
© Thomas Lähns
Potsdam-Mittelmark: Von Plan zu Plan
Michendorf will seine Bahnverbindungen retten – doch es fehlt an verbindlichen Informationen vom Land
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Michendorf – Die Michendorfer kämpfen weiter um den Erhalt ihrer Zugverbindungen zum Flughafen Schönefeld und nach Berlin-Wannsee. Die Gemeindeverwaltung hat jetzt eine 22-seitige Stellungnahme zu aktuellen Plänen des brandenburgischen Infrastrukturministeriums vorgelegt. Wie berichtet, soll die Regionalbahn RB 22 ab 2012 vom Potsdamer Hauptbahnhof über Golm und den Berliner Außenring an Michendorf vorbeifahren. Auch für die Märkische Regionalbahn MR 33 wird in Potsdam eine neue Route erörtert. Die könnte künftig von Beelitz aus in nördliche Richtung nach Caputh und Potsdam-Pirschheide geführt werden. Von derzeit drei Bahnlinien würde dann nur noch der RE 7 von Dessau nach Berlin in Michendorf halten.
Grundlage für die Diskussionen ist eine Untersuchung der Spreeplan Verkehr GmbH. Die hat im Auftrag der Landesregierung mögliche Ausbau-Maßnahmen an den Bahnanlagen im Großraum Potsdam ausgewertet, mit denen die Zugverbindungen verbessert werden könnten. Michendorf allerdings befürchtet deutliche Verschlechterungen, wie aus der Stellungnahme hervorgeht. Sämtliche Szenarien werden darin abgelehnt, denn: „Die Studie hat einen Haken“, sagt Peter Pilling (Die Linke), Gemeindevertreter und Verkehrsexperte in Michendorf. In dem Papier werde davon ausgegangen, dass die RB 22 ab 2012 nicht mehr über Schwielowsee und Michendorf fährt. Genau das aber wolle man ja verhindern. Lediglich den vorgeschlagenen Ausbau der „Seddiner Kurve“, damit auch die MR 33 in Seddin halten kann, befürworten die Michendorfer. Ausgerechnet darin sehen die Verkehrsplaner aber nur einen geringen Nutzen.
Vorhaben wie der Ausbau der sogenannten „Wildparkkurve“, um die RB 22 von Golm direkt auf den Außenring zu leiten, werden in Michendorf dementsprechend abgelehnt. Es sei irritierend, dass die drei Gemeinden Michendorf, Schwielowsee und Seddiner See mit insgesamt 26 000 Einwohnern die Anbindung an den Flughafen Schönefeld einbüßen sollen und trotzdem mehr Fahrgäste für die Linie prognostiziert werden. Die Verkehrsplaner argumentieren, dass durch die kürzere Fahrzeit zum Großflughafen künftig 1400 Reisende den RB 22 nutzen würden. Auf der momentanen Route seien es 600. Die Michendorfer kontern: „Die Fahrgastzahlen widersprechen allen bisher geschilderten Daten des Ministeriums.“
Auch der untersuchte Ausbau der Brücke über die Wetzlarer Bahn wird in Michendorf abgelehnt. Der ist Voraussetzung für die Umleitung der MR 33, die zurzeit noch von Jüterbog aus über Michendorf nach Wannsee fährt. Sollte der Zug nach 2012 ab Beelitz über Ferch, Caputh und Geltow geleitet werden, würde er mit den Buslinien in dieser Region konkurrieren. Außerdem sei die Strecke weitgehend eingleisig, wodurch Züge, die sich entgegenkommen, aufeinander warten müssten. „Die Maßnahme ist daher abzulehnen“, so das Michendorfer Fazit.
Zwar hatte das Infrastrukturministerium kürzlich verlauten lassen, dass alternativ zur derzeitigen MR 33 eine Extralinie Michendorf – Berlin-Wannsee eingesetzt werden könnte. In der Gemeinde Michendorf glaubt man jedoch nicht daran: „Das will man uns nur suggerieren – geschrieben steht es nirgends“, sagt Peter Pilling, der den Verantwortlichen eine „Hinhaltetaktik“ vorwirft. Auch im Michendorfer Rathaus ist man über die bisherige Vorgehensweise in Potsdam sauer: „Das Ministerium spielt gegenüber den Kommunen nicht mit offenen Karten“, schätzt Ordnungsamtsleiterin Juliane Seidel. So werde in jeder Beratung mit anderen Sachständen diskutiert, würden wichtige Fragen offengelassen werden.
Seidel bezieht sich dabei auch auf einen Termin Mitte Mai, bei dem das Gutachten den Gemeinden vorgestellt werden sollte. Bei dem Treffen mit Verkehrsplanern und Vertretern des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg sei kaum Zeit geblieben, um die Untersuchung zu erläutern und auf Fragen einzugehen. Die IHK Potsdam, die in einer eigenen Studie den Argumenten des Ministeriums widersprochen und die Entwicklung Michendorfs zum regionalen Verkehrsknotenpunkt empfohlen hatte, habe man sogar explizit ausgeladen. Die komplette Studie habe man dann auch nicht in schriftlicher Form bekommen – obwohl Michendorf seine Stellungnahme bis Ende Juni abgeben sollte. Das hat die Verwaltung mittlerweile zwar trotzdem erledigt. Es bleibe aber die Befürchtung, ins Blaue hinein argumentiert zu haben, wie Seidel durchblicken ließ.
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