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Einfach lächeln. Charmant versuchen die beiden spanischen Praktikanten ihre fehlenden Deutschkentnisse mit einem Lächeln zu überstrahlen.

© Eva Schmid

Potsdam-Mittelmark: Viva la Currywurst

Zwei spanische Studenten hat es für ein Praktikum nach Langerwisch verschlagen

Von Eva Schmid

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Michendorf - Deutschland ist für José und Sergio ein Blumenparadies: Jeden Tag haben sie es mit anderen Pflanzen zu tun, ob Geranien, Rhododenren oder Fuchsien. Wenn sie durch die Gewächshäuser der Firma Landgard in Langerwisch schlendern, grüßen sie die Mitarbeiter mit „Hola“ und einem breiten Lächeln. Sie sind in dem Großhandelsbetrieb, der Pflanzen an Blumenläden verkauft, Exoten – und die ersten ausländischen Praktikanten in dem Betrieb.

Vor vier Wochen sind der 25-jährige Sergio Burgos und sein Studienfreund, der 33-jährige José Antonio Gonzales, nach Deutschland gekommen. Sie studieren Internationalen Handel. Ihre Hochschule im südspanischen Sevilla hat vier ihrer Studenten ein Auslandspraktikum für zwei Monate angeboten. José und Sergio sind froh, dass sie nach Deutschland gekommen sind. Sie wussten, worauf sie sich einlassen – und kamen, ohne ein einziges deutsches Wort zu können. „Ich dachte mir, dass es deshalb ganz lustig wird“, erzählt José auf Englisch.

Bisher kommunizieren sie mit Handzeichen und einem Lächeln und versuchen sich anzupassen: Selbst wenn sie am Wochenende Berlin besuchen, gehen sie keine Tapas essen, sondern Currywurst. Mit drei gerollten „R“, versteht sich. Und obwohl sie die meiste Zeit in der S-Bahn sitzen, sind sie bestens gelaunt. „Alles ist toll hier, außer ABC“, sagt Sergio. Damit meint er den Tarifbereich der S-Bahn.

Ihre Betreuerin bei Landgard, Jutta Leutung, hat sich um einen Deutschkurs für ihre Schützlinge bemüht: „Es war alles sehr kurzfristig, nur noch an der Volkshochschule in Berlin-Spandau war etwas frei.“ Dreimal die Woche besuchen sie jetzt einen vierstündigen Intensivkurs. Ihr Ziel: die Sprache so gut zu lernen, dass sie in Deutschland einen Job finden. Wie attraktiv Deutschland ist, zeigen die jüngsten Zahlen des Bundesamtes für Statistik.

Mehr als eine Million Menschen sind im vergangenen Jahr zugewundert. Viele kommen aus den südeuropäischen Staaten, in denen junge, gut ausgebildete Menschen aufgrund der Finanz- und Schuldenkrise derzeit keine Arbeit finden. So kamen 2012 aus Spanien 45 Prozent mehr Einwanderer als 2011. Die Jugendarbeitlosigkeit liegt dort derzeit bei fast 56 Prozent.

Dass Sergio und José zu dem Blumengroßhandel Landgard gekommen sind, haben sie der Potsdamer Industrie- und Handelskammer zu verdanken. „In diesem Jahr haben wir zum ersten Mal ausländische Jugendliche aufgenommen“, sagt die Mobilitätsberaterin Karin Bethke. Normalerweise entsende die IHK nur deutsche Jugendliche in ausländische Betriebe. Bethke verspricht sich viel von dem Besuch: „José und Sergio können zu Botschaftern werden und möglicherweise gut ausgebildete Fachkräfte nachziehen.“ Auf diese Weise dem Fachkräftemangel zu begegnen, sei ein langer Prozess. „Die wichtigste Voraussetzung bleibt nun mal die Sprache.“

Die beiden Spanier pauken Vokabeln und lernen die Grammatik. Auf die Frage, ob ihnen der Sprachkurs Spaß macht, verdrehen sie allerdings die Augen und stöhnen. Dennoch fühlen sich die beiden Jungs hier wohl: „Die Leute sind offener, als ich dachte. Der einzige Unterschied zu Spanien ist die Essenszeit, sonst ist alles ähnlich“, sagt José.

Nach Pfingsten werden die beiden mit ihrer Betreuerin Jutta Leutung im Büro sitzen. „Bisher haben sie im Verkauf geholfen, weil wir um den Muttertag herum Hochsaison haben.“ Die Jungs wollen verstehen, wie der internationale Betrieb arbeitet. Muttersprachler seien für Landgard ideal, so Leutung. „Aber leider haben wir keine Handelsbeziehungen zu Spanien, sondern nur zu Italien.“ Ende Juni ist ihr Praktikum in Langerwisch vorbei. Im Sommer müssen sie zurück nach Spanien, um ihr Studium zu beenden. Danach wollen sie sich deutschlandweit auf Jobsuche begeben, um für ein bis zwei Jahre zu bleiben.

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