KulTOUR: Von Leben und Tod
26 Aussteller laden zur Caputher Kunsttour ein und zeigen viel Freude am Gespräch mit den Besuchern
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Schwielowsee - Wo der Tod war, da leben die Werke, wo der Mensch lebt, ist noch kein Tod. So ungefähr könnte man die diesjährige Offerte des Caputher Kunsttour-Teilnehmers „Elisabeth am See“ vielleicht umreißen. Das Gebäude auf der Wasserseite versteht sich ja schon seit Jahren als „Glashaus“, kein Raum ohne Durchblick, hundertprozentige Transparenz. Hier und auf der Wiese zum See stößt man auf Entwürfe von Grabrahmen, überall Urnen im Gras, die Doppelbetten im Allerheiligsten drinnen sind sehr geschmackvoll als Totenlager gestaltet.
An den Wänden dezente Bilder und Materialcollagen vom natürlichen Vergehen der Pflanzen, auch Fotografien und zwei Vitrinen mit Schmuck gibt es, intelligent entworfen, doch bestimmt nicht jedermanns Sache, denn sie alle stehen im Zeichen des Totenschädels. Dagmar Weissinger, Kati und Eva Jünger haben diese Exponate aus gehobener Ambition geschaffen, nicht aus monitärer!
Überhaupt ist im und rund um das Heimathaus Caputh so allerhand los. Im Garten von Thomas Gross lässt der Holzbildhauer Albrecht Klink einen bürgerlich aussehenden König auf seine gefallene Krone herablächeln – Schwein gehabt? Nebenan will jemand Künstlerin nicht genannt werden, obwohl ihre Bilder so schwach gar nicht sind. Und ja, die Encaustik (Wachstechnik) kommt ja derzeit sowieso wieder in Mode.
Eine eiserne, leicht rostende Boxerfigur von Thomas Otto begrüßt den Besucher auf dem Grundstück „Kunstremise am Schloss“ so ganz ohne Kopf. Sechs Künstler haben hier ausgestellt, darunter das Ehepaar Duarte, welches seine Bilder gemeinsam, sozusagen in Korrespondenz, malt. Bildcollagen mit afrikanischen Motiven, ein bisschen den Werken der Gastgeberin Melanie Haape vergleichbar. Sie leben den Teil eines Jahres in Südafrika. Nur dort, sagt der portugisischstämmige Everett Duarte, könnten diese Bilder entstehen.
Wieder draußen, bietet ein siebenjähriger Maximilian den Flanierenden eigene Zeichnungen für einen Euro an: „Wollen Sie Bilder?“ Er sei schon fast berühmt, erzählt er, weil seine Werke im Internet stehen. Sein Berufswunsch? Maler, was sonst! Eine Station mehr auf der „Tour“.
Etwas stiller ist es am einstigen Kino „Resi“, wo man winzige Bronze-Skulpturen von Reina Marten und diese bleigrauen Seen- und Seelenlandschaften von Mikos Meininger bewundern kann. Ein Vogel fliegt stets darin. Die sollte man sich genauso wenig entgehen lassen wie die exzellenten, zum Teil gedruckten Bleistiftzeichnungen von Ralf Wilhelm Schmidt aus Potsdam, ein tiefer Kenner der Natur. Achim Funk, der im vergangenen Jahr so bissig gegen Effzwo blankzog, ist gleichfalls vor Ort, indes Katharina Bertzbach witzige Porzellanfiguren und praktische Keramik anbietet. Manches weist da tatsächlich fast über den Tod hinaus.
Natürlich sind das nur Beispiele auf dem Weg. Dreierlei fällt auch diesmal wieder sehr ins Gewicht: Der rege Besucherstrom zur Kunsttour auf Capuths Straßen und Gassen, die spürbare Freude der Aussteller am Gespräch und die Souveränität von Veranstaltung und Veranstaltern, auch wenn der Flyer nicht ganz aktuell ist. Wer engagiert und beteiligt ist, tut es mit Liebe und Herz, hört er Lob, füllt ihn der Stolz. Im Seitenflügel vom Schloss Caputh ist von jedem Künstler ein Werk ausgestellt, für die schnupperhafte Überschau. Also hin an diesem Wochenende. Gerold Paul
Samstag und Sonntag 12 bis 19 Uhr, im Internet unter www.kunsttour-caputh.de
Gerold Paul
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