Potsdam-Mittelmark: Vier Flügel, Küche, Bad – und Baumhaus
Neuer Blickfang neben Werders Kabel-1-Mühle
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Werder (Havel) - Petra Maier hat einen Hang zum Unkonventionellen: Vor drei Jahren hat die Ingenieurin mit ihrem Mann Peter Bartsch die Kabel-1-Mühle am Zernsee gekauft – und ist nach wie vor hingerissen von dem Konzept eines Wohnhauses in Form einer Holländermühle. Den Ansatz hat sie jetzt erweitert: Nebenan steht seit kurzem ein Baumhaus. Das mit Kupferplatten verkleidete Gebäude in fünf Metern Höhe ist ebenfalls nach modernsten Standards gebaut worden und glänzt durch Wohnqualität. Spaziergänger haben nun also einen weiteren Grund, vor dem Anwesen der beiden Berliner Halt zu machen.
„Die Leute sind immer noch sehr interessiert an dem, was hier passiert“, berichtet Petra Maier. Regelmäßig höre sie Ausflügler hinter der Gartenmauer staunen. „Einer erklärt dann immer, was es mit der Mühle auf sich hat“, lacht sie. Rund 50 Prozent der Passanten würden gezielt hier her kommen, schätzt die Eigentümerin nicht ohne Stolz. Maier und Bartsch haben die Kabel-1-Mühle in den Havelauen von den Gewinnern der Fernsehshow „Vier Flügel, Küche, Bad“ gekauft. Ein Handwerkerteam hatte die Wohmühle Anfang 2006 für den Privatsender vor Kameras innerhalb nur weniger Wochen errichtet. Auf den Flügeln befinden sich Solarzellen, die das Objekt energieautark machen. Das Publikum musste über die Inneneinrichtung abstimmen. Dazu gehören sogar sprechende Haushaltsgeräte.
Maier und Bartsch nutzen die Mühle nicht nur zum Wohnen, sondern bieten hier auch Schulungen an. Mit ihrer Firma CFX Berlin vertreiben sie Software zur Simulation von Strömungen und setzen diese auch für Projekte ein. Anlagenbauer können damit zum Beispiel Strömungsvorgänge sichtbar machen. Aufheiz- und Abkühlvorgänge können somit energiesparend optimiert werden. Auch große Firmen wie Siemens, Bosch, BMW und Airbus gehören zu den Kunden. Sogar akkustische Berechnungen hat CFX möglich gemacht: Maier nennt als Beispiel Autospiegel, die ab Tempo 160 anfangen zu pfeifen – ein Konstruktionsfehler, der sich vermeiden lässt, wenn man die Form der Fahrtwind-Strömung anpasst. „Selbst die Eigenschaften der Nasenatmung haben wir schon simuliert“, so Maier. Bei Schulungen an dieser Software soll das Baumhaus als Gästewohnung dienen.
Die Außenanlagen an der Mühle haben die Eigentümer unter eigener Regie gestalten lassen: Beete, Wege mit hellen Kieselsteinen und ein kleiner Apfelbaum vor der Tür sorgen für angenehmes Flair. 2400 Quadratmeter an der nordwestlichen Seite haben die beiden jetzt noch dazu gekauft – unter anderem für das Baumhaus. „Wir wollten eigentlich einen Wohnwagen aufstellen, aber selbst dafür braucht man eine Baugenehmigung“, sagt Petra Maier. Die Idee eines Gästequartiers hatte sie eigentlich schon verworfen, als sie auf die Arbeiten des Bremer Architekten Andreas Wenning stieß, der Baumhäuser zum Wohnen entwirft. Zwar brauchten die Mühlenbesitzer dafür auch eine Baugenehmigung – aber in Anbetracht der Idee, in einem Baumhaus zu residieren, nahmen sie die Mühe auf sich.
Eine Treppe, die allein mit Stahlseilen an einer Alten Eiche befestigt ist, führt hinauf in das Häuschen. Der Innenraum ist vollständig mit Holz verkleidet und Licht durchflutet. Hier befinden sich auf 18 Quadratmetern ein Doppelbett, eine Sitzbank, ein Arbeitsplatz und ein WC. Das Haus wird noch mit Strom, Wasser und Wärme erschlossen. Für Maiers Firma CFX sind Mühle und Baumhaus ein Aushängeschild. Denn Software-Schulungen erhalten so den Hauch eines Abenteuerurlaubs in Werder. Thomas Lähns
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