zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Waghalsiges bei der Breakdance-Battle

Von „Yin-Yang“ bis „B-Town“: In Beelitz präsentierte sich die regionale Hip-Hop Kultur

Stand:

Von „Yin-Yang“ bis „B-Town“: In Beelitz präsentierte sich die regionale Hip-Hop Kultur Von Thomas Lähns Beelitz – In einer Reihe haben sich sieben Jungs aus Beelitz aufgebaut. Sie nennen sich „Yin-Yang-Crew“, ihr Markenzeichen ist ein Kopftuch mit dem schwarz-weißen chinesischen Symbol. Die Jugendlichen geben sich bewusst cool. Sie sind eine eingeschworene Gemeinschaft, und als solche wollen sie ihre Gegner auch besiegen. Finster blicken sie auf die „Crew“ gegenüber, mit ihr wollen sie sich gleich eine „Battle“, eine Schlacht, liefern. Um sie herum sitzen über 200 Jugendliche, warten gespannt auf den bevorstehenden Schlagabtausch. Plötzlich stürmt der Erste los, bewegt wild die Arme vor den anderen, springt hin und her, macht einen Satz in die Luft, dreht sich auf dem Boden. Dumpfe Rap-Musik untermalt das Szenario. Es sieht aus wie die Provokation vor einer ernsten Handgreiflichkeit, doch bei einer Breakdance-Battle kommt es nicht so weit. Vermeintliche Aggressionen werden hier in Tanzschritte verpackt. Am Wochenende trafen sich Hip-Hop-Freunde in der Sporthalle Ringstraße in Beelitz, um die besten Tänzer, in der Szene als „B-Boys“ bekannt, zu finden. Rap-Musik und Breakdance – beides ist untrennbar miteinander verbunden. Der seit den späten 70ern in den Vereinigten Staaten von Farbigen praktizierte Musik- und Lebensstil Hip-Hop findet in Deutschland immer mehr Anhänger. Zu diesem Stil gehören neben dem Sprechgesang Hosen und T-Shirts in Übergrößen, wahlweise eine schief getragene Baseball-Mütze, ein zur Faust geballter Gesichtsausdruck und das taktisch eingesetzte Gestikulieren mit den Armen – beim Tanzen und beim Reden. Anders als in den USA verträgt man sich in der brandenburgischen Hip-Hop Szene, hält stärker zusammen, als es die Tänze vermuten lassen. „Jeder kennt hier jeden“, berichtet „B-Boy“ Daniel Exner. Der Beelitzer trägt den Namen „Nok su kau“, was „weißer Krieger“ bedeuten soll. Er gehört zum hiesigen Jugendclub und ist einer der Organisatoren der Veranstaltung. Mit seiner Yin-Yang-Crew hat Exner die Beelitzer Gäste auf seiner Seite. Das Schema bei den Tänzen ist fast immer das gleiche: Es wird ein Kreis gebildet, in dem dann die Jugendlichen nacheinander ihr Können zeigen, abwechselnd schickt jede Gruppe ein Mitglied in den „Ring“. Waghalsige Drehungen in der Luft, das Herumwirbeln von Armen und Beinen, Handstände und Saltos werden vollführt. Zwischen den Tanz-Schlachten steht das Mikrophon zur freien Verfügung. Fünf Jungs aus Brandenburg an der Havel nutzen diese Gelegenheit, um mit ihrem so genannten Freestyle einige Lebensweisheiten zum Besten zu geben. Aus dem Stegreif heraus reimen Ampik, Ztone und ihre Kumpels Sprechgesang zu Basstönen. Gegenstand der Lieder sind Situationsbeschreibungen, oder Anekdoten aus ihrem noch jungen Leben, doch nicht immer „jugendfrei“. „Wir rappen nicht den vorgegebenen Scheiß“, heißt ihre Kampfansage an den Mainstream, an das, was jeder macht und hört. Die Hip-Hop-Szene habe ihre Havelstadt im Griff – was auch sonst. Aber: „Erst kicken die Leute den Style, dann hauen sie ab“, sagt Ampik. Wie bitte? „Naja, sobald jemand berühmt wird, zieht er weg aus Brandenburg“, bemüht er sich um eine Übersetzung und unterstreicht mit einem überraschenden Beispiel: „Wie Loriot, der ist doch auch Brandenburger.“ „Hip-Hop steht für viele hier durchgängig auf der Tagesordnung, die leben das“, so Jugendarbeiter Ronny Kraak. Das Publikum sei zwar recht jung, er schätzt den Durchschnitt auf 16 bis 17, aber die Tänzer seien meist älter. Die Tänzer sind die Pioniere, die Ersten, welche den Hip-Hop schon vor Jahren für sich entdeckt haben. So wie die B-Town Allstars aus Berlin, die an diesem Tag als Sieger aus den Battles hervorgehen. Kraak selbst gibt zu, eigentlich Techno-Fan zu sein. Dieser Musikstil sei, meint der „Veteran“ etwas wehmütig, mittlerweile wieder abgeflaut.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })