Potsdam-Mittelmark: Wachtelberg erwartet guten Jahrgang
Sonniger Sommer brachte viele Oechsle, doch Säure ist wegen Trockenheit zum Teil auf niedrigem Niveau
Stand:
Sonniger Sommer brachte viele Oechsle, doch Säure ist wegen Trockenheit zum Teil auf niedrigem Niveau Von Thorsten Gehrke Werder. Was Manfred Lindicke in Werder jetzt überhaupt nicht gebrauchen kann, ist kräftiger Regen. Im Gegensatz zu den anderen Landwirten in Brandenburg würde viel Wasser seinen Jahresertrag an Wein stark schmälern. „Wenn die Reben zu diesem Zeitpunkt noch viel Feuchtigkeit aufnehmen müssen, wird der ohnehin nicht sehr hohe Säuregehalt des Weines verwässert“, erläutert der Winzer vom Werderaner Wachtelberg das Problem. Der lange Sommer hat für den Qualitätswein zwar wieder viele Oechsle – das Maß für den Zuckergehalt – gebracht, doch die Säure ist auf Grund der fehlenden Feuchtigkeit bei einigen Sorten auf niedrigem Niveau. „Wenn wir am Wochenende mit der Lese beginnen, wird der Müller-Thurgau 7,5 Gramm Säure pro Liter haben. Das ist knapp über der Untergrenze“, sagt Lindicke. Die Säure ist wichtig für Geschmack und vor allem Lagerfähigkeit. Das Mostgewicht betrage 68 bis 70 Oechsle. „Dies ist für Müller-Thurgau vom Wachtelberg mit seinem Sandboden sehr gut.“ Lindicke betreibt seit 1995 Weinbau in Werder. Der Wachtelberg ist die nördlichste weingesetzlich erfasste Reblage Europas. Zwar gebe es noch weiter nördlich gelegene Flächen in Europa, die dürften aber nicht das Prädikat „Qualitätswein“ führen. Gekeltert werden die Werderaner Trauben im Landesweingut Kloster Pforta in Bad Kösen (Sachsen-Anhalt). Vermarktet wird die Sorte „Werderaner Wachtelberg“ in der Region um das Anbaugebiet. Doch die Gastronomie hält sich beim Verkauf noch zurück. „Dies liegt wahrscheinlich an dem weniger guten Ruf des Weines vor dem Neubeginn“, sagt Lindicke. „Und der ,Werderaner Wachtelberg“ leidet auch unter der Fehleinschätzung von Gastronomen.“ Deutsche Weine würden vielfach nicht so gut bewertet wie ausländische Gewächse. „Gut wäre, wenn zu einem leckeren regionalen Gericht wie dem Brandenburg-Teller auch ein regionaler Wein auf den Tisch käme“, meint der Winzer. Auch bei vielen Fischrestaurants könnte der „Wachtelberg“ auf der Karte stehen. „Doch der Weg dorthin ist nicht einfach.“ Auf dem etwa sechs Hektar großen Wachtelberg werden Weißweine der Sorten Müller-Thurgau und Saphira angebaut, seit 1997 auch die Rotweinsorten Dornfelder und Regent. Am Samstag (13. September) beginnt die Lese des Weißweins. Rund 20 Tonnen sollen geerntet werden. „Das ergibt etwa 20000 Flaschen“, rechnet der Weinbauer vor. Mit der Lese der anderen Trauben dürften wieder rund 30000 Flaschen Weißwein erreicht werden. Zudem soll es rund 6000 Flaschen Rotwein geben. Gelesen werden die Trauben von freiwilligen Helfern, die als eine Art „Schmerzensgeld“ vier Euro pro Stunde erhalten. Noch bis 12. Oktober können die Weine in der „Straußenwirtschaft“ am Wachtelberg probiert werden. Ab Freitag um 15 Uhr sowie Samstag und Sonntag um 10 Uhr gibt es zum Schoppen auch eine kleine Brotzeit. dpa/PNN
Thorsten Gehrke
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: