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Potsdam-Mittelmark: Von Barrierefreiheit keine Spur

Neuer Bahntunnel sorgt für großen Ärger

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Michendorf · Wilhelmshorst - Für Rollstuhlfahrer, Radler und Eltern mit Kinderwagen bleibt der Fußgängertunnel am Bahnhof Wilhelmshorst eine schwierige Hürde. Nach monatelanger Sanierung wird dieser Tage letzte Hand an den Durchgang angelegt, doch ein behindertengerechter Ausbau lässt weiter auf sich warten. Dafür hatte die Bahn eine finanzielle Beteiligung der Gemeinde gefordert, was von den politischen Gremien in Michendorf jedoch abgelehnt wurde.

Laut Bürgermeisterin Cornelia Jung wurden die Kosten für einen barrierefreien Ausbau seitens der Bahn auf 285 900 Euro beziffert, „einen erheblichen Anteil davon sollten wir selbst tragen.“ Nachdem der Hauptausschuss dies einstimmig abgelehnt hatte, kam das Vorhaben nicht mehr zur Beratung in die Gemeindevertretung. Das war im Jahr 2005. Die Wilhelmshorster waren daraufhin davon ausgegangen, dass die Bahn den Tunnel dennoch barrierefrei bauen würde, entsprechende Planungen gebe es längst. Ende vergangenen Jahres stellte die Bahn jedoch noch einmal ihre Forderung: Beteiligung der Gemeinde an den Kosten - und Umwidmung des Tunnels zum öffentlichen Weg. In diesem Falle wäre die Gemeinde auch für die Instandhaltung und den Winterdienst zuständig. Dies alles will man dem Bahnkonzern jedoch nicht abnehmen.

Wilhelmshorsts Ortsbürgermeister Gerd Sommerlatte (UWG) hat sich jetzt mit einem offenen Brief an Bahnchef Hartmut Mehdorn und den Aufsichtsrat der Bahn AG gewandt. Darin legt er noch einmal die Notwendigkeit des Tunnels dar: Rund 1500 Wilhelmshorster, die auf der Südseite der Bahntrasse wohnen, müssten den Tunnel täglich nutzen – um in die Oberschule, die Kita, den Jugendclub oder die hiesigen Geschäfte zu kommen. „Mit den Bauunterlagen durch die DB Projektgesellschaft wurden auch entsprechende behindertengerechte Rampen geplant, welche eine große Zustimmung und Freude bei unseren Bürgern fanden." Doch nun, kurz vor der Fertigstellung, sei von der geplanten Barrierefreiheit immer noch nichts zu sehen.

Den Hintergrund der Sanierung sehen die Michendorfer allein darin, dass die Züge bislang über dem Tunnel abbremsen mussten, nun aber mit voller Geschwindigkeit durchfahren können. Den denkmalgeschützten Durchgang hatten die ersten Generationen Wilhelmshorster noch in Eigeninitiative hergestellt. Dafür, dass die Gemeinde der Sanierung zugestimmt hatte, sei nun ein Entgegenkommen für die Bürger mehr als notwendig, so Sommerlatte.

Ein weiteres Ärgernis kommt hinzu: Laut Ortsbürgermeister sei die neue Unterführung schmaler und unübersichtlicher geworden. Zudem hatte sich in den vergangenen Wochen immer wieder Regenwasser gesammelt, „so dass bei Regenfällen immer Gummistiefel mitgeführt werden müssen“. Auch im jüngsten Michendorfer Hauptausschuss wurde bereits bissig bemerkt, dass die Waldgemeinde jetzt über eine eigene Schwimmhalle verfüge. Zumindest in diesem Punkt sei bereits Abhilfe geschaffen worden, hieß es gestern seitens der Bahn. In der vergangenen Woche wurden Bodenplatten verlegt, die eine Überflutung künftig unmöglich machen sollen. Eine offizielle Stellungnahme der Bahn zum barrierefreien Ausbau des Tunnels war gestern jedoch noch nicht zu bekommen. Thomas Lähns

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