
© Manfred Thomas
ZUR PERSON: Varianten eines Neuanfangs
Reinhard Mirbach und Christian Maaß wollen Bürgermeister von Michendorf werden
Stand:
Michendorf - Ganze 31 Stimmen haben dem Christdemokraten Reinhard Mirbach am 11. September für eine absolute Mehrheit und den direkten Einzug ins Michendorfer Rathaus gefehlt. Nun muss er am kommenden Sonntag in die Bürgermeister-Stichwahl mit dem SPD-Kandidaten Christian Maaß gehen. Nervös, aber optimistisch sehe er der Entscheidung entgegen, sagte Mirbach am gestrigen Donnerstag. Würden am Sonntag nur die Gemeindevertreter zur Wahlurne gebeten, könnte er ruhiger schlafen, denn er hat das Kunststück vollbracht, fast alle Fraktionen hinter sich zu bringen.
Offiziell nominiert wurde Mirbach von der Allianz für Michendorf, der neben der CDU auch die Freien Bürger (FBL) und die Unabhängige Wählergemeinschaft (UWG) angehören. Unterstützt wird er zudem von zwei lokalpolitischen Schwergewichten, dem Michendorfer Ortsbürgermeister Hartmut Besch (FDP) und Peter Pilling (Linke). Unter dem Strich sind fünf von sechs Ortsvorstehern auf seiner Seite, und selbst im Lager der Grünen gibt es große Sympathie für den CDU-Mann.
Deren Fraktionschefin Claudia Günther traut vor allem ihm zu, dass er die Streitigkeiten in der Großgemeinde um Bauprojekte oder Haushaltsmittel endgültig beendet und frischen Wind in die Verwaltung bringt. So viel Rückhalt erwächst nicht zuletzt aus Mirbachs bisheriger Amtsführung als Vorsitzender der Gemeindevertretung. Dort gelingt es ihm, die Emotionen zu zügeln, Streit zu schlichten und die Sacharbeit in den Vordergrund zu stellen. Mirbach agiert neutral und ruhig, aber auch bestimmt und souverän, scheint bei jedem Schritt schon den nächsten zu bedenken.
Für Christian Maaß wird von Bedeutung sein, wie viele Stimmen ihm die Wahlempfehlung der in der ersten Runde unterlegenen Amtsinhaberin Cornelia Jung (parteilos) bringt. Die SPD hatte den Potsdamer Verwaltungsfachmann mit kommunalpolitischer Erfahrung aus dem Landkreis Havelland bereits im November 2010 als ersten Kandidaten ins Rennen geschickt. Routiniert hat er sich mit den Problemen Michendorfs vertraut gemacht und im Laufe eines engagierten Wahlkampfs auch an Lockerheit gewonnen. Als neues Gesicht konnte er mit 30,9 Prozent der Wählerstimmen in der ersten Runde sehr zufrieden sein. Er sehe dem kommenden Sonntag gelassen optimistisch entgegen, sagte er gestern. Die Karten würden neu gemischt. Rückhalt im politischen Raum hat er nur von der eigenen Partei, doch selbst aus der Not macht Maaß eine Tugend. Im Gegensatz zu Mirbach stehe er für einen wirklichen Neuanfang ohne die Unterstützung einer Allianz unterschiedlicher Akteure, die über Jahre hinweg schon Verantwortung in der Kommunalpolitik getragen haben, sagt er. Als Bürgermeister würde er jedoch unvoreingenommene Gespräche und Zusammenarbeit anstreben.
Angesichts der Wahlkampf-Konstellation hätte Mirbach sicher einen leichteren Einstieg in das neue Amt. Der Wilhelmshorster betont, er setze auf seine Verwurzelung in der Gemeinde und einen geregelten Neuanfang gemeinsam mit den Ortsbeiräten, die in den vergangenen Jahren auch vieles auf den Weg gebracht hätten.
In den Wahlprogrammen der beiden Kandidaten gibt es viel Übereinstimmung. Einig sind sie sich darin, dass die Kommunikation in der Gemeinde verbessert und die Einwohner zeitiger in die Entscheidungen einbezogen werden müssten. Mirbach hat angekündigt, die Stelle eines Kulturbeauftragten als Ansprechpartner für Vereine und Ehrenamtliche zu schaffen. Beide wollen die Erreichbarkeit der Gemeindeverwaltung verbessern – im Gespräch ist die Schaffung eines Servicezentrums, wie es sich in der Nachbargemeinde Nuthetal bereits bewährt. Eine der ersten Aufgaben des neuen Bürgermeisters wird die Entwicklung eines Leitbildes für die Gemeinde sein. Amtsinhaberin Cornelia Jung hatte bereits 2007 einen eigenen Entwurf erarbeitet, ihn aber nie in die Gemeindegremien eingebracht. Als Grund nannte sie das zerrüttete Vertrauensverhältnis.
Die beiden Kandidaten kündigten an, einen anderen Weg zu gehen, keinen strengen Rahmen vorzugeben und das Leitbild auf breiter Basis gemeinsam mit den Einwohnern zu entwickeln. Mirbach sieht die Aufgabe des Bürgermeisters darin, den Prozess zu initiieren und zu führen und auch Maaß will zu Anfang nur Themenfelder für die Diskussion abstecken.
Den kommenden Sonntag wollen beide Kandidaten gemeinsam mit ihren Familien verbringen. Spätestens 18.30 Uhr werden sie im Michendorfer Gemeindeamt wieder zusammentreffen, wenn dort die Wahlergebnisse aus allen Ortsteilen eintreffen.
Christian Maaß
kandidiert für die SPD. Er ist Politik- und Verwaltungswissenschaftler und arbeitet derzeit als Geschäftsführer der Sozialdemokratischen Gemeinschaft für Kommunalpolitik im Land Brandenburg. Er war viele Jahre Mitglied im Kreistag Havelland und Stadtverordneter in Premnitz. Der 40-Jährige ist verheiratet und hat ein Kind. Er wohnt zurzeit in Potsdam.
Reinhard Mirbach
ist von der CDU, der Liste der Freien Bürger und der Unabhängigen Wählergemeinschaft aufgestellt worden. Er ist Vorsitzender der Gemeindevertretung Michendorf und Kreistagsabgeordneter. Der Diplom-Verwaltungswirt arbeitet als Ausbildungsleiter des Bundeskanzleramtes. Reinhard Mirbach wohnt seit zwölf Jahren in Wilhelmshorst, ist 42 Jahre alt, verheiratet und hat drei Kinder.
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