KulTOUR: Verdrehte Wahrheit
Jugendchor der Heilig-Geist-Gemeinde inszenierte Auferstehungs-Musical „Die Verschwörung“
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Werder (Havel) - Was treibt Dreizehn- bis Fünfzehnjährige dazu, über Leben und Sterben, Tod und womögliche Auferstehung nachzudenken? Natürlich gibt es etliche Grufties, welche sich schnell wieder dahin wünschen, woher sie gekommen sind. Die meisten dieses Alters aber wollen zuerst mal ihr Leben finden und nach heutiger Ansicht auch genießen, da stört der Gedanke an den Tod wohl eher! Das Wort „Auferstehung“ ist noch weiter weg.
Beim Jugendchor der Heilig-Geist-Kirchengemeinde in Werder ist das anders. Nachdem er unter Leitung von Pfarrer Georg Thimme bereits die Weihnachtsgeschichte auf besondere Weise vorgetragen hatte, studierte das zehnköpfige Ensemble nun ein Musical ein, von dem ausdrücklich gesagt ist, es sei nicht nur für Ostern gedacht. „Die Verschwörung“ handelt von jener Zeit, als Jesus nach seinem Tod vom Kreuz genommen und in ein von römischen Soldaten bewachtes Grab gelegt wird, wie es in den letzten beiden Kapiteln des Matthäus-Evangeliums steht.
Als Maria Magdalena „und die andere Maria“ am ersten Tag der Woche das Grab besuchen, ist es leer. Erdbeben. Ein Engel erklärt ihnen, der Gekreuzigte sei auferstanden, wie er es angekündigt hatte. Das hatten die jüdischen Hohepriester und Pharisäer am meisten befürchtet, denn so war bewiesen, dass er ihr König war, den sie ans Kreuz gebracht. Autor Matthias Hanßmann schildert eine Gerichtsverhandlung, darin der Hohepriester (Karoline Lauterbach) um jeden Preis beweisen will, dass es statt der Auferstehung nur einen betrügerischen Leichendiebstahl gab.
Zur Aufführung dieses spritzigen Musicals war Sonntagabend viel Publikum in Werders größte Inselkirche gekommen. Das Stück ist ganz nach dieser Zeit: In mehr oder weniger verständlicher Art erlebte man mit, wie die Wahrheit verdreht und Zeugen unter Druck gesetzt wurden, weil einfach nicht sein kann, was nicht sein darf. Behufs Videoschaltung zur Grabstatt Jesu begegnete man neben dem Engel den beiden Marias, sah die Kamera beim Live-Erdbeben in Werders Stadtpark mitwanken, um dann dabei zu sein, wie zwei gruftiartig geschminkte Römersoldaten (Eunike Rietz, Marie-Delphine Fronk) zur Lüge verdonnert wurden.
Wichtigster Garant für die Richtigkeit der Auferstehung Jesu war Tempel-Detektiv Lena Eggert, doch auch ihm traute man nicht. Zuletzt wurde der Fall zur Glaubenssache erklärt, das ist sie letztlich ja auch in dieser durchsäkularisierten Welt.
Neben den Dialogen gab es sechs von einer jungen Beatband neu arrangierte Kirchenlieder, darin zum Beispiel die Auferstehung Jesu bejubelt wird. Obwohl alles peppig gemacht und in Szene gesetzt worden war, bekam das Team die Raum-Akustik nicht in den Griff. Zu dünn die Stimmen, zu laut die Musik. Eigentlich schade, auch dass es bei einer Aufführung bleibt.
Hier sollten sich die Kirchenoberen mal etwas einfallen lassen, denn dieses Musical ist nicht nur „fetzig“, sondern wichtig. Nicht etwa, weil das, was am Grabe Jesu wirklich geschah, den Evangelien treu bleibt. Wenn aber aus der weltlichen Frage „leben oder sterben“ ein christliches „sterben oder auferstehen“ wird, sollte das in jeder Kirche der Gegenwart zu hören und erleben sein! Gerold Paul
Gerold Paul
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