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DIE SCHWIERIGE ARBEIT DER RESTAURATOREN FESTPROGRAMM: Vieles ist noch unter Farbschichten verborgen Den Engel aus der Dunkelheit befreit

Bei der Restaurierung der Philippsthaler Kirche kam Erstaunliches zutage. Nun wird der Geburtstag des Baus und des Ortes gefeiert

DIE SCHWIERIGE ARBEIT DER RESTAURATOREN FESTPROGRAMMBei der Restaurierung der Philippsthaler Kirche kam Erstaunliches zutage. Nun wird der Geburtstag des Baus und des Ortes gefeiert Wie viele dieser Engelsköpfe noch unter dem Anstrich verborgen liegen ist ungewiss. Dieser hier ist am Übergang von der Seitenwand zur Decke gefunden worden, der so genannten Voute. Die Restauratoren vermuten, dass die Abbildung deshalb erhalten ist, weil sie vom Boden aus nicht zu erreichen ist. Bilder an den Wänden könnten dagegen bei früheren Malerarbeiten entfernt worden sein. Die Restauratoren haben nach dem denkmalpflegerischen Motto gearbeitet: restaurieren, was man zum Vorschein bringen kann, und das rekonstruieren, von dem man weiß, dass es da ist. Im oberen Teil des Hauptschiffs zu Beispiel fanden sich ein Muster aus gleich gestalteten Blüten. Das im Stil des Originals zu ergänzen, wo man es nicht mehr freilegen kann, sei im Sinne einer denkmalgerechten Sanierung, erläutert Elka Beutel. „Aber irgendwas erfinden, das geht nicht“, ergänzt sie mit ein wenig Empörung in der Stimme. Daher ist der größte Teil des Chorraums auch einfarbig gestaltet, bis eventuell mit Fotos belegt werden kann, wie es dort früher ausgesehen hat. eck Nuthetal - Wie schön ihre Kirche ist, haben die Philippsthaler bis vor kurzem gar nicht gewusst – dass sich nämlich an Wänden und Decken alte Malereien aus der Zeit befinden, in der der Bau errichtet wurde. Das war vor genau 100 Jahren, und ein Teil der Bilder und Ornamente ist jetzt wieder zu sehen. Pünktlich zum runden Jubiläum hat die Gemeinde das Gotteshaus restauriert, am Sonntag wird das mit einem Festgottesdienst gefeiert. Der wiederum bildet den Auftakt zu einer Festwoche zum 250. Geburtstag von Philippsthal. Die Restauratorin Elka Beutel und ihre Kollegen haben die alten Malereien zuerst im Altarraum entdeckt. Hier habe sie schon damit gerechnet: „In so ’ner netten Kirche muss was sein“, habe sie gedacht. Um die Bilder der Dunkelheit zu entreißen, musste die darüber liegende Farbschicht entfernt werden. Doch diese Dispersionsfarbe erwies sich als so stark haftend, dass sie sich kaum ablösen ließ, ohne die Originale zu beschädigen. Die Restauratorin und ihre drei Kollegen „versuchten trotzdem alles“, wie sie sagt, und bearbeiteten die Flächen tagelang mit Skalpellen. Eine Sonne ist nun wieder an der Decke zu sehen, mit einem Stern darin. Der größte Teil der Originalbemalung bleibt aber erst einmal im Verborgenen. Allerdings hat Elka Beutel die Hoffnung noch nicht aufgegeben, noch mehr über den ursprünglichen Zustand herauszufinden. „Vielleicht ist am Sonntag jemand unter den Besuchern, der die Kirche noch von früher kennt“, sagt sie – jemand, dessen Großeltern hier geheiratet haben und der vielleicht noch Bilder davon hat. Die Malereien im Hauptschiff der Kirche haben die Restauratoren genauso überrascht wie die Philippsthaler. Es muss im Ort jemanden mit Geld gegeben haben, der das in Auftrag gegeben hat, mutmaßt Elka Beutel. Hier so weit wie möglich den Urzustand wieder herzustellen, war aber nicht möglich, dafür reichte das Geld nicht. Bislang ist ein Engelskopf hervorgebracht, umgeben von einem Blütenmuster. Wen genau er darstellt, ist aber im Moment unklar. Am Sonntag soll noch einmal Geld gesammelt werden. Kirche und Gemeinde Nuthetal haben zurzeit keine weiteren Mittel. 100000 Euro, einschließlich Fördermittel, wurden bisher in die Sanierung gesteckt. Neu sind aber nicht nur die Wände und Decken. Auch von außen hat die Kirche einen neuen Anstrich erhalten. Der Turm wurde renoviert, inklusive Glocken und Kreuz. Marode Fensterrahmen wurden ausgewechselt, Scheiben und Fensterbänke. Im Innern sind die Bänke an den Außenseiten nun nicht mehr in die Wand eingelassen, sondern stehen frei. Bis zum Winter soll eine Elektroheizung installiert werden, erläutert die Architektin Sonja Lieberwirth. Damit wäre die Kirche nach den Dachreparaturen in den 90ern, wieder das ganze Jahr über nutzbar. Und es gibt auch schon Pläne, wie sie neben den Gottesdiensten mit Leben gefüllt werden könnte: Geplant sind Konzerte und Lesungen. Es gibt auch Überlegungen, die Gemeindevertretung hier tagen zu lassen. Volker Eckert Der Gottesdienst am Sonntag, 13. Juni, um 14 Uhr bildet den Auftakt zur Festwoche zum 250. Geburtstag von Philippsthal. Dabei werden die sanierten Glocken geweiht, danach gibt es Kaffee und Kuchen. Am Montag steht ab 19 Uhr die Geschichte des Ortes im Mittelpunkt: „Wir berichten über Philippsthal“, heißt es in Peter Dordels Gasthof. Eine Ortschronik wird vorgestellt. Hier wird am folgenden Tag, dem Dienstag, um 18 Uhr eine Ausstellung mit Bildern von Helmut Meyer eröffnet. Der Mittwoch ist der Tag des Philippsthaler Kindes. Mit dabei ist die Musikschule Fröhlich und die Grundschule Saarmund, los geht’s um 16 Uhr Auf dem Anger. Motto des Donnerstags ist „Philippsthal in ruhigen und bewegten Bildern“. Gezeigt werden Fotos und Filmausschnitte, Beginn ist um 19 Uhr in Peter Dordels Gasthof. Der Freitag ist Tag der offenen Tür im Herrenhaus Friedrichshuld. Familie Meyer lädt ab 17 Uhr alle Interessierten zu Besichtigung und Beisammensein im Garten. Den Abschluss der Jubiläumswoche bildet der Sonnabend.Los geht es mit einem Festumzug ab 11.30 Uhr, der um zirka 12.30 Uhr auf dem Dorfplatz mit Blasmusik und Unterhaltungsprogramm endet. Der große Abschlussball beginnt schließlich um 20 Uhr in Peter Dordels Gasthof. Beim Kartenvorverkauf werden nach Angaben des Festkomitees zunächst die Anfragen aus Philippsthal berücksichtigt.

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