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Älteste Reitschule in Teltow: Vor dem Aus?

Baubehörde des Kreises zweifelt an Baugenehmigung. Vermittlung der Stadt gescheitert

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Teltow - Teltows älteste Reitschule steht vor dem Aus. Dabei hatten auf dem Reitplatz hinter der Ruhlsdorfer Straße 57 schon in den 1970er-Jahren bekannte Schauspieler wie Renate Blume bei Reitlehrer Wilfried Zander das Reiten gelernt. Zander, Spezialist für wagehalsige Stürze und Sprünge, dressierte auf dem Teltower Reitplatz auch die Filmpferde für die Defa. Nach seinem Weggang lernten dort Freizeitsportler der LPG das Reiten, nach der Wende setzte Rosemarie Schaaf diese Arbeit fort. Sie gründete ihre eigene Reitschule, die sie seit 2007 an ihre Nachfolgerin Elisabeth Roos verpachtet hat.

Doch nun gilt der Reitplatz als „formell illegal“, wie aus einem Schreiben der Kreisbaubehörde vom 18. Februar 2015 hervorgeht. Gleichzeitig wurde Elisabeth Roos ein Zwangsgeld in Höhe von 2000 Euro angedroht, sollte sie den Platz weiter nutzen. Dabei hatte nur einen Tag zuvor, am 17. Februar, das Amtsgericht Brandenburg ein ebenfalls von der Kreisbaubehörde angestrengtes Ordnungswidrigkeitsverfahren wegen „ungenehmigter Errichtung eines Reitplatzes“ bereits eingestellt.

„Ich kann das alles nicht mehr nachvollziehen“, sagt Roos. Dabei wollte sie alles richtig machen, als sie vor einem Jahr den Boden des Reitplatzes instand setzte. Denn der war durch die Pferdehufe so abgerieben, dass er für Pferd und Reiter nicht mehr gefahrlos nutzbar war. Roos recherchierte im Internet, fand einen textilen Belag, der auch auf internationalen Reitplätzen verwendet wird und zudem den Wasserschutzbestimmungen entspricht. Um ganz sicher zu gehen, fragte sie beim Bauamt der Stadt Teltow an, ob es dazu einer Genehmigung bedürfe. Wenn Dimension und Nutzung gleich blieben, so die Auskunft aus der Stadtverwaltung, sei die Instandsetzung genehmigungsfrei, weil der Platz ja Bestandsschutz habe. Also wurde der neue Belag aufgebracht. Kurz darauf nahm die Kreisbehörde ein Nachbargrundstück mit einem Reithof unter die Lupe und so geriet auch der Reitplatz von Elisabeth Roos ins behördliche Blickfeld. In einer Stellungnahme erklärte Roos der Bauaufsicht, dass es sich nur um eine Instandsetzung handle, die Platzgröße unverändert sei, doch die Behörde sah das anders: „Es wurde festgestellt, dass mit der Errichtung eines Reitplatzes begonnen wurde“, schrieb sie. Nach Paragraph 54 der Brandenburgischen Bauordnung sei diese Maßnahme jedoch genehmigungspflichtig. Zunächst riet man ihr, zur Legalisierung des Reitplatzes eine nachträgliche Baugenehmigung zu beantragen. Dass es den Reit- und Dressurplatz schon zu DDR-Zeiten gab, was für einen Bestandsschutz spricht, dokumentieren Fotos. Doch die will die Behörde als Beweis nicht gelten lassen. Auch nachdem Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt im Stadtarchiv nach weiteren Fotos suchen ließ und sich Material anfand, hielt die Behörde an ihrer Meinung fest. „Ich war nach den Gesprächen bei der unteren Bauaufsicht zuversichtlich, dass wir auf einem guten Wege sind und die Angelegenheit heilen können“, sagte Schmidt den PNN. Man habe alle geforderten Papiere eingereicht, zudem einen Plan, auf dem Reitplatz und Schule als Bestand aufgeführt werden. „Aber kurz darauf wurde alles wieder infrage gestellt und wir sind abermals bei null“, konstatiert Schmidt.

Auf PNN-Nachfrage beim Landkreis teilte Kai-Uwe Schwinzert von der Pressestelle mit: „Es fehlen Unterlagen, die belegen, dass es für den Reitplatz eine Baugenehmigung gab.“ Doch nach PNN-Recherchen genügte zu DDR-Zeiten für einen Reitplatz eine einfache Betriebserlaubnis, zudem war der Betriebssport privilegiert. Warum die Bauaufsicht so hartnäckig an einer Baugenehmigung festhält, könnte sich aus einer Stellungnahme von Roos’ Anwalt erklären: Die Bauaufsicht argumentiert darin mit dem großen Nutzungsdruck im Bereich der Ruhlsdorfer Straße und fürchtet eine Vorbildwirkung. Reiterhöfe- und pensionen auf Nachbargrundstücken könnten darauf pochen, ähnliche Bauten in der Nachbarschaft zu realisieren. Dass die Reitschule für 150 Schüler, darunter Kinder, Jugendliche und Senioren ein attraktives sportliches Freizeitangebot darstellt, also ein Angebot im öffentlichen Interesse ist, scheint die Baubehörde dagegen nicht zu interessieren. Da es noch zwei weitere Reitplätze auf dem Gelände gebe, sei die Reitschule nicht in Gefahr, meint das Amt. Doch diese Sandplätze stauben und sind bei Regen matschig, also gefährlich für Ross und Reiter. Kirsten Graulich

Kirsten Graulich

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