Potsdam-Mittelmark: Von Nonnen auf dem Baum und der Erfindung der Reißzwecke
Christa uns Johannes Jankowiak aus Kleinmachnow haben im „Brandenburger Kaleidoskop“ Kurioses aus der Mark zusammengetragen
Stand:
Christa uns Johannes Jankowiak aus Kleinmachnow haben im „Brandenburger Kaleidoskop“ Kurioses aus der Mark zusammengetragen Von Kirsten Graulich Kleinmachnow – Ein Ufo in Brandenburg? Die Kleinmachnower Autoren Christa und Johannes Jankowiak waren dem Phänomen auf der Spur, das sie in einem Dorf mit 150 Einwohnern entdeckten. Das Dorf heißt Wulkow, das Ufo ist aus Holz und wird mit Erdwärme beheizt. Seit die fliegende Untertasse in dem Dorf an der polnischen Grenze landete, wandert dort niemand mehr ab, denn das Ufo hat die Wirtschaft in Schwung gebracht. Diese und andere Geschichten schrieben die beiden Autoren für den Band „Brandenburger Kaleidoskop“ auf, der vom Kleinmachnower Verlag Magenow kürzlich herausgebracht wurde. Auf ihren Reisen durch die Mark haben die beiden Autoren in Dörfern und Städten auch Vergangenem nachgespürt und Geschichten aufgesammelt wie Steine, die aufgeschrieben kleine Kostbarkeiten wurden. Und so erfahren die Leser, dass einst in Lychow ein Uhrmacher die „Pinne“ erfand, heute bekannt als Reißzwecke. Doch nicht dem Erfinder, sondern einem geschäftstüchtigen Kaufmann bescherte der Winzling Millionen. Ein anderes Kapitel erzählt von einem Grützpott, mit dem eine Handvoll Uckermärker einst ihre Feinde in die Flucht schlugen, was jedoch weniger auf den Geschmack der kulinarischen Köstlichkeit zurückzuführen war; vielmehr beweist es, dass die Uckermärker auch in aussichtsloser Lage kreativ waren. Und wer glaubt, dass die Kirche in der Mark immer im Dorf blieb, erfährt, dass die Criewener Kirche im Unteren Odertal zwar blieb, aber nicht das Dorf. Auch was man sich sonst von Klöstern und Nonnen so vorstellt - in der Mark verlief manches anders als anderswo. Statt in Abgeschiedenheit und Demut zu leben, sollen sich die Nonnen von Altfriedland nicht sonderlich an die strengen Regeln des Klosterlebens gehalten haben. Daran erinnert noch immer die alte Nonneneiche im Garten des Klosters. Auf deren Ästen sollen einst die fidelen Nonnen und gesessen und den Männern zugewinkt haben, die in Kähnen über den nahen See ruderten. Als Bischof Dietrich von Brandenburg zu Ohren kam, dass sie statt grauem Ordensgewand private Kleidung trugen und sogar Kinder gebaren, drohte er ihnen mit Exkommunikation. Sogar das Kuchen backen soll der empörte Bischof ihnen verboten haben. Nicht vergessen wird in dem kleinen Band auch die historische Sekunde, in der aus der Rüben- und Kartoffelwelt zwischen Prignitz und Uckermark Deutschlands geistiges Zentrum erblühte. Über den Musenhof Kunersdorf, den berühmte Zeitgenossen besuchten, berichtete einst auch Fontane, den besonders eine Frau faszinierte: Frau von Friedland. Nur 48 Lebensjahre waren der 1754 Geborenen vergönnt, die als größte Landwirtin des Kreises Oberbarnim galt. Viele Neuerungen gingen auf ihre Tatkraft zurück und reichten vom Übergang der Drei- in die Vierfelderwirtschaft bis zur Einführung von Lohnarbeit anstatt der damals verbreiteten Frondienste. Hochverehrt für Verdienste in der Landwirtschaft wird im Oderbruch auch Friedrich II. Dabei dauerte es seinerzeit lange, ehe Bauern und Fischer überzeugt waren vom Meliorationsplan, der den damaligen Verlauf der Oder begradigte. Daran dass der Alte Fritz aus Sumpf Bauernland machte, erinnern nicht nur zwei Fridericus-Denkmäler, sondern auch viele Gasthöfe in der Region, die „Zum Alten Fritz“ heißen. Das Buch ist in der Natura-Buchhandlung am Rathausmarkt für 10,50 Euro erhältlich, 76 Seiten.
Kirsten Graulich
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: