Potsdam-Mittelmark: Von Baum zu Baum
Der Klaistower Kletterwald wurde mit dem Tourismuspreis des Landes Brandenburg ausgezeichnet
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Von Thomas Lähns
Beelitz - Etwas mulmig kann einem schon werden: Sechs Meter über dem Waldboden, auf einem Holzplateau stehend, das um den Stamm einer Kiefer gebaut ist. Die Bäume knarren und wiegen sich, während von unten Freunde und Kollegen johlen. Nein, wieder runtersteigen wäre zu blamabel. Also los: die Seilrolle eingehängt, mit Schwung abgestoßen – und schon gehts mit rasender Geschwindigkeit durch den Klaistower Kiefernforst. „200 Meter ist die Strecke lang, da erreicht man Geschwindigkeiten von über 40 km/h“, sagt Steve Piering. Er betreibt mit seinem Geschäftspartner Frank Schreiber den neuen Kletterwald an der L 90, direkt neben dem Spargelhof Buschmann & Winkelmann. Auf 30 000 Quadratmetern und in 13 Parcours kann hier jeder zum Klettermaxe werden.
Im September haben Piering und Schreiber mit ihrem Unternehmen „Climb Up“ hier ihren zweiten Kletterwald eröffnet. Angefangen haben sie 2006 in Strausberg. „Das war ein gutes Stück Pionierarbeit, damals konnte sich noch niemand so recht etwas darunter vorstellen – weder die Behörden, noch die Besucher“, erinnert sich Piering. Mittlerweile brummt der Betrieb und das Angebot wird ständig erweitert. Es gibt „Klettern unterm Sternenhimmel“ im nächtlichen Wald und auch Gruppen können die Anlagen mieten. Schulklassen auf Wandertag, Bundeswehrkompanien, Feuerwehren, Behindertengruppen, Management-Etagen größerer Firmen – sie alle trainieren hier ihren Teamgeist oder haben einfach nur Spaß. Für die „Nutzung der naturtouristischen Potenziale“, den soliden Wirtschaftsplan und die Vernetzung mit der lokalen Wirtschaft hat das Unternehmen Climb Up den diesjährigen Tourismuspreis des Landes Brandenburg erhalten.
Die Idee dazu stammt aus Amerika, dort gibt es bereits seit über 20 Jahren künstlich angelegte Hochwälder. Das Prinzip haben die beiden Unternehmer in den Märkischen Forst integriert und auf Familien zurechtgeschnitten. „Höher als zehn Meter liegt bei uns keine Plattform“, so Piering. Auch das Umfeld in Klaistow bietet Idylle statt alpiner Atmosphäre. Am Rande der Strecken kann gepicknickt werden, während einem die Rehe aus dem Wildgehege über die Schulter schauen. Pierer rechnet mit 25 000 Besuchern pro Saison – eine vorsichtige Schätzung, denn schon der Spargelhof allein lockt weitaus mehr Gäste an.
Auf die Kletterstrecken darf, wer über 1,30 Meter groß ist. Weitere Beschränkungen gibt es nicht – in Strausberg halte ein 75-jähriger Klettermaxe den Altersrekord, so Piering. Bevor es auf die Bahnen geht, gibt es Helm, Handschuhe, Gurt und eine Einweisung. Wichtigste Regel: Mit einem von zwei Karabinerhaken, die am Gürtel befestigt sind, muss man immer gesichert sein, sobald man den Boden verlässt. Eine rote Sicherungsleine verläuft durch den gesamten Wald: Wer abrutscht oder erschöpft ist, wird von ihr gehalten. Von Parcours zu Parcours steigt der Schwierigkeitsgrad: Balanciert man am Anfang noch über einen Baumstamm in einem Meter Höhe, geht es bald per Lift oder durch Netze vier Meter über dem Erdboden von Baum zu Baum. Einer der Höhepunkte ist der „Flying Fox“, das 200 Meter lange Seil, das in bis zu zehn Metern Höhe verläuft. Auf den Strecken wartet zum Teil Schwerstarbeit für Arme und Beine: Über Steigbügel, Trapeze und Trittbretter muss man sich fortbewegen und dabei ordentlich die Muskeln einsetzen. Vor Angst sei noch niemand wieder herunter geklettert, sagt Steve Piering, aber manchmal müsse ein Klettermaxe per Seilwinde gerettet werden, weil er einfach erschöpft ist.
Der Kletterwald hat samstags und sonntags von 9 bis 18 Uhr geöffnet, ab 1. April auch unter der Woche von 10 bis 19 Uhr. Die Eintrittspreise liegen zwischen 9 Euro für Kinder und 15 für Erwachsene.
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