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Von Tobias Reichelt: Wahlkampf der Nuancen

Ob Festwiese, Schulessen oder Altstadt – beim Beelitzer Bürgerforum zeigten die Kandidaten für die Stadtverordnetenversammlung viel Einmütigkeit

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Beelitz - Knapp drei Wochen vor der Kommunalwahl scheinen die politischen Streitthemen in Beelitz ausgeräumt. Auf dem von der evangelischen Kirchen gemeinde organisierten Bürgerforum am Freitagabend kamen bei den Spitzen kandidaten der Beelitzer Parteien und Bündnisse kaum Differenzen auf. Lediglich in Nuancen zeigten sich unterschiedliche politische Positionen etwa zu Fragen des Zusammenwachsens der Ortsteile, kostenlosem Schulessen, Festivitäten in der Altstadt und zu den Sorgen der Kirchengemeinde.

„Butterweich“, lautete deshalb das Fazit, welches Karlheinz Matthies, Spitzenkandidat der Beelitzer SPD, nach der Diskussionsrunde zog. Vielleicht lag es am Respekt vor dem Veranstaltungsort, der ehrwürdigen Stadtpfarrkirche. Vielleicht aber auch daran, dass nach Jahren mit vielen Streitigkeiten zwischen den Ortsteilen nun Einigkeit über den gelungenen Prozess des Zusammenwachsens zu herrschen scheint. Lediglich Linken-Politiker Uwe Richter bedauerte, dass der Prozess nicht mehr rückgängig zu machen sei. Er wies auf die Forderungen der kleinen Beelitzer Ortsteile hin, die in der Vergangenheit oft überhört worden seien. Doch ohne Zusammenschluss, machte Matthies deutlich, hätte Beelitz keine Chance auf die Landesgartenschau oder auf den wirtschaftlichen Status des Mittelzentrums. Unterstützt wurde er darin unter anderem von Lutz Bothe, derzeit noch Stadtverordnetenvorsitzender als Parteiloser mit SPD-Mandat, zur Kommunalwahl jedoch Spitzenkandidat vom neu gegründeten Bürger Bündnis Beelitz (BBB). Bothe regte zudem an, das Citybus-Netz auszuweiten. Mindestens einmal in der Woche sollte ein Bus von den Ortsteilen nach Beelitz fahren, forderte er in der von PNN-Redakteur Hagen Ludwig geleiteten Gesprächsrunde. Um endlich eine faire Verteilung der Finanzen zu erreichen, forderte die Grünen-Kandidatin Elke Seidel indes ein grundsätzliches Verteilungskonzept und erntete dafür zustimmendes Nicken von allen Seiten.

Viel Übereinstimmung auch bei der Antwort auf die Einwohnerfrage, wie sich die Stadt Beelitz sozialen Härtefällen widmen könne. Während CDU-Kandidat Udo Fischer die Arbeit des Vereins „Kindersorgen - Sorgenkinder“ hervorhob, forderte Hartwig Frankenhäuser (FDP) einen von der Stadt unterstützen „Tafelgarten“. Das hier geerntete Obst und Gemüse könnte von der Beelitzer Tafel an Bedürftige verteilt werden. Auch Wohngemeinschaften für Senioren sollten gefördert werden, erklärte er und erhielt dafür Unterstützung von Elke Seidel, die sich zudem ein Mehrgenerationenhaus in Beelitz wünschte. Mit dem Mehrgenerationenprojekt „Riebener Kirche“ sah sich Armin Hilgers, Spitzenkandidat des Unabhängigen Kommunalbündnis (UKB), in dieser Frage bereits auf einem guten Weg. BBB, SPD und Linke forderten indes ein kostenloses Schulessen, um bedürftigen Kindern eine warme Mahlzeit am Tag bieten zu können. Dem schloss sich auch Udo Fischer von der CDU an. Die Grünen-Politikerin Seidel und der Liberale Frankenhäuser regten an, das Essen zu sozial gestaffelten Preisen anzubieten.

Schließlich nutzte Pfarrer Olaf Prellwitz das Forum, um einige Probleme der Kirchengemeinde mit klaren Worten zu benennen. Immer wieder würden Gottesdienste und das ruhige Leben in der Altstadt durch die vielen Feste gestört. Sei es durch zu laute Musik oder durch die vielen Betrunkenen, die nicht einmal davor scheuten, sich vor den Mauern der Kirche zu entleeren, klagte Prellwitz. Er regte an, die Beelitzer Festwiese ins Gewerbegebiet zu verlegen und die städtischen Feste erst nach dem Ende des Gottesdienstes beginnen zu lassen, was jedoch von allen Kandidaten abgelehnt wurde. Lediglich die Zusammenarbeit zwischen Kirche und Veranstaltern solle zukünftig verbessert, Hinweisschilder auf die Toiletten im Rathaus aufgestellt und die Lautstärke gedrosselt werden, hieß es einstimmig von den Kandidaten zur Stadtverordnetenversammlung.

Unumstritten wurden schließlich die Vorschläge zur weiteren Entwicklung der Altstadt zur Kenntnis genommen. So wollen die Grünen die Gestaltungssatzung so verändern lassen, dass Sonnenkollektoren auf denkmalgeschützten Dächern möglich werden, und Lutz Bothe forderte, die Beratung für saniergungs willige Hauseigentümer zu verbessern.

Die deutlichste Abgrenzung gelang Hartwig Frankenhäuser in der Schlussrunde. Die FDP sei die einzige politische Kraft, die sich gegen die Beelitzer Bewerbung für die Landesgartenschau 2013 ausspreche, betonte er. Während alle anderen politischen Kräfte in Beelitz die Laga-Bewerbung als Chance für die weitere Stadtentwicklung begreifen, fehle ihm bei dieser Entscheidung die Rückkopplung zu den Einwohnern, so Frankenhäuser.

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