
© Thilo Rückeis
Potsdam-Mittelmark: Viel Beifall für die Blütentherme Informationsveranstaltung im Schützenhaus mit 130 Gästen – Skeptiker hatten es schwer
Werder (Havel) - Rauschender Beifall für die Blütentherme. Eine Seniorin hatte gerade erklärt, dass sie seit 47 Jahren auf ein Schwimmbad in Werder warte.
Stand:
Werder (Havel) - Rauschender Beifall für die Blütentherme. Eine Seniorin hatte gerade erklärt, dass sie seit 47 Jahren auf ein Schwimmbad in Werder warte. „Ich bin überglücklich, dass es endlich kommt. Das ist ein Glücksfall für die Stadt.“ Der Großteil der 130 Teilnehmer einer Informationsveranstaltung zum neuen Freizeitbad war offenbar derselben Meinung. Für das Projekt gab es am Dienstagabend im Schützenhaus – neben ein paar kritischen Fragen – vor allem viel Applaus.
Nach dem Baustart am 18. Oktober löste die Stadt mit der Runde das Versprechen ein, die Einwohner über das Projekt zu informieren. Der Vorstand der mittelfränkischen Kristall Bäder AG, Frank Nägele, stellte das Unternehmen vor, das die Blütentherme bauen und betreiben wird. Zur Gruppe gehören zwölf Thermen, zwei in Brandenburg. „Wir wollen nicht das Geld abernten, sondern eine echte Standortentwicklung“, sagte Nägele. „Umsatz steigern, Kosten minimieren, Badegäste begeistern“ laute die Philosophie. Mit Grander-Wasser, Bergkristallen, Wohnzimmergefühl und freundlichem Personal will man es erreichen.
Zudem werde in den Bädern stetig investiert, auch hier: In Ludwigsfelde wurde, nachdem das gepachtete Bad an die Familien-AG gegangen ist, ein Bauantrag für ein Wellenbad gestellt, in Bad Wilsnack gerade ein Salzsee eröffnet. In einem Imagefilm schwärmen Bürgermeister – ob aus Bad Wilsnack, Seelze (Niedersachsen) oder Schwangau (Bayern) – über den Aufschwung, den ihre Orte mit Kristallbädern genommen hätten. „Die ganze Region hat profitiert“, sagt Bad Wilsnacks Bürgermeister Dietrich Grappa in die Kamera. Das hörte man gern im Schützenhaus.
Auf der anderen Seite wurde am Dienstagabend von einem Bürger – unter unheilvollem Gegrummel – nach gescheiterten Projekten gefragt: So hat sich Bad Karlshafen (Hessen) vor zwei Jahren im Streit von der „Kristall Bäder AG“ getrennt, die die Weser-Therme betrieben hatte. Dort sollte, wie in Werder, ein millionenschwerer Kommunalkredit durch Pachten abgezahlt werden, was aus Sicht der Stadt nicht wie vereinbart passierte. Nägele widerspricht der Darstellung, die Weser-Therme sei vielmehr zum Spielball politischer Fronten geworden. Staatsanwaltliche Ermittlungen gegen seine Firma seien eingestellt worden. „Wir sollten Bad Karlshafen Geld schulden, nach einem gerichtlichen Vergleich musste die Stadt aber noch Geld an uns bezahlen.“
350 000 Besucher sieht das Konzept der „Kristall Bäder AG“ jährlich für die Blütentherme vor. Was, wenn sie nicht kommen? „Die Zahl beruht auf Erfahrungen, die wir in ganz Deutschland gesammelt haben“, sagte Nägele. Ludwigsfelde sei für 300 000 Besucher konzipiert gewesen, empfange doppelt so viele. Ins abgelegene Bad Wilsnack kämen über 300 000. Auf der anderen Seite würde manches Bad anderer Betreiber aufgrund schlechter Konzepte „gegen die Wand gefahren“.
Das soll in Werder nicht passieren, dennoch wurde laut Nägele eine Patronatserklärung abgegeben. „Die ganze Bäder-Gruppe steht für den Erfolg ein.“ Das kam am Dienstagabend gut an. Bürgermeister Werner Große (CDU) erinnerte noch daran, dass man seit Jahren ein Bad anvisiere und zehn Millionen für die Investition gespart hatte. 500 000 Euro seien als jährlicher Zuschuss eingeplant gewesen. „Wir haben auf dem Markt geschaut, ob ein Investor zu denselben Konditionen in doppelter Größe baut.“ Es habe sich gelohnt. Nochmal Applaus.
Eine Werderanerin outete sich als Fan der Ludwigsfelder Kristalltherme und fragte, warum man in Werder nicht „ganz genauso“ baut. Die Konzepte sollen sich „beflügeln“, so Nägele. Gerade im Verbund mit Ludwigsfelde und Bad Wilsnack sehe man Chancen für Werder. „Mit geballtem Werbebudget können wir Berlin einkesseln.“
Er lobte die Lage am Zernsee, der aus vielen Winkeln sichtbar bleiben soll. Die Terrasse soll auf die Höhe des ersten Obergeschosses angehoben werden. Neu war auch, dass sich das Bad per Blockheizkraftwerk selbst mit Strom und Wärme versorgen soll. Zwar müsse man die eine Million dafür allein bezahlen, spare aber bis zu 70 Prozent Energiekosten.
Mit Interesse vernahmen die Veranstaltungsbesucher, dass mit der Blütentherme 60 bis 80 Arbeitsplätze entstehen. Die Ausschreibungen sollen im August 2012 erfolgen. Im Dezember 2012 wird „bei baufreundlichem Winter“ eröffnet. Eine Baugenehmigung gibt es bislang nur für die laufenden Tiefbauarbeiten, die Hochbaugenehmigung soll in zwei Wochen da sein, so dass es reibungslos weitergehen kann. Alles andere, so scheint es, könnte zu wütenden Protesten führen.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: