Potsdam-Mittelmark: Von Bora Bora nach Caputh
Das „Landhaus Haveltreff“ am Gemünde hat seit einem Monat neue Eigentümer mit internationaler Hotelerfahrung
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Schwielowsee - Arbeiten, wo andere Urlaub machen. Das ist für Uta und den gebürtigen Franzosen Rémy Lucas nichts Neues. Immerhin haben sie ihr bisheriges Leben auf der ganzen Welt verbracht. Rémy war Küchenchef im Intercontinental in Wien und später in einem Luxus-Resort von Interconti auf Bora Bora, ein Atoll im Südpazifik, also quasi im Paradies.
Sie war als sogenannte Revenue-Managerin weltweit für Hotels unterwegs und optimierte deren Umsätze. Als sie noch in England studierte, lernte sie Rémy kennen. Er war der Kumpel eines Kommilitonen. Eins kam zum anderen. Schließlich fügte es sich, dass sie – beide mittlerweile verheiratet und Eltern – vor genau einem Monat die Schlüssel für das Landhaus Haveltreff in Caputh entgegennahmen. Der nächste Urlaubsort, an dem das Paar arbeiten wird.
„Wir sind den ganzen Mai geschwommen, aber jetzt geht’s“, sagt eine sichtlich gut gelaunte Hotelbesitzerin. „Endlich können wir unsere Vorstellungen umsetzen, nicht für andere arbeiten und es ruhiger angehen lassen.“ Obwohl die Neu-Hotelbesitzerin zugeben muss, dass die Arbeitszeiten als Selbstständige ähnlich sind wie in ihren alten Jobs. Rémy, der sich in der Küche bestens auskennt und problemlos für 2000 Leute den Kochlöffel schwingen kann, wird sich in der Küche des Hotels und Restaurants vornehm zurückhalten. „Wir wissen noch nicht genau, welche offizielle Position er hier einnehmen wird“, scherzt seine Frau. „Zurzeit kümmert er sich um alles mögliche oder fegt die Terrasse.“ Sie lacht.
Seit 1997 gibt es das Landhaus Haveltreff in Caputh in direkter Nachbarschaft der Fähre. Das Hotel liegt mit seiner Terrasse direkt am Caputher Gemünde, dem Übergang vom Templiner See in den Schwielowsee. Gäste und Besucher können dem Treiben der Enten und Schwäne am Ufer zuschauen, den Gästen auf den Ausflugsdampfern winken und herausfinden, in welchem Takt die Fähre übersetzt. Diese Idylle war unter anderem ein Grund, warum sich Uta und Rémy Lucas für den Kauf des Hotels entschieden hatten. „Eigentlich hatten wir uns im Schwarzwald nach einem Hotel umgeschaut und auch ein passendes Haus gefunden“, sagt Uta Lucas. „Wir wollten in der Nähe von Rémys Verwandtschaft leben und arbeiten.“ Das hätte aber einen Umzug bedeutet, denn das Paar lebt seit drei Jahren mit Kind und Kegel in Berlin. Auf das Hotel in Caputh seien sie indirekt durch Freunde aufmerksam geworden, die in Michendorf einen Garten haben, so Uta Lucas. „Außerdem sind wir absolute Potsdam-Fans und sind so oft es ging aus Berlin raus.“ Irgendwann seien sie in Caputh vorbeigekommen. „Als wir das Haveltreff gesehen haben, wussten wir sofort: Das ist es!“
Seit ungefähr drei Jahren hatte das vorige Besitzerpaar Farthmann versucht, das Haus zu verkaufen. Nicht weil es schlecht lief, sondern weil es einfach an der Zeit für sie war, so Uta Lucas. „Uns war es mit 26 Zimmern aus wirtschaftlichen Gründen eigentlich zu klein“, sagt sie. Der Charme des Hauses überwog jedoch.
Alle Mitarbeiter wurden übernommen. „In wenigen Tagen fängt der Hausmeister wieder an“, freut sich die Hotelchefin. Der habe bereits vier Jahre im Haus gearbeitet und kenne sich aus. Auch im Service wird aufgestockt. Veränderungen sind geplant, allerdings behutsam und erst nach der Saison im Herbst. „Peu à peu werden wir es machen“, sagt Rémy mit dem für Franzosen unverwechselbaren Akzent. Obwohl er nicht mehr hinter Herd und Pfanne stehen will, wird er die Küche ein wenig beeinflussen. Einige französische Gerichte werden die Karte bereichern, so Rémy. Der jetzige Küchenchef Andreas Zimmer soll aber weiter die kulinarische Hoheit haben. Der gebürtige Rügener ist 2009 wegen des Jobs nach Caputh gezogen, hat hier die Liebe gefunden und ist mittlerweile Vater.
Das Haus wurde zwar saniert, die Zimmer bekommen hier und da aber ein Upgrade. „Im Winter wollen wir unter anderem die Duschen ebenerdig verbauen und vielleicht hier und da Teppich austauschen“, sagt Uta Lucas. Die Zimmer seien gut in Schuss.
Den einen oder anderen Schuss Wein können sich die Gäste ab Herbst im Haveltreff schmecken lassen. „Wir sammeln derzeit Weine und wollen dann auch Verkostungen anbieten“, so die Chefin. „Und wer könnte besser Wein anpreisen als ein Franzose“, sagt sie, dreht sich zu ihrem Mann und lacht.
Björn Stelley
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