Potsdam-Mittelmark: Vom Stadtblatt zur Marketingplattform
Teltower Verlag will Stadtmarketing übernehmen und dafür eine eigene Gesellschaft gründen
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Teltow - Erneut wurde am vergangenen Mittwoch hinter verschlossenen Türen über das Teltower Stadtmarketing diskutiert. Im nicht öffentlichen Teil ihrer Sitzung verabschiedeten die Stadtverordneten mehrheitlich einen Antrag des Bürgermeisters, in dem die Stadt sich mit einem jährlichen Zuschuss von 50 000 Euro für eine noch zu gründende private Gesellschaft verpflichtet, die für den Standort Teltow touristisch werben soll.
Zum Ausschluss der Öffentlichkeit gab es jedoch zu Sitzungsbeginn noch Erklärungsbedarf, da Stadtmarketing gewöhnlich eine offizielle Angelegenheit sei, wie FDP-Fraktionschef Hans-Peter Goetz anmerkte. Auch sein Fraktionskollege Eberhard Derlig sah keinen Grund, hinter verschlossenen Türen über das Papier abzustimmen. Denn das beinhalte keinen Gesellschaftsvertrag, über den üblicherweise im nicht öffentlichen Sitzungsteil abgestimmt werde, so Derlig. Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) wandte jedoch ein: „Es handelt sich um einen Grundsatzbeschluss, der Belange Dritter tangiert.“
Gemeint war damit Andreas Gröschl, Geschäftsführer des Teltower Stadtblatt Verlages, der die privatrechtliche Marketing- und Tourismusgesellschaft gründen will. Diesen Vorschlag unterbreitete Gröschl im Juni der Lenkungsgruppe des Stadtmarketings, die nach einem einjährigem Diskussionsprozess ein Leitbild für Teltow entwickelt hatte, das zum Ergebnis kam, in der Stadt ein Tourismusbüro zu etablieren. Federführend bei diesem Prozess war die BBE Unternehmensführung GmbH. Die dafür an die BBE geflossenen 32 000 Euro sieht Schmidt als gut angelegtes Geld, weil das Resultat nicht wie bei anderen Studien im Schubfach abgelegt wurde. Gerechtfertigt sei die Summe außerdem, da sich viele Bürger an der Diskussion beteiligten. Schmidt ist überzeugt: „Die hätten wir wahrscheinlich nie an einen Tisch gekriegt, wenn wir versucht hätten, den Prozess selbst in Gang zu setzen.“ Dass nun im Nachhinein auch andere vom großen Kuchen profitieren wollen, sei besonders deswegen ärgerlich, weil diese sich bereits während des Diskussionsprozesses zurückgezogen hätten. Damit vergaben sie jedoch die Chance rechtzeitig eigene Konzepte vorzulegen, meint Schmidt. Trotzdem soll der Regionale Gewerbeverein ebenso wie die Lokale Agenda nicht außen vor bleiben – Schmidt wünscht sich auch „den regionalen Bogen noch hinzukriegen“. Um Fördermittel für die Gründung einer Marketing- und Tourismusgesellschaft zu erhalten, habe es bereits Erfolg versprechende Gespräche mit Institutionen des Landes Brandenburg gegeben, so Schmidt. Doch die im Beschlusspapier genannten Fördermittelgeber des Landes Brandenburg bestätigten zwar auf PNN-Anfrage, dass es Gespräche gegeben habe, das Vorhaben aus ihrer Sicht jedoch nicht förderfähig sei.
Auch von den ebenfalls als Kooperationspartner benannten Kommunen Kleinmachnow und Stahnsdorf wird es keine Zuschüsse geben. Die Idee eines Tourismusbüros sei zu begrüßen, sagte Stahnsdorfs Bürgermeister Gerhard Enser (CDU) den PNN, ebenso die Region einzubinden. Das Thema erhalte auch bald eine neue Dynamik, da Aussicht besteht, Teltow als Mittelzentrum anzuerkennen (siehe Beitrag oben). Dies müsse nun in der nächsten Sitzung der Kommunalen Arbeitsgruppe „Der Teltow“ besprochen werden, meinte Enser.
Kirsten Graulich
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