Potsdam-Mittelmark: Wasser und Abwasser werden teurer
Überraschend teure Netzreparaturen: Michendorfer Gemeindevertreter müssen Gebührenerhöhungen diskutieren
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Michendorf · Wilhelmshorst - Wird das Wasser teurer? Am kommenden Montag werden sich die Michendorfer Gemeindevertreter auf ihrer Sondersitzung mit den geplanten Gebührenerhöhungen für Trink- und Abwasser beschäftigen. Die sind Teil der Wirtschaftsrechnung des Wasser- und Abwasserzweckverbandes Mittelgraben (WAZV), der auf diesem Wege die Kosten für die Instandhaltung des Leitungsnetzes in den vergangenen Jahren decken will. Der offene Betrag beläuft sich auf mittlerweile drei Millionen Euro. Mit Zähneknirschen wurde der Entwurf am Montagabend im Ortsbeirat Wilhelmshorst aufgenommen.
Demnach soll der Preis für Trinkwasser von 1,49 auf 1,56 Euro pro Kubikmeter steigen, die leitungsgebundene Schmutzwassergebühr steigt von 3,92 auf 3,98 Euro pro Kubikmeter.
Die wollte der Verband eigentlich schon vor über einem Monat beschlossen haben, aber die Michendorfer Abgeordneten in der Verbandsversammlung mit der Gemeinde Nuthetal hatten einen Aufschub durchgesetzt – um sich Rückendeckung in der Gemeindevertretung zu holen (PNN berichteten). Und die wird wohl zustimmen, denn die einzige Alternative wäre die Erhebung einer Umlage von den beiden Mitgliedsgemeinden durch den Verband.
Kritik wurde an den Kostenkalkulationen der Mittelmärkischen Wasser- und Abwasser GmbH, die der Auftragnehmer des Verbandes ist, laut. So waren für den Zeitraum 2005 bis 2007 ursprünglich Instandhaltungskosten für die Trinkwasserleitungen von nur 63 800 Euro geplant, sie hätten sich letztendlich aber auf 740 000 Euro belaufen, rechnete der Wilhelmshorster Gemeindevertreter Gerhard Mühlbach (SPD) vor. So wollte man am Montagabend auch kaum glauben, dass die Instandhaltungkosten für das Netz, so wird es im Wirtschaftsplan angekündigt, künftig wesentlich sinken würden. „Solche Prognosen kann ich nicht ernst nehmen“, sagte Ortsbeirat Ingo Allwardt (Grüne). Etwas geringer würden sie aber werden, so Ortsbürgermeister Gerd Sommerlatte (UWG), da allein durch die Straßensanierungen in jüngster Vergangenheit das Trinkwassernetz zu 60 Prozent erneuert werden konnte.
Kurz vor der Gemeindefusion habe der WAZV noch geworben: „Seid froh, dass ihr nicht nach Potsdam geht, dort ist das Netz marode und die Kosten werden steigen“, erinnerte sich Michael Senftleben (CDU). Nun werde auch hier erhöht. Er zitierte aus einer früheren Studie der Industrie- und Handelskammer, der zufolge die Gebühren am Mittelgraben fünf Mal so hoch gewesen wären wie der Bundesdurchschnitt. Senftleben forderte einen Vergleich der aktuellen Gebühren mit denen der Nachbarverbände, „um zu sehen, wo wir heute stehen“.
Erst vor kurzem hatte die Gemeinde Michendorf eine Klage gegen den Zweckverband zurückgezogen (PNN berichteten). Es ging um eine Umlage von 800 000 Euro, die 2002 seitens des WAZV erhoben wurde. Der damalige Wirtschaftsplan als Grundlage dafür hatte Lücken aufgewiesen und laut Verwaltungsgericht hätten die Michendorfer den Prozess auch gewonnen. Das Geld hätte man jedoch nur symbolisch zurückbekommen, denn es hätte eine Lücke in den Wirtschaftsplan gerissen. Eine erneute Umlage oder noch höhere Gebühren wären die Folge gewesen. Thomas Lähns
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