Potsdam-Mittelmark: Warnschuss zur rechten Zeit
Nach dem Debakel auf der Inselbrücke macht Werder Korrekturen am Konzept des Baumblütenfestes
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Nach dem Debakel auf der Inselbrücke macht Werder Korrekturen am Konzept des Baumblütenfestes Werder - Das Gedränge auf der Inselbrücke am 1. Mai 2004 ist in Erinnerung geblieben. Das Wetter war grandios, die Züge aus Bahnhof Zoo kamen im Zehn-Minutentakt und ein Konzert auf der Bühne am Inselmarkt sorgte für zusätzlichen Andrang. Als dann noch die Polizei Schichtwechsel hatte, sich ein Polizeiauto durch die Massen schieben wollte, kam es auf der Inselbrücke zu einem panikartigen Gedränge, das das 125. Baumblütenfestes für eine Reihe von Gästen zu einer negativen Erfahrung machen sollte. „Im Rückblick müssen wir froh sein, dass nichts ernsteres passiert ist“, so Werders 1. Beigeordneter Hartmut Schröder (CDU). Am Montagabend hatte die CDU Werder zur öffentlichen Mitgliederversammlung eingeladen. Thema: das Konzept für das diesjährige Baumblütenfest. Welche Konsequenzen wurden aus dem Vorfall im Vorjahr gezogen wurden? Wie lässt sich die Situation am einzigen Zugang auf das Kerngebiet des Festes entschärfen? Hartmut Schröder konnte den etwa 50 Veranstaltungsgästen im Hotel zur Insel einige Antworten geben. Manche klangen ganz banal. Wie die, dass der Schichtwechsel der Polizei künftig zu Fuß erfolgen soll und die Künstler nicht zu Stoßzeiten mit dem Auto über die Inselbrücke fahren dürfen. Enger zusammenarbeiten möchte man auch mit der Bahn: Normalerweise fahren die Züge ab Zoo zur Festzeit alle 20 Minuten. „Auf dem Bahnsteig in Zoo gab es aber einen solche Betrieb, dass man die Fahrgäste Richtung Werder schnell loswerden sollte“, brachte Schröder in Erfahrung. Davon, dass die Taktzeit extrem verkürzt wurde, hatten die Veranstalter nichts gewusst. Das soll sich nicht wiederholen. Weitere Konsequenz: Besonders publikumsträchtige Veranstaltungen auf der Insel sollen nicht gerade stattfinden, wenn die Insel ohnehin schon überquillt. Zudem will sich die Stadt wie in den Vorjahren weiter bemühen, das Fest zu dezentralisieren, wie Marketingleiter Walter Kassin erläuterte. Auf der Insel selbst sollen die Werder-Wiesen und der Rundweg stärker einbezogen werden. Mit der Bismarckhöhe wurde voriges Jahr bereits ein neuer Veranstaltungsort außerhalb der Insel eingeweiht. In diesem Jahr sollen weite Teile der Eisenbahnstraße hinzukommen. Sie wird für das Baumblütenfest 2005 zwischen Plantagenplatz und Damaschkestraße gesperrt. Vor dem Scala-Kino, kündigte Kassin an, soll es eine weitere kleine Bühne mit Biergarten geben. An Wochenenden sollen Händlerbuden aufgestellt werden. Mittelfristig hat die Stadtverwaltung Werder als Veranstalter des Festes noch ganz andere Pläne: Ist man schon in den vergangenen zwei Jahren Schritte hin zu einem „höheren Niveau“ (Schröder) gegangen, so möchte man die Linie in den nächsten Jahren weiter verfolgen. „Wir möchten auch Publikum ansprechen, dass dem großen Trubel lieber ausweicht“, sagte Hartmut Schröder. Mit dem Obstpanoramaweg von Petzow bis Derwitz, der in den nächsten Jahren im Rahmen der Flurneuordung schrittweise vollendet werden soll, würden viele Obsthöfe leichter erreichbar werden. „Besucher, die in Ruhe die blühenden Obstgärten erleben wollen, kommen dann noch besser auf ihre Kosten“, glaubt Schröder. Ein Trend „ins Jrüne“ hatte sich schon im vorigen Jahr abgezeichnet: Auf einigen Höfen ging sogar der Obstwein aus. Bürgermeister Werner Große (CDU) ließ indes keine Zweifel, dass auch künftig die Inselstadt das Zentrum des Blütenfestes bilden wird. „Das war schon vor 100 Jahren so.“ Und noch eins: Bei allen Problemen sei die Mehrheit doch froh, dass mal was los ist auf der Insel. Wie anders ließe sich der Andrang zum zweitgrößten deutschen Volksfest nach dem Oktoberfest auch erklären? Moderator Bernd Warsawa zog am Ende ein Fazit: Die Menschenmassen wollen bewältigt werden, der Warnschuss aus dem vorigen Jahr wurde gehört. hkx
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