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Zauchwitz: Vom Rittergut zum „Energie-Aktivhaus“

Ein junges Ehepaar modernisiert das 120 Jahre alte Zauchwitzer Gutshaus. Seit über 800 Jahren befindet sich der Gutshof in der heutigen Zauchwitzer Dorfstraße 28 in Familienbesitz.

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Beelitz -  Die Randewigs und ihre Ahnen haben hier gelebt, schon lange bevor die ersten Hohenzollern nach Brandenburg kamen. „Unsern lieben und getreuen Caspar Randouen“ widmete zum Beispiel Kurfürst Albrecht Achilles 1472 eine Urkunde, laut der er ihm diverse Höfe und ihre Erträge in der Region zu Lehen gab. Das aktuelle Wohnhaus steht immerhin schon seit Ende des 19. Jahrhunderts.

Das alles klingt altehrwürdig, vielleicht auch antiquiert, doch dieser Eindruck täuscht: Seit rund einem Jahr bauen Timm Randewig und seine Frau Liv das Familienerbe um – zu einem Haus, das nicht nur Energie spart, sondern unterm Strich auch noch abgeben kann. Das alte Rittergut wird so zu einem Leuchtturm in Sachen Klimaschutz.

Das junge Ehepaar, beide sind Ingenieure, hat das Gehöft von Timm Randewigs Großeltern geerbt. Sie waren für lange Zeit die letzten Randewigs, die hier leben durften: In den 1950er Jahren wurden sie wie so viele andere vom SED-Regime als Großbauern enteignet und vertrieben, Haus und Hof wurden der LPG im „Sozialistischen Musterdorf Zauchwitz“ zugeschlagen.

Diese Zeit hat ihre Spuren hinterlassen, zuletzt war das Hauptgebäude nur noch zugemüllt. Trotzdem entschloss sich das Paar hierherzuziehen und alles zu sanieren. Durch Eigenleistung wollen sie die Kosten in einem überschaubaren Rahmen halten. Der liegt derzeit bei 400 000 Euro. „Jedes Wochenende und der Urlaub gehen im Moment drauf“, berichtet die junge Frau. Beide können von Zu Hause aus arbeiten, dies bedeutet immer vor Ort zu sein und zum Teil endlose Gespräche mit Handwerkern zu führen.

„Wir bringen hier in einen 120 Jahre alten Bau die Zukunft“, schwärmt Architekt Ulrich Zink, gleichzeitig Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Altbauerneuerung, die das Projekt unterstützt. Auch die KfW-Bank und die Deutsche Energieagentur fördern das Vorhaben, das für die Randewigs zur Lebensaufgabe geworden ist.

Wer die Baustelle besichtigt, kann noch die Kabel und Leitungen, die sich zwischen den neu gezogenen Wänden und Decken befinden, sehen. In jedem Raum ragen noch Rohre heraus. „Es ist die Lüftungsanlage“, erklärt die 29-jährige Liv Randewig. Der Clou dieser Anlage: Auf der einen Seite wird die verbrauchte und warme Luft abgesaugt und geht in die Heizungsanlage, auf der anderen Seite wird frische Luft zugeführt. Eine solche Abluftheizung braucht ein luftdichtes Haus, deshalb musste in dem alten Haus jede Ritze und Fuge abgeklebt, jede mögliche Kältebrücke abgedichtet werden.

Das ganze Haus wurde rundherum neu gedämmt: Die 16 Holzfenster und 11 Dachfenster haben eine Dreifachverglasung, wobei an der Straßenfront die historische Ansicht gewahrt wurde. Auf dem Dach werden sogenannte Solarhybrid-Module angebracht: Über Photovoltaik-Zellen erzeugen sie einerseits Strom, über Solarthermie andererseits Wärme. Die erzeugte Leistung ist dabei höher als die für die Geothermiepumpe im Keller notwendige Strommenge. Im ganzen Haus, das immerhin über 280 Quadratmeter Wohnfläche verfügt, wurde eine Niedrigenergiefußbodenheizung verlegt, die über Erdwärme beschickt wird. Der 850 Liter Wasserspeicher im Keller wird von allen Medien gespeist.

Architekt Ulrich Zink rechnet unterm Strich mit einer Energieausbeute von 100-400 Kilowattstunden. „Wir sind über den Passivhaus-Status hinaus, wir bauen ein Aktivhaus“, setzt er stolz hinzu. Ursprünglich sollten die Sanierungs- und Ausbauarbeiten bereits im April dieses Jahres abgeschlossen sein. Statt der Bananenstaude und des Feigenbaumes, die zurzeit noch im Vorgarten auf ihr neues Zuhause warten, wird nun wohl zuerst der Weihnachtsbaum ins Wohnzimmer einziehen. Über den Verlauf der Arbeiten erstattet Timm Randewig in seinem Online-Bautagebuch (www.dorfstrasse.bakaberlin.de) regelmäßig Bericht. Interessierte können sich aber auch am kommenden Freitag, 14 bis 18 Uhr, und am Samstag, 10 bis 18 Uhr, bei den „Zauchwitzer Werktagen“ einen Einblick in das Refugium der Randewigs verschaffen.

Andreas Koska

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