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Potsdam-Mittelmark: Visitenkarte für Caputh

Die Villa Bergmann und ihre Nachbarschaft wird saniert – am Templiner See soll ein Kunst-Treff entstehen

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Schwielowsee - Vor zehn Jahren hat Lothar Hardt seine Vertriebsfirma mit 150 Leuten verkauft. Für Philips und Thomson war sie tätig, nebenher an einer chinesischen Chipfabrik beteiligt. All das ist vorbei, Lothar Hardt ist nicht mehr „aktiv beruflich tätig“, hat sich seitdem in der Immobilienwelt an der Côte d“Azur, in Monaco und Dubai umgeschaut. Auch in Deutschland investiert er hier und da in Bauobjekte, besonders Denkmale liegen ihm am Herzen. Durch den Berliner Architekten Werner Jockeit ist er auf die Villa Bergmann in Caputh aufmerksam geworden.

Die Gemeinde hatte für die denkmalgeschützte Villa – gleich an der Fähre – einen Käufer gesucht, durch den benachbarten Kindergartenneubau hatte sie 1998 ihre Funktion verloren. Seit 1950 haben hier Generationen von Kindern gespielt, nachdem die Bergmanns Caputh verlassen hatten. Für die Villa waren die Kinder offenbar ein Glück – wertvolles Inventar blieb erhalten, selbst die Butzenfenster im Ballsaal, die der DDR-Außenhandel für Devisen verscherbeln wollte.

Lothar Hardt ist besonders vom Saal begeistert. Bis zum Jahresende soll die derzeit eingerüstete Villa mit Seeblick für rund zwei Millionen Euro nach allen Regeln des Denkmalschutzes saniert werden. Anbauten sind bereits abgerissen, alte Balkone werden wieder angefügt. Hardt will sich hier eine Zweitwohnung einrichten, der sanierte Ballsaal soll für Konzerte und Veranstaltungen offen sein.

Ist die Villa fertig, will er sich mit seinem Architekten um das benachbarte, ebenfalls denkmalgeschützte Kutscherhaus kümmern, es gehört zum Grundstückt. Ein paralleler Atelierneubau und ein gepflasterter Hof sind geplant. Die Geschichte der Künstlerkolonie am Schwielowsee soll am Templiner See wieder aufleben: Hardt will Wohnungen und Ateliers an acht bis zehn Künstler, vor allem Bildhauer vergeben. Interessenten gäbe es schon. Zusammen mit dem kleinen Park am Seeufer und einem Skulpturenpfad soll Caputh „eine Visitenkarte“ bekommen, verspricht Hardt. Ein bisschen Leben gibt es schon ab morgen, wenn im einstigen Blumenladen an der Straßenfront – gleich neben der Villa – von Petra Reetz ein Coffeeshop eröffnet wird.

Mit der kleinen Künstlerkolonie wird nicht nur die Geschichte der alten Havelländischen Maler aufgegriffen: Auch die Villa Bergmann selbst hat viele Berührungspunkte zur Kunst. Der Caputher Heimatforscher Heinz Schmal hat seit Jahren zu dem Haus geforscht, am 19. April (Vernissage um 15 Uhr) sollen die Ergebnisse in einer Ausstellung im Heimathaus vorgestellt werden.

Ob Carl Buschs Butzenfenster, Hans Kobersteines im Ballsaal aufgehängtes Gemälde „Der Wilde Jäger“ oder Paul Gerhard Voges Deckenmalerei – Schmal hat zu allen Künstlern recherchiert, die mit der Villa in Beziehung stehen. Auch die Geschichte der ambitionierten Eigentümer wird in Dokumenten und Bildern erzählt: Oskar von Laszewski, der das Haus 1913 erbaute, wird selbst schauspielerisches Talent nachgesagt. Als allerdings aufflog, dass er sich fälschlich als Baron ausgab, ließ sich seine Frau Anna, eine Bankierswitwe, von ihm scheiden. Die Villa wurde 1919 an den Fabrikanten Heinrich Bergmann verkauft – der Name bleibt ihr wohl erhalten. Henry Klix

Ausstellung im Heimathaus Caputh, Krughof 28, bis 11. Mai. Geöffnet am Wochenende zwischen 15 und 18 Uhr.

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