zum Hauptinhalt
Vielfältig. Im Garten in Kähnsdorf hängen dünne, bunte Figuren der Künstlerin an Seilen und in den Bäumen. Mehrere Tage braucht Reimann (r.) für ein Wimmelbild.

© gp, es

KulTOUR: Von Wollmaus und dem Wanderhuhn

Die Michendorfer Illustratorin Anke Reimann zeigt allerlei Getier in der Kähnsdorfer Kulturscheune

Stand:

Seddiner See - Wenn der kleine Frosch am Teich partout nicht schwimmen will, wird der pädagogische Quaker-Papa natürlich nicht „Sei doch kein Frosch, ins Wasser nun!“ rufen. Das wäre unziemlich. Aber das Kind nervt weiter: „Warum muss ich ein Frosch sein, warum keine Hummel?!“ und zetert fort.

Ein Drama, zugegeben. Aber dieses Tierkind ist bei seinem Gegreine in bester Nachbarschaft, in der Kähnsdorfer Kulturscheune wenigstens. Hier sinnt ein Träumer mit Aufwind auf dem Fallschirm einer Pusteblume, das Pferd giert durch den Zaun nach einem Löwenzahn, Froschbruder, Salamander und Libelle vergnügen sich im Teich auf einem Grünblattboot, der Schneck fährt wahnsinns-schreckenhaft das Skateboard hügelab. Und dann das berühmte Wanderhuhn Galina erst!

All dies sind aufs Papier gebannte Fantasien der begnadeten Zeichnerin und Illustratorin Anke Reimann. In Leipzig geboren, war sie als Redakteurin und in der Leipziger Blindenbücherei tätig, bevor sie ihre wahren Talente entdeckte. Ein Harz-Kapitel mit seinem Sagen-Fundus gehört zur künstlerischen Biografie mit dazu. Das Holzschnitzen auch. Ihr Talent hat auch poetische Züge.

So entstand peu à peu ein heiteres und sehr märchenhaftes Werk, das man in Kähnsdorf bestaunen muss: Wimmelbilder im Comic-Stil als Auftragswerke verschiedener Firmen, vom Holzhandel bis zum Autohaus. Vor allem aber absolut kindertaugliche Illustrationen zu Kurzgeschichten vom Frosch, der keiner sein wollte, zum Hungerfuchs, der sich angesichts des Huhnes Galina etwas einfallen lallen muss, um sich zu sättigen. Von Pferd und Löwenzahn, von der Wollmaus gleichsam auch. Diese wirklich sehenswerte Ausstellung korrespondiert mit dem Jahresthema der Gruppe „Kunst am See“ – dem Kletterpark – aufs Beste. Von Monika Olias geleitet, hatte man auch dieses Jahr ein gutes Händchen bei der Ausgestaltung der Seewiese am Haus.

Dieses Mal turnen und tummeln sich Gestalten im Geäst, in einem Turnzelt aus Holzgestänge, hübsche Figuren, so dünn, wie sie bunt sind. Angesichts des 15-jährigen Bestehens dieser Kreativgruppe: Ein ganz dickes Lob, denn hier hing schon die Unterwäsche von Riesinnen, man fischte im Trockenen, zeigte auf Tüchern auch, was Fridericus so alles an Südfrüchten auf seine Teller bekam.

Überhaupt ist die Kähnsdorfer Kulturscheune zu einer guten Adresse für Flaneure, für Wander- und Kulturfreunde geworden. Regelmäßige Ausstellungen, literarische Lesungen, die Teilnahme am mittelmärkischen Aktionstag „Feuer und Flamme für unsere Museen“, Ende Oktober zum Jahresabschluss dann das große Festprogramm in Kooperation mit dem Findlingsgarten, wo die Wissenschaft ihre Meinung zur Eiszeit vorträgt. Da wird so einiges im Ehrenamt geboten. Und niemals fehlt die Liebe.

Auch beim Zeichenwerk von Anke Reimann nicht, der Michendorfer Künstlerin. Sie zeigt Illustrationen für Kinderbücher, Bilder zum „Doppelkopf-Glossar“ fürs Kartenspiel, auch etliche Tierzeichnungen für den Tierpark Kunsterspring bei Neuruppin mit Wisent, Wolf und Sumpfschildkröte sind dabei. Dies alles zeugt von einer heiteren Lebensauffassung heute, zeigt aber auch, dass die Kunst nicht immer nur die negative Welt abspiegeln muss, irgendwo nach der heiteren Lebensart kommt oft die Weisheit.

Was den kleinen grünen Frosch betrifft, wird ihn Papa vielleicht doch noch ins Wasser gelockt haben, oder ist er wunschgemäß wirklich zur Hummel geworden? Einfach mal hinfahren und nachschauen.Gerold Paul

Die Ausstellung in der Kulturscheune, Dorfstraße 15, ist bis zum 3. Juli mittwochs, donnerstags und samstags jeweils von 11 bis 16 Uhr geöffnet.

Gerold Paul

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })