Potsdam-Mittelmark: Von der „Cohiba“ bis zur „Dannemann Brasil“
Schwedter Zigarren-Club pflegt die wahre Kunst des Rauchens / Regionale Tabakgeschichte soll aufgearbeitet werden
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Schwedter Zigarren-Club pflegt die wahre Kunst des Rauchens / Regionale Tabakgeschichte soll aufgearbeitet werden Von Juliane Sommer Sie tragen Bart und sind Genießer: Die Mitglieder des ersten Schwedter Zigarren-Clubs, der im vergangenen Jahr gegründet wurde. Ein Mal im Monat treffen sie sich in ihrem Club-Restaurant „Zum Splitter“ und lassen den blauen Dunst aufsteigen, die etwas Geübteren stoßen ihn als dicke Rauchringe in die Luft. Dabei gibt es ein Glas Wein, einen Whisky und viele Gespräche. Wo, wenn nicht in Schwedt, sollte man die Kultur des Rauchens wieder auferstehen lassen, dachten sich die Aktiven, als sie den Club ins Leben riefen. „Wenn man bedenkt, dass bereits 1788 die Gebrüder Harlan hier in Schwedt die erste Tabakmanufaktur betrieben und die Geschichte der Zigarre schon 500 Jahre alt ist, dann finden wir, ist es schon geboten, diese Rauchkultur weiter zu führen“, heißt es in einer Club-Mitteilung. Zumal Schwedt, „als es noch in den Kinderschuhen steckte, durch den Tabak zu Wohlstand kam.“ Die Aufarbeitung der Tabakgeschichte der Stadt ist den Vereinsmitgliedern daher ein besonderes Anliegen ebenso wie die Freude am genüsslichen Rauchen – und nicht Paffen, darauf legen die Clubmitglieder Wert. Als im 18. Jahrhundert die Hugenotten nach Brandenburg und damit auch nach Schwedt kamen, brachten sie den Tabak mit und etablierten so im Unteren Odertal einen Wirtschaftszweig, der die Stadt Schwedt und ihr Umland zu Reichtum brachte – Gold der Uckermark wurde der Tabak auch genannt. Große Tabakmanufakturen entstanden in der Oderstadt. Die zahlreichen Tabakscheunen, die heute noch in den Gemeinden im Schwedter Umland zu sehen sind, zeugen von der einstigen wirtschaftlichen Lebensgrundlage der Region. Das allerdings ist mittlerweile Geschichte, der ältesten Tabakmanufaktur der Stadt droht der Abriss, da das Gebäude nicht mehr zu retten ist. Vom Tabakanbau allein kann in der Region niemand mehr leben. Aber die wahre Kunst des Rauchens – so die erklärte Absicht der Tabakfreunde – soll zu neuer Blüte gelangen. „Wärmen Sie das Brandende einer Zigarre leicht an, bevor Sie anfangen zu rauchen. Lassen Sie sich beim Rauchen Zeit, ein Zug pro Minute ist ungefähr richtig“, heißt es in einer Gebrauchsanweisung für richtiges Rauchen. Im Vordergrund steht der Genuss: mindestens 15 Minuten sollte man zwischen zwei Zigarren warten, schließlich soll niemand dem Raucher nachsagen können, dass er süchtig sei. Als völlig falsch gilt, einen Streichholzkopf in die Zigarre zu stecken, ihr Ende mit einem Taschenmesser anzustechen oder gar darauf herumzukauen. Eines ist für die Tabakfreunde klar: das mit dunklen Deckblättern ummantelte aromatisch duftende, an den Ecken leicht abgerundete Stäbchen ist ein Kulturgut und kein Massenartikel wie die Zigarette. Die Schwedter Anbeter des Zigarrentabaks sind nicht allein. Etwa 20 Zigarren-Clubs gibt es deutschlandweit, unter anderem in Berlin, Leipzig und Dresden. Auf einer von Clubmitgliedern initiierten Datenbank sind Informationen und Bilder über das Kulturgut Zigarre zu finden - von der „Cohiba“ bis zur „Dannemann Brasil“. Weiteres im Internet unter: www.zigarren-datenbank.de
Juliane Sommer
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