Potsdam-Mittelmark: Vögel mit Punkte-Gleichstand
Beim Wettbewerb „Gans schön schlau“ bemalten Schüler Kunstgänse – die Sieger werden ausgelost
Stand:
Seddiner See - Die Jury war diese Woche sichtlich überfordert. „Die Viecher sind alle so schön“ – brachte Volkshochschul-Leiter Klaus Benthin das Problem auf den Punkt. Trotzdem können nur zwei Gänse siegen, nur zwei Schulen ein Schulfest gewinnen. Obwohl 106 bunte Plastikvögel in Reih und Glied in der Heimvolkshochsschule in Seddiner See stehen und bewertet werden müssen. „Gans schön schlau“ heißt der Landeswettbewerb der Initiative „Land Aktiv“.
Die Aufgabe: Schüler aus ganz Brandenburg , von der 1. bis zur 12. Klasse, sollten lebensgroßen Gänse-Rohlinge aus Kunststoff bemalen und gestalten – ähnlich wie die berühmten Berliner Buddy-Bären. Jasmin, Linda und die anderen aus der 5. Klasse der Grundschule Guteborn bei Senftenberg haben ihre Gans mit echten Federn eines Originals vom Bauernhof aus ihrem Dorf beklebt. Die Oma eines Schülers hat der Gans Mütze, Schal und Stulpen gestrickt – rotweiß gestreift, in den Farben Brandenburgs. Jetzt sehen sie der Jury über die Schultern. Sie sind extra hierher auf Klassenfahrt gegangen.
Jeder der vier Jurymitglieder geht mit einer Liste in der Hand die Reihe der nummerierten Vögel ab. Einen bis fünf Punkten dürfen sie pro Gans vergeben. Die Gans mit den meisten Punkten gewinnt. Schauspielerin Gerit Kling aus Wilhelmshorst gibt gleich mehreren Gänsen fünf Punkte. Sie findet besonders die abstrakt gestalteten Tiere „sehr gut“ – und die Samba-Gans Roberta, die mit glänzenden Pfauenfedern geschmückt ist. Auch Spargelkönigin Nadine Hofmann, Bauernverbandspräsident Udo Folgart und Uwe Briese vom Landwirtschaftsministerium können sich nicht entscheiden, welches die schönste Gans im Land ist.
Benthin glaubt darum, dass am Ende zwischen vielen Gänsen Punktegleichstand herrschen wird: „Wir werden die Sieger auslosen müssen.“ Die beiden Gewinnerschulen werden aber erst am 18. Mai auf der Brandenburgischen Landwirtschaftsausstellung in Paaren Glien bekannt gegeben.
Die Fünftklässler aus Guteborn sind jedenfalls von ihrem Sieg überzeugt: „Unsere Gans gewinnt“, sagt die elfjährige Linda. Der Clou ihres Vogels ist das kleine Knöpfchen unter dem orangenen Schnabel. Wenn man das drückt, fängt die Gans aus Guteborn an, zu singen: „Nag, Nag, Nag.“ Ein Lied darüber, wie sie ihrem Schicksal als Weihnachtsgans entfliehen konnte und nun gern zur Schule geht. „Wir haben es selbst gedichtet und die sechste Klasse hat es aufgenommen“, erklärt Jasmin. Von November bis zum 31. April hatten sie für ihre Gans Zeit.
Gesponsert haben die weißen Tiere Bauern und Unternehmer aus der Region – vom Geflügelzüchter bis zur Sparkasse: „Wir wollten so den jungen Menschen zeigen, welche berufliche Möglichkeiten Leute haben, hier zu bleiben“, sagt Gans-Projektleiterin Cornelia Kühl und meint die ländlichen Gebieten Brandenburgs. Denn die Sponsoren haben nicht nur die Gänse übergeben, sondern die Schüler eingeladen, ihre Betriebe zu besuchen. Folgart hofft, dass die Bauern dabei den Kindern auch die moderne Landwirtschaft zeigen und sie vor allem dafür interessieren konnten – „um den Nachwuchs für die Landwirtschaft zu sichern“.
Die Zahl der Ausbildungsverträge in der Branche ist im laufenden Ausbildungsjahr zwar bundesweit um sieben Prozent gestiegen. Doch immer noch herrscht dort ein Mangel an Fach- und Führungskräften. 2009 soll darum der nächste Land Aktiv-Wettbewerb starten. Dann soll es um Schweine gehen.
Juliane Wedemeyer
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: