermittlungen koordiniert und Zeugen befragt. Mit ersten Ergebnissen rechnet man frühestens für den heutigen Freitag. Tobias Reichelt
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