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Ausbaupläne liegen auf dem Tisch. Die marode Landesstraße 76 soll auf zwei Fahrbahnen verengt und für Anwohner attraktiver werden. Zurzeit werden in den Gremien der Gemeinde Stahnsdorf und des Kreises verschiedene Planungsvarianten diskutiert.

© Andreas Klaer

Umbau der Landesstraße L 76 in Stahnsdorf: Von vier auf zwei Spuren

Die marode Landesstraße L 76 in Stahnsdorf soll auf zwei Fahrbahnen verengt werden. Allerdings nicht aus denselben Gründen, weshalb die Zeppelinstraße eingeengt werden soll.

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Stahnsdorf - Die Diskussion um die marode Landesstraße 76 in Stahnsdorf gewinnt allmählich an Fahrt. Im Auftrag der Gemeinde hat das Ingenieurbüro Aqua Plan verschiedene Ideen für die Straße entwickelt. In vierspuriger Breite wird die Landesstraße seit dem Bau des Flughafenzubringers nicht mehr benötigt, sie soll eine beschaulichere und lebensfreundlichere Ortsdurchfahrt werden. Aqua Plan schlägt vor, den Querschnitt aufzulockern und die Straße ansprechender zu gestalten.

Ein freundlicheres Antlitz für die L 76

Dazu ist zunächst geplant, die bisherige drei- bis vierspurige Asphaltpiste auf dem etwa drei Kilometer langen Stück zwischen Stahnsdorfer Hof und Stahnsdorfer Ortsausgang nach Potsdam auf zwei jeweils 3,50 Meter breite Fahrbahnen zu verengen. In der Mitte sollen bepflanzte Grünanlagen der Allee ein freundlicheres Antlitz verleihen. Auch rechts und links sind auf dem freiwerdenden Straßenraum Grünstreifen geplant. Querungshilfen sollen den Übergang zur anderen Straßenseite deutlich erleichtern, erklärt Aqua Plan-Geschäftsführer Jörn Blank.

In verschiedenen Varianten seines Büros wird der Radweg auf der Straße oder auf dem Gehweg geführt oder eine Busspur angeboten. Die Gemeinde favorisiert derzeit eine Variante ohne Busspur und mit Radweg. Gestern Abend hat die Gemeindevertretung darüber diskutiert, am heutigen Dienstag berät der Finanzausschuss des Landkreises über den Ausbauplan. Um Kosten genauer ermitteln zu können, werden sich alle Beteiligten auf eine Variante verständigen müssen. Von „Schnellschüssen“ rät Blank dennoch ab. Es sei in Ruhe abzuwägen, um am Ende eine für alle akzeptable Lösung zu finden, sagte er. Unterschiedliche Ansichten gibt es vor allem noch beim Radverkehr.

Viele Rad-Unfälle in Stahnsdorf

Während die bisherige Vorzugsvariante einen vom Straßenraum getrennten Radweg auf Hochbordwegen vorsieht, lehnt der ADFC eine solche Radverkehrsführung ab. Er will, dass Radfahrer auf der Straße oder Busspur fahren. Das subjektive Sicherheitsgefühl auf getrenntem Radweg werde durch die tatsächlichen Unfallzahlen in der Region objektiv widerlegt, heißt es in einer gemeinsamen Presseerklärung der ADFC-Sprecher in Teltow, Kleinmachnow, Stahnsdorf.

Demnach gehöre die Potsdamer Allee in Stahnsdorf mit 30 von 2010 bis 2014 registrierten Unfällen mit Radfahrern zu den unfallträchtigsten in der Region. Keiner der Unfälle sei jedoch im Längsverkehr verursacht worden, 90 Prozent auf Abbiegefehler zurückzuführen, heißt es in einer gemeinsamen Presseerklärung. „Es ist zum heutigen Zeitpunkt nicht mehr üblich, zu separieren“, so der Kleinmachnower ADFC-Sprecher Peter Weis. Für Radler sei die Fahrbahn nicht nur sicherer. Eine solche Variante biete weitere Vorteile, etwa für den Winter- oder Reinigungsdienst, der sich auf der Straße schneller und günstiger erledigen lasse, meint Weis.

Attraktive Durchfahrtstraße für Anwohner

Auf welche Variante es letztlich hinausläuft, werden die anstehenden Beratungen in den Gremien ergeben. Nach ersten Schätzungen wird der geplante Ausbau in Stahnsdorf rund sechs Millionen Euro kosten. Weitere Kosten könnten sich im Laufe des weiteren Prozesses noch entwickeln. Bauingenieur Blank denkt dabei vor allem an die Kanalisation, alte Trink- und Regenwasserleitungen, die noch aus den Anfängen der Straße herrühren und möglicherweise den technischen Anforderungen heute nicht mehr entsprechen.

Auch der Unterbau der einstigen Pflasterstraße aus den 1930er-Jahren werde den heutigen Erfordernissen nicht mehr gerecht. Die Hoffnungen, mit der Neugestaltung der Straße werde sich der Autoverkehr auf der Allee weiter reduzieren, teilt Blank indes nicht. Nach aktuellen Verkehrserhebungen habe der Verkehr durch die Umgehungsstraße L 40 zwar abgenommen. Durch die geplante L 77 werden aber keine nennenswerten Änderungen mehr erwartet. Die Potsdamer Allee bliebe eine Durchfahrtstraße, werde aber für die Anwohner attraktiver, sagt Blank.

Keine finanzielle Belastung

Nicht zuletzt ist die Frage zu klären, wer die Straße und letztlich die Kosten für den geplanten Ausbau übernehmen wird. Der Streit um die Abstufung der Landesstraße zu einer Kreis- oder aber einer Gemeindestraße ist noch nicht gänzlich ausgestanden und auch eine mögliche Klage des Landkreises gegen das Land Brandenburg in dieser Sache nicht vom Tisch (die PNN berichteten). Auch darüber wird der Finanzausschuss in seiner heutigen Sitzung befinden. Inzwischen habe es Gespräche dazu zwischen den Bürgermeistern von Teltow und Stahnsdorf und Landrat Wolfgang Blasig gegeben, so Stahnsdorfs Pressesprecher Stephan Reitzig. Es werde eine konstruktive, zukunftsweisende Lösung mit dem Landesbetrieb für Straßenwesen angestrebt, so Reitzig gegenüber den PNN.

„Wichtig ist mir dabei, dass es zu keiner zusätzlichen finanziellen Belastung der Anwohner kommt und gleichzeitig die Leistungsfähigkeit des Gemeindehaushaltes erhalten bleibt“, betonte Stahnsdorfs Bürgermeister Bernd Albers. 

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