Potsdam-Mittelmark: Wahl, Würstchen und Freibier Erst wählen, dann feiern in Kleinmachnow
Kleinmachnow -Darauf muss die Dame erst mal einen Schluck Wein nehmen. „Das ist ja fürchterbar“, sagt die Seniorin am Tisch in der letzten Reihe des Kleinmachnower Rathauses.
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Kleinmachnow -Darauf muss die Dame erst mal einen Schluck Wein nehmen. „Das ist ja fürchterbar“, sagt die Seniorin am Tisch in der letzten Reihe des Kleinmachnower Rathauses. Als vorn auf der Leinwand der schwarze Ergebnisbalken von CDU/CSU in die Höhe schnellt, ergreift sie die Hand ihres Mannes. „Ich hatte mir so sehr den Steinbrück gewünscht.“ Doch daraus wurde nichts.
Bei Wiener Würstchen, Freibier und Brezeln haben am Sonntag rund 50 Kleinmachnower den Wahlabend in ihrem Rathaus ausklingen lassen. Viele Gäste hatten in den vergangenen Wochen für ihre Parteien Werbung im Ort gemacht. Die einen spülten ihre Enttäuschung herunter, andere stießen an. Überbordende Stimmung vermochte jedoch nicht aufkommen. „Eigentlich schade, dass nicht mehr gekommen sind“, sagt Doloris Kaplick. Mit ihrem Restaurant Machenow Op’m Sande versorgte sie die Wahlhungrigen. Immerhin gefällt ihr das Wahlergebnis. „Mit der SPD würde sich auch nichts ändern.“
Dass es für die Sozialdemokraten nicht gut ausgehen könnte, damit hatte Bürgermeister Michael Grubert (SPD) gerechnet. „Der Wahlkampf lief schlecht, es gab keine Wechselstimmung.“ Dass nun aber die FDP bangen muss? Sieben volle Prozentpunkte hatte Grubert ihnen vor der Wahl prognostiziert. Er lag weit daneben. Eine Erklärung, wie es zum schlechten Abschneiden der FDP kommen konnte, ließ sich im Briefwahllokal ablesen: Viele FDP-Wähler haben ihrer Partei die Erststimme gegeben, die Zweitstimme der AFD. Über 3500 Kleinmachnower haben per Post gewählt, das bedeutet Fließbandarbeit für die Wahlhelfer. Insgesamt liegt die Wahlbeteiligung im Ort bei 87,2 Prozent.
Im Rathaussaal spült auch Wolfgang Kreemke ein Bier herunter. Der Linke–Lokalpolitiker hat unterm Sonnen- als auch Regenschirm für seine Partei Werbung gemacht. „Die Bürger waren nicht so unfreundlich wie manchmal“, sagt der Sportlehrer. Das Ergebnis gefällt ihm nicht. Eine Mehrheit für die Union hatte er sich nicht gewünscht. Damit war er nicht allein. Auch nach weiteren Gläsern Wein haderte die Seniorin in der letzten Reihe mit dem Ergebnis. „Ich fasse es nicht. Was wird mit der Euro-Krise?“, fragte sie ihren Mann. Der zuckte mit den Schultern: „Uns geht es doch nicht schlecht.“ Tobias Reichelt
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