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Potsdam-Mittelmark: Vom Markstein zum digitalen Landschaftsmodell

Auch wenn Grenzsteine durch moderne Satellitensyteme ersetzt werden, müssen sie an Ort und Stelle bleiben

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Auch wenn Grenzsteine durch moderne Satellitensyteme ersetzt werden, müssen sie an Ort und Stelle bleiben Teltow. Grenzen galten von jeher als heilig und unverletzlich. So stand auch das Abmarken von Grenzpunkten unter besonderem Schutz und bereits in der Kaiserlichen Gerichtsordnung von 1532 wurde angedroht: „Wo einer wissendlich Marksteine ausgrabet / den soll man in die Erde graben biß an den Halß / und ihme nach den Halß ähren (pflügen) / biß so lange er ihme der Halß abgeähren hat." Ein Jahrhundert später mussten Grenzfrevler mit Landesverweis, einer Geldstrafe oder mit Stockschlägen rechnen. Denn wer Hand an Mark- und Grenzsteine anlegte, verging sich an Besitz und verstieß zudem gegen Steuergesetze. Heute sind die alten Mark- und Grenzsteine Zeugen der Geschichte und ein Stück Heimat, das es zu bewahren gilt. Das wird bisweilen missverstanden und so mancher Hobbyheimatforscher legt Hand an, um die Steine zu restaurieren und ihre Inschriften nachzuschlagen. Meist werden die Steine dazu ausgegraben und an andere Orte verbracht, um sie später wieder an gleiche Stelle zu setzen. Doch das darf nur der Fachmann und so werden solche Aktivitäten von der Landesvermessung und Geobasisinformation Brandenburg (LGB) mit Sorge betrachtet. Denn für Laien ist nicht ersichtlich, ob ein Markstein noch als Festpunkt für geodätische Messverfahren dient. „Handelt es sich um einen Vermessungsstein, wäre es ein Verstoß", erklärte LGB-Direktor Jörg Schnadt den PNN, nachdem diese jüngst über einen Hobbysteinmetz berichtet. Die Oberfläche der verwitterten Steine zu restaurieren sei zwar löblich, meinte Schnadt, aber auch aus Sicht der Denkmalpflege sei das eigentlich „zerstörte Geschichte". Trotzdem will der Landesbetrieb nicht mit erhobenem Zeigefinger drohen, aber einen sensiblen Umgang mit dem steinernen Kulturgut anmahnen. Und das heißt, die Steine am Ursprungsort belassen, auch wenn die LGB im Land Brandenburg rund 10 000 trigonometrische Punkte demnächst aufgeben wird. Denn die Geodäsie, eine der ältesten Wissenschaften, hat nach der Luftbildvermessung einen weiteren Sprung in ihrer technischen Entwicklung vollzogen und greift mit dem Satellitenpositionierungsdienst (SAPOS) bereits nach den Sternen. In 20 000 Kilometer Höhe umkreisen Satelliten die Erde und senden dabei kontinuierlich Signale aus, die am Boden durch Satellitenempfänger ausgewertet werden. Zum SAPOS der deutschen Landesvermessung gehört ein Netz von Referenzstationen, in Brandenburg sind es 21, die das US-amerikanische Global Positioning System (GPS) nutzen und ergänzen. Mit diesem ursprünglich militärischen Navigationssystem können auch zivile Nutzer ihre Position bestimmen. Diese infrastrukturelle Grundversorgung ist ein Teil des gesetzlichen Auftrages der LGB. Die dreidimensionalen Daten werden in verschiedenen Genauigkeitsstufen angeboten, die von drei Metern bis in den Bereich von Millimetern reichen. Für viele Anwendungen sind metergenaue Standortbestimmungen gefragt, so bei den Verkehrsleitsystemen der Polizei, bei der Feuerwehr oder bei Rettungs- und Sicherheitsdiensten. Auch die Ortung von raumbezogenen Daten in Land- und Forstwirtschaft sowie Umweltschutz wird durch SAPOS vorangetrieben. Nahmen Landvermessungen vor rund 30 Jahren noch ein ganzes Jahr in Anspruch, können diese Arbeiten heute per Satellitenmessung in fünf Minuten ausgeführt werden. Gewandelt hat sich auch das Bild vom „Landvermesser“, zum „Experten für Geoinformationen“. Moderne Technologien und wachsende Informationsbedürfnisse haben die Anwendungsbereiche enorm erweitert. Zielten Vermessungsarbeiten früher noch darauf ab, das Grundeigentum zu sichern, versteht sich das LGB heute als Dienstleister für Wirtschaft, Forschung und Verwaltung. Neben der althergebrachten analogen Kartenwelt haben sich bereits digitale Atlanten und Kartenwerke etabliert, die verknüpft mit Datenbanken seit einiger Zeit auch von Verwaltungen genutzt werden. Teltow gehörte zu den ersten Kommunen des Landkreises, die mit dem Geoinformationsystem (GIS) arbeiten. Der gesamte Flur- und Gebäudebestand Teltows liegt seit Frühjahr 2003 in digitaler Form vor. Das digitale Kartenbild lässt sich zoomen, um Flurstücke und Gebäude abzurufen, inklusiver wichtiger Daten. Den Mitarbeitern wird zeitaufwändiges Blättern in großen Karten und mühsames Scannen erspart. „Außerdem sind beim Computerausdruck von GIS-Daten Verzerrungen ausgeschlossen, wie sie beim Kopieren und Scannen von Karten durchaus vorkommen", schildert Mitarbeiter Ulrich Zedler einen weiteren Pluspunkt des Systems. Ständig wird der Datenbestand vom Katasteramt aktualisiert, ebenso übermittele das Bauamt im Rücklauf veränderte Maße an Gebäuden und Straßen, erklärt Zedler. Kirsten Graulich

Kirsten Graulich

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