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Potsdam-Mittelmark: Vom Landwirt zum Energiewirt

Prignitz-Bauer betreibt deutschlandweit einmalige Biogasanlage

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Prignitz-Bauer betreibt deutschlandweit einmalige Biogasanlage Von Sandra Schipp Die Prignitzer Agrargenossenschaft hat ihr eigenes kleines Kraftwerk auf dem Hof. In meterhohen, agrargrünen Behältern werden Gülle, Mais und Mist zu Biogas, das wiederum in Energie und Wärme verwandelt wird. Der Strom wird in das öffentliche Netz eingespeist, und mit der anfallenden Wärme werden Schweineställe beheizt – die Tiere sorgen mit ihrem Dung quasi selbst dafür, dass sie es schön warm und hell haben. Und die Reststoffe der Stromproduktion landen wieder auf den Feldern, sie sind reiner organischer Dünger. Biogasanlagen sind in Brandenburg bislang ziemlich selten – im ganzen Land gibt es knapp 30. Die Pilotanlage, die der Betrieb in Pirow betreibt, könnte allerdings so manchen Landwirt ins Grübeln bringen. Erstmals überhaupt in Deutschland werden Gülle und auch nachwachsende Rohstoffe quasi an einem Fleck verstromt. Entwickelt wurde das neuartige Verfahren von der Hamburger Firma Loock Biogassysteme GmbH. Die kompakte Biogasanlage ist zudem auch dann effizient, wenn sie klein ist. Dadurch ist ein Zusammenschluss von mehreren Landwirten nicht mehr erforderlich. Für die landwirtschaftlichen Betriebe bedeute eine solche Anlage erhöhte Flexibilität, denn sie könnten sowohl Gülle als auch jede Art von Biomasse in Energie und Wärme umwandeln, sagt Geschäftsführer Rudolf Loock. Das Energieeinspeisegesetz, das die Abnahme und Vergütung von regenerativer Energie regelt, gebe den Landwirten noch dazu 20 Jahre Planungssicherheit. Der Agrarwirtschaft werde dadurch eine einmalige Chance geboten. Auch neue Arbeitsplätze könnten entstehen. Bei vielen Bauern stößt diese Methode der Energiegewinnung allerdings immer noch auf Skepsis. Insbesondere die Älteren stünden allem Neuen erst einmal ablehnend gegenüber, räumt Loock ein. Die schlechte wirtschaftliche Lage lasse die Investitionsbereitschaft sinken. Zudem seien die Landwirte in den vergangenen Sommern durch Dürre und Hochwasser gebeutelt worden. Doch könnten gerade solche Anlagen für sie zum zweiten Standbein werden, denn die Perspektiven seien gut. Loock hofft nun, dass die Pilotanlage in der Prignitz eine „Initialzündung“ in der Region auslöst und vielleicht sogar ein Park von Biomassekraftwerken entsteht. Nach seinen Vorstellungen könnten Landwirte in der Region sowohl als Investor für solche Anlagen auftreten als auch Partner in einem Contracting-Modell werden. In diesem Fall würde der Landwirt lediglich Grund und Boden sowie nachwachsende Rohstoffe gegen Bezahlung zur Verfügung stellen. Im Gegenzug müsste er Wärme abnehmen - allerdings zu einem günstigen Preis - und bekäme Dünger fast für umsonst. Da das Energieeinspeisegesetz Sicherheit gebe, stellten Banken auch Kredite zur Verfügung, sagt Loock. Die 1,6 Millionen Euro teure Pilotanlage bei Pirow soll sich in 20 Jahren amortisiert haben. Das sei zwar eine relativ lange Zeit, aber durch das Energieeinspeisegesetz lasse sich ziemlich gut planen, sagt der Geschäftsführer der Agrargenossenschaft, Uwe Kessler. Zehn Cent bekommt er für die Einspeisung von einer Kilowattstunde ins Stromnetz. Durch die Wärmeerzeugung rechnet der Landwirt mit 20 000 Euro Einsparungen pro Jahr. Bisher musste er seine Zuchtanlage mit 400 Sauen nämlich mit Flüssiggas beheizen, und das fällt nun weg. Zwar zahle er in diesem Jahr durch die Kredite noch drauf, doch auf lange Sicht werde die Anlage eine weitere Einnahmequelle, ist sich Kessler sicher. Der Landwirt hält Biogas für eine ideale Alternative zur Windenergie, da Strom aus Biomassekraftwerken kontinuierlich verfügbar ist und zudem zusätzlich Wärme produziert wird. Die Politik sollte vielmehr Biomasseanlagen stärker fördern, fordert er. Landwirtschaftliche Betriebe gebe es reichlich, und mit den richtigen Anreizen seien einige bestimmt für solche Anlagen zu gewinnen. Schließlich hätten die Bauern seiner Ansicht dadurch mehr zu gewinnen als durch die Verpachtung von Ländereien an Windmühlenbetreiber.

Sandra Schipp

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