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Von Thomas Lähns: Viel Geld für eine lange Leitung

Schwielowsee soll über eine Million Euro für Abwasserleitung zahlen, die der Potsdamer EWP gehört

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Schwielowsee – Für die Abwasserentsorgung im Ortsteil Caputh muss die Gemeinde Schwielowsee demnächst tief in die Tasche greifen: Über eine Million Euro soll die Kommune in den nächsten beiden Jahren für die Sanierung der Abwasserleitung nach Potsdam berappen. Die Gesamtkosten belaufen sich auf knapp zwei Millionen Euro, von denen jedoch ein Teil durch das Land gefördert wird. Die Landeshauptstadt Potsdam als Auftraggeber beteiligt sich lediglich mit 40 000 Euro. Die Gemeindevertreter haben der Investition auf ihrer Sitzung am Mittwochabend zwar mehrheitlich grünes Licht gegeben, kritische Fragen kamen aber dennoch auf.

Denn während das Caputher Leitungsnetz der Gemeinde gehört, ist die „Energie und Wasser Potsdam GmbH“ (EWP) Eigentümer des Abwasserkanals in Richtung Landeshauptstadt. Allerdings habe die Gemeinde gegenüber der EWP keine Rechte, bemerkte Gemeindevertreter Jörg Steinbach (BBS). „Wir hängen am Gängelband“, formulierte er das Verhältnis. Andere Kommunen können als Auftraggeber über Kontrollgremien in ihren Wasser- und Abwasserverbänden mitbestimmen – die EWP hingegen gehört den Potsdamer Stadtwerken (65 Prozent) und der eon.edis (35 Prozent).

Die Sanierung ist Teil eines neuen Vertrags zur Schmutzwasserabnahme durch die EWP, der am 1. Januar 2011 in Kraft tritt. Die Gemeindevertretung hatte dem bereits vor zwei Jahren zugestimmt, eine Entscheidung über die Finanzierung aber erst einmal verschoben. Das rächt sich nun: Während vor zwei Jahren noch Leistungen wie Munitionsbergung oder Verkehrssperrungen gefördert wurden, ist dies nun nicht mehr möglich. Allein dadurch ergeben sich 180 000 Euro an Mehrkosten. „Das passiert, wenn man die Dinge aussitzt“, bemerkte Gemeinderatsvorsitzender Roland Büchner (BBS). Er stimmte als einziger gegen die Vorlage. Gegenüber den PNN sprach er von einem „Knebelvertrag“. Es sei ein Unding, dass die Gemeinde in eine Leitung investieren soll, die ihr nicht gehöre. „Da muss ein anderer Vertrag her.“

Auch seitens der Verwaltung war von „explodierenden Gesamtkosten“ die Rede. Deshalb schickt die Gemeinde ein externes Büro ins Rennen – denn so einfach hinnehmen will man die Angaben der EWP nicht. „Aufgabe ist die technische Überwachung sowie Abrechnungs- und Kostenkontrolle“, heißt es in der Beschlussbegründung. 38 000 Euro legt Schwielowsee dafür noch einmal drauf.

Viel mehr Möglichkeiten hat die Gemeinde offenbar nicht: Laut Bauamtsleiterin Kerstin Murin sind auch andere Varianten wie die Überleitung des Abwassers nach Ferch untersucht worden. Dadurch wären jedoch die Gebühren gestiegen, denn hier hätte man in eine neue Leitung investieren müssen. Im Moment zahlen die Caputher für die EWP-Abwasserentsorgung 3,62 Euro pro Kubikmeter. Dass die Druckleitung saniert werden müsse, sei bereits vor Jahren klar gewesen. Eine günstigere Alternative sehe auch sie nicht, sagte Kämmerin Ute Lietz.

Nötig ist die Sanierung, weil die Abwasserdruckleitung zwischen dem Forsthaus Templin und der Leipziger Straße in Potsdam einen zu geringen Durchmesser hat. Der Zufluss am Forsthaus ist inzwischen überlastet, weil die Schmutzwassermenge aus Caputh in den vergangenen Jahren wegen der Zuzüge gestiegen ist. Zwischen Caputh und Forsthaus wurde der Rohrduchmesser bereits erweitert.

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