
© Andreas Klaer
Potsdam-Mittelmark: Vogelhochzeit und heiße Rhythmen
Karl-Hagemeister-Schule in Werder feierte Jubiläum mit Hagemeister-Revue auf der Bismarckhöhe
Stand:
Werder (Havel) - Viele kleine Hagemeister sitzen neben dem Bühnenaufgang. Domenik trägt einen weißen Pyjama und Filzpantoffeln. Gelassen wartet der Achtjährige, bis er zum „Malen“ auf die Bühne darf. Seine Arbeitskleidung ist noch ohne Farbtupfer. Die Malerjoppe von Lukas dagegen, seinem Nachbarn, ist bunt gesprenkelt. Der Neunjährige aus der Karl-Hagemeister-Grundschule in Werder ist die Ruhe selbst. Er habe schon fünfmal auf der Bühne gestanden, sagt er lässig. Die „Cool School Symphonie“ im Ballsaal der Bismarckhöhe zum Jubiläum der Grundschule sei sein sechster.
Gleich, wenn die Musiker des Berliner Kammerorchesters „Unter den Linden“ an der anderen Bühnenseite loslegen, werden die Jungs nacheinander rechts auf der Bühne stehen und vor einer Staffelei mit Reproduktionen des in Werder geborenen Malers den Namensgeber ihrer Schule darstellen. Den dreißigsten Geburtstag feiert die Schule an diesem Samstag. Zwanzig Jahre als Grundschule werden mitgefeiert. Und seit fünfzehn Jahren trägt man den Namen des Landschaftsmalers aus dem vorigen Jahrhundert. Gemalte Bilder, getanzte Melodien und Volksweisen mit orchestralen Klängen werden für viele Kinder der erste große Auftritt ihres Lebens im gefüllten Festsaal.
Nicht mit Honoratioren, sondern mit Schülern und Lehrern wird das Jubiläum gefeiert. Die Rolle von Domenik und Lukas als Maler ist nur eine der Auftrittsmöglichkeiten. Nahezu die Hälfte der Schüler sind aktiv bei der Festveranstaltung. 200 Schüler, dazu Eltern, das Orchester und Technik müssen für eine Stunde koordiniert werden. Cornelia Hammon leitet das Projekt. Die Vize-Schulleiterin ist anders als die Knaben ziemlich aufgedreht. Hier nach der Requisite schauen, dort nach den Eltern gucken, da die Kinder beruhigen – was kaum erforderlich scheint. „Wir haben schon viele Konzerte gehabt, aber nicht in diesem Rahmen“, sagt sie. „Mitarbeit und Zusammenarbeit kann ich nur loben“, betont sie. Die anfängliche Zurückhaltung sei schnell verflogen gewesen.
In einer Projektwoche wurde die Aufführung einstudiert mit Schülern aller sechs Jahrgänge. Tolle Stimmung, stellt die Projektleiterin heraus, gelungene Gemeinschaftsarbeit der Lehrer mit den Kleinen und Großen, unterstützt von Eltern, Stadt, Tanzpädagogen und Musikschule. Eine Woche Schulprojekt, aber die Vorarbeiten hätten viel länger gedauert. Spielerische Annäherung an die Schönen Künste, verbunden mit einem Erlebnis, das allen in guter Erinnerung bleiben soll, das sei das Ziel.
„Cool School Symphony“ heißt die Komposition, mit der es gelingen soll. Dirigent Andreas Peer Kählert hat sie angelegt als Nummernrevue. Bekannte Volkslieder wie die Vogelhochzeit und Bruder Jakob gehen nahtlos über in südamerikanische, nordeuropäische oder Jazzklänge, thematisch zusammengehalten von Hagemeister. Der Stahnsdorfer Musikpädagoge leitet das „Kammerorchester Unter den Linden“ und gibt den Conferencier. Er hat alles im Griff, es ist sein dreizehntes Schulprojekt dieser Art. „Alle Kinder sind Künstler“, lautet sein Credo. Für seine Schülerkonzerte hat er 2007 als „bestes Gemeinschaftsprojekt zwischen einem Orchester und einer Schule“ einen Preis der Kulturstiftung der Länder erhalten. Viele Kinder hätten hier erstmals den Zugang zu Musik und Tanz gefunden.
Bei allen Bildern tummeln sich die Schüler auf der Bühne, Orchesterklänge untermalen die spielerisch-tänzerischen Bewegungen. Viertklässer improvisieren mit bunten Kostümen und Gaze-Vorhängen den Kreislauf des Wassers. Erstklässer wuseln mit weißen Masken auf der Bühne umher, ihre langen Nasen lassen Schnäbel erkennen, die Vogelhochzeit. Kinder und Eltern singen mit, als „Bruder Jakob“ mit den Worten „Hagemeister, Hagemeister, schläft du noch?“ angestimmt wird. Neun Bilder umfasst die Symphonie, sie endet in einem aufbrausenden brasilianischen Rhythmus.
Und immer pinselt ein kleiner Hagemeister rechts am Bühnenrand. Domenik stülpt einen schwarzen Hut über seine Schlafmütze und „vollendet“ eine Ansicht des Havellandes. Begeisterter Applaus setzt ein. Thomas Wendel
Thomas Wendel
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: