zum Hauptinhalt
Star der 70er. Werner Guhl kickte erst für den WFC, später in Frankfurt.

© WFC

Potsdam-Mittelmark: Viktoria feiert seine Helden

Werderaner FC wird 95 Jahre alt. Familienfest auf dem Arno-Franz-Sportplatz

Stand:

Werder (Havel) - Zwei Dinge würde der Vorsitzende des Werderaner Fußball-Clubs, Klaus-Dieter Bartsch, gern beeinflussen: das Wetter und die Post. Anlässlich seines 95. Geburtstages will der Verein morgen ein großes Fest feiern. Rund 120 Einladungskarten hat Bartsch für die bevorstehende Fußballfete verschickt – an Mitglieder, Förderer, Freunde, ehemalige Spieler. Doch angekommen sind sie vielfach noch nicht. „Die Post hat uns ein Bein gestellt“, sagt Bartsch. Der Streik fordert auch vom Fußball seinen Tribut.

Krisen gehören seit jeher für den Verein zum Geschäft. In 95 Jahren hat er Höhen und Tiefen, einen Krieg, den Mauerbau und schließlich die „Wende“ erlebt. An vieles kann sich Bartsch noch selbst erinnern, anderes ist überliefert. Die Männer der ersten Stunde leben längst nicht mehr. Jahrzehnte sind ins Land gegangen, seit sich in einer Werderaner Gaststätte eine Handvoll Fußball-Verrückte zusammengeschlossen und den Verein gegründet haben. Damals noch als Abteilung des in Berlin-Tempelhof beheimateten BSC „Victoria 1889“.

Es war die Zeit, da der Fußball im Land wieder boomte. Gerade war die erste Deutsche Meisterschaft nach dem Ersten Weltkrieg ausgetragen worden. Auf der Schützenwiese neben dem ehemaligen Schützenhaus kickten die Altvorderen, in der Saison 1931/32 feierten sie mit der Seniorenmeisterschaft in der Bezirksklasse ihren ersten großen Erfolg. Zwei Jahre später profitierte Werder von den Olympischen Spielen 1936 in Berlin, ein Rasenplatz entstand. Den bislang größten Erfolg in der langjährigen Vereinsgeschichte erzielten jedoch die B- und C-Junioren in der jüngeren Vergangenheit. 2008/09 und 2012/13 gelang der Sprung in die Brandenburg-Liga.

Dabei sah es unmittelbar nach der Wende alles andere als rosig aus. Die Betriebe, die den Fußball finanziell stützten, gab es nicht mehr, Spieler zog es in den Westen. „Es war eine Umstellung, aber auch eine große Herausforderung“, erinnert sich Bartsch. Doch Werder wuchs und gleichsam die Zahl der spielfreudigen Kicker.

Zählte der Verein zur Wende noch um die 180 Mitglieder, so sind es heute fast 500. Der WFC entwickelte sich zum zahlenmäßig größten Verein in der Havel-Stadt. Drei Männer- und elf Nachwuchsmannschaften trainieren heute hier. Am morgigen 11. Juli, dem Tag, an dem vor 95 Jahren die Geschichte von Viktoria begann, soll auf die schönen und tragischen Zeiten zurückgeschaut, Erfolge gefeiert und auf die Zukunft angestoßen werden. Nach einem Festakt in den „Bürgerstuben“ will der Verein sein Jubiläum auf dem Arno-Franz-Sportplatz mit einer Familienfeier würdig begehen.

Neben Kletterwand und Hüpfburg ist vor Ort ein Kochbus geparkt, in dem Kinder selbstständig kochen und Interessantes über gesunde und sportliche Ernährung erfahren sollen. Aber auch der Fußball soll nicht zu kurz kommen. Ein spannendes Match erwartet Bartsch, wenn um 14.30 Uhr ehemalige Kicker des WFC ihre „Töppen“ schnüren und gegen eine Mixmannschaft des Werderaner FC antreten. Daneben sollen auch neue Fußball-Helden geboren werden.

Bei dem Turnier Alt gegen Jung werden Teams gebildet, deren Gesamtalter gemäß des Geburtstags des Vereins die Zahl 95 ergibt. Solveig Schuster

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })