
© Andreas Klaer
Von Thomas Lähns: Vorhang auf im Volkshaus
Verhandlungen für Kleine Bühne fast abgeschlossen / Gemeinde soll Parkplätze für Theatergäste abtreten
Stand:
Michendorf - Es ist der nächste Akt in einem langen Drama: Seit zwei Jahren ist die Kleine Bühne Wilhelmshorst auf der Suche nach einer eigenen Spielstätte. Immer wieder wurden Grundstücke und Gebäude ins Auge gefasst, um dann doch wieder als ungeeignet verworfen zu werden. Jetzt will Theaterregisseur Siegfried Patzer mit seiner Schauspieltruppe in den großen Saal im Volkshaus an der Potsdamer Straße in Michendorf. „Wir stehen kurz vor dem Abschluss der Vertragsverhandlungen“, bestätigte dessen Eigentümer Jürgen Stoye gestern gegenüber den PNN. Alles deutet auf ein Happy End hin, und doch könnte das Vorhaben erneut scheitern – wegen fehlender Parkplätze.
Siegfried Patzer will in der kommenden Woche den Antrag auf Umnutzung bei der Unteren Baubehörde des Landkreises einreichen. Den 220 Quadratmeter großen Saal möchte er in Trockenbauweise verkleinern, um eine intimere Atmosphäre zu schaffen. So soll ein kleiner Raum für 68 Zuschauer vor der Bühne entstehen, der von einem Foyer umsäumt wird. Die Bühne selbst müsste – wie der Keller – auf Vordermann gebracht werden. Regisseur Patzer hat schon eine konkrete Vorstellung davon, wie die neue Heimat der Kleinen Bühne aussehen soll. Der Forderung der Bauaufsicht, neun Parkplätze für die Gäste bereit zu halten, kann er jedoch nicht nachkommen. Zwar gibt es genügend Parkflächen in der Nähe, doch dürfen die nur bis 21.30 Uhr genutzt werden – so hat es das Landesumweltamt verfügt. Denn im Wohngebiet würden startende Autos am späteren Abend zu viel Lärm verursachen.
Siegfried Patzer hat einmal mehr die Gemeinde um Hilfe gebeten und jetzt beantragt, dass Michendorf neun Stellplätze auf dem neuen Parkplatz am Gemeindezentrum an die Kleine Bühne abtritt. Dafür wäre dann eine Ablösesumme fällig. Der Ortsbeirat hat sich auf seiner Sitzung am Donnerstagabend damit beschäftigt und Patzers neue Pläne für den Umzug ins Volkshaus begrüßt. „Das kann man sich durchaus vorstellen“, so Ortsvorsteher Hartmut Besch (FDP) wohlwollend. Denn das „Gemeindezentrum Apfelbaum“ als Spielstätte sei keine Dauerlösung, da der Saal dann jedes Mal für andere Veranstaltungen blockiert sei. Die Bitte, Parkplätze am Gemeindezentrum zu übertragen, bewertet er aber eher skeptisch: „Der Vorschlag ist unausgegoren, wir müssten ja zu den Aufführungen die Plätze absperren“, so seine Vermutung. Die Besucher würden sich ohnehin Parkplätze in anderen Ecken des Ortes suchen.
Das vermutet zwar auch Siegfried Patzer, doch geht es um den formalen Nachweis, den er erbringen muss – und das eigentlich schon in der kommenden Woche. „Ich befürchte, dass es daran hängen bleibt“, sagt er. Zuletzt hatte sich das Vorhaben zerschlagen, ein Theater neben dem Fiat-Autohaus unweit des Bahnhofs neu zu bauen, denn das angepeilte Grundstück gehört nicht der Gemeinde, sondern der Bodenverwertungs- und -verwaltungsgesellschaft, hätte also gekauft werden müssen. Seit einem halben Jahr habe Patzer um den Volkshaus-Saal verhandelt, der zurzeit eher sporadisch für Familienfeiern genutzt wird. Im Straßenbereich befindet sich das Restaurant „Indian Palace“. Letztendlich habe man sich auf einen sechsjährigen Mietvertrag geeinigt, berichtet der Regisseur. Den Umbau wird er selbst bezahlen, die Miete und die Betriebstkosten werde man durch Einnahmen und Finanzspritzen von Kreis und Kulturbund aufbringen können. „Es war immer klar, dass ein Theater ein Zuschussgeschäft ist“, unterstreicht Patzer.
Die nächste Aufführung des Schwanks „Pension Schöller“ im November findet noch im Gemeindezentrum statt. Sollte ein Umzug ins Volkshaus an Parkplätzen scheitern, werde es laut Patzer die letzte überhaupt in Michendorf sein.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: