Potsdam-Mittelmark: Wasserstraßenbauer: Rodungen an der Schleuse notwendig
Landespolitiker rufen zur Teilnahme an Protestdemonstration auf
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Landespolitiker rufen zur Teilnahme an Protestdemonstration auf Kleinmachnow. Die verkehrs- und regionalpolitische Sprecherin der PDS-Landtagsfraktion, Anita Tack, fordert Bundes- und Landesregierung auf, den geplanten Ausbau der Kleinmachnower Schleuse zu überprüfen. „Es ist an der Zeit, sich endlich den überzeugenden Argumenten der Initiativen gegen den überdimensionierten Ausbau und den aktuellen Prognosen anzuschließen“, erklärte Tack gestern gegenüber den PNN. Die Bürgerinitiative „pro Kanallandschaft Kleinmachnower Schleuse“, das landesweite Aktionbündnis gegen den Havelausbau, Umwelt- und Naturschutzverbände und die Internationale Konferenz „Flüsse in Mitteleuropa“ vergangenes Wochenende in Potsdam – „immer mehr Aktive erheben warnend die Stimme zu den geplanten Ausbaumaßnahmen der Havel“, betont Tack. Dabei gehöre das Gebiet zwischen Brandenburg und Potsdam sowie die Kanalaue in Kleinmachnow zu den sensibelsten, bisher noch gut erhaltenen. „Der Ausbau, das belegen Studien und Experten, ist so überflüssig wie ein Kropf“, so die PDS-Politikerin. In einer gemeinsamen Deklaration hätten die Teilnehmer der Flusskonferenz in der Vorwoche auf ökologische, wirtschaftliche und rechtliche Aspekte hingewiesen, die ein Weiterbetreiben der „wirtschaftlich unbewiesenen“ Ausbaupläne der Havel mit sich bringen würden. Daher sei auch der geplante Ausbau der Kleinmachnower Schleuse auf eine Länge von heute 85 auf künftig 190 Meter nicht zu verstehen, zudem inzwischen vom Ausbau des Teltowkanals Abstand genommen wurde. „Der Vorstoß der SPD-Bundestagsabgeordneten Andrea Wicklein, den Schleusenausbau nochmals zu überdenken, ist ein Schritt in die richtige Richtung“, lobt Tack. Um ihre Position zu unterstreichen, nimmt Tack auf der morgigen Demonstration (10 Uhr) gegen die angekündigten Baumfällungen an der Kleinmachnower Schleuse teil. Die Bürgerinitiative „pro Kanallandschaft“ hat zum Protest aufgerufen, da in den Baumfällungen ein Vorgriff auf den geplanten Schleusenausbau gesehen wird, der zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht zu rechtfertigen und die Eingriffe in Natur und Landschaft nicht zu reparieren seien. Auch bei einer anderen Variante des Schleusenausbaus – „die Auswirkungen auf die Natur und die Rechte der Anwohner unterscheiden sich nicht“, erklärte gestern Hans-Jürgen Heymann, Leiter des Wasserstraßen-Neubauamtes Berlin. Er verteidigte den vorgesehenen Schleusenausbau, der 2004 beginnen soll, als „Notwendigkeit, um den Teltowkanal für die Schifffahrt offen zu halten“. Nach dem Ergebnis der Variantenprüfung könne die neue Schleuse nur am Standort der heutigen Nordkammer errichtet werden. Als wesentliche Gründe nannte Heymann den „nicht mehr tragfähigen Baugrund im Süden, die gemeinsame Gründung der heutigen Mittel- und Südkammer, die Gewährleistung des Schiffsverkehrs auf dem Teltowkanal während der mehrjährigen Bauzeit sowie den Erhalt der Schleuse als Denkmal“. Als erste Maßnahme ist der Bau der beiden Vorhäfen geplant. „Die erforderliche Baufreiheit wird in diesem Bereich durch Rodungsarbeiten geschaffen“, erklärte der Amtsleiter die angekündigten Baumfällungen. „Mit Rücksicht auf die Brutzeit der Vögel werden diese Arbeiten in den kommenden Wintermonaten durchgeführt.“ Als Voraussetzung für den Baubeginn an der Schleuse nannte Heymann jedoch die „Verabschiedung des Bundeshaushaltsplanes mit der Bereitstellung der erforderlichen Mittel“. Da die PDS-Landtagsabgeordnete jedoch genau in diesem Punkt die Bundespolitiker ins Gewissen geredet wissen will, hält sie jetzt geplanten Baumfällungen für nicht gerechtfertigt: „Gefällt sind die Bäume schnell, zum Wachsen brauchen sie Jahrzehnte.“ Peter Könnicke
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