Potsdam-Mittelmark: Weg mit den Straßenschildern
Karnevalsklub läutete die 46. Saison in Werder ein / Die Bürger „ganz gut in den Griff bekommen“
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Werder - Seit dem Wochenende herrschen in Werder (Havel) die Narren: Am Sonnabend musste der erste Beigeordnete der Stadt Hartmut Schröder pünktlich um elf Uhr elf den symbolischen Rathausschlüssel abgeben: an Prinzenpaar und Elferrat des Karnevalsclubs Werder. Die fünfte Jahreszeit wurde damit auch hier eingeläutet – bei strömendem Regen. Dem bunten Treiben vor dem Rathaus tat dies aber kaum Abbruch. Der Hofstaat versteckte sich unter bunten Schirmen und zog anschließend zum Plantagenplatz für die Feierlichkeiten.
Dass sich Schröder selbst schon auf die kommenden Monate freut und den Machtwechsel begrüßt, machte er in seiner Ansprache deutlich – müsse er doch wie an diesem Sonnabend Überstunden schieben und dürfe sie nicht einmal abbummeln. „Wir müssen hier nämlich überall neue Schilder aufstellen“, ulkte er und verwies damit auf einen Fall, der gerade im Rathaus die Runde macht: Jemand hatte sich über ein heruntergefallenes Straßenschild beschwert und darüber, dass die Verwaltung diesem Missstand nicht gleich nachgekommen war. „Wir werden alle Schilder in der Stadt abschaffen“, kündigte daraufhin Zeremonienmeister Joachim Raupach der johlenden Menge an.
„Aber wir werden unser Regiment ganz locker angehen“, sagte Prinzessin Marion Kneiphoff. Sie und ihr Prinz Rainer Pietsch sowie das Kinder-Prinzenpaar Victoria Günter und Jannis Pietsch stellten sich erstmals vor und winkten ihrem Hofstaat vom Balkon aus zu. Für die Werderaner Karnevalisten ist es die 46. Saison. Seit 1961, als das erste „Helau“ durch die Stadt schmetterte, hat sich offenbar einiges getan. Denn damals schüttelten die Leute noch den Kopf in Anbetracht des bunten Treibens. „Verrückt geworden“, lautete das Urteil der Wenigen, die am Straßenrand standen – so überliefert es die Chronik. Aber man ließ sich nicht beirren. „Wir haben unsere Bürger schon ganz gut in den Griff bekommen“, so KCW-Präsident Reinhard Bluck. Zu den Veranstaltungen in Werder sei die Havelauenhalle immer ordentlich gefüllt.
Bis Februar geht der KCW auch wieder auf Tournee: Höhepunkte werden der Umzug und ein „Prinzen-Biwak“ in Berlin sein sowie ein Besuch beim Partnerverein „Husaren Schwarz Weiß Siegburg“ im Rheinland, zu dem man schon vor der Wende Kontakte geknüpft hatte. Um einen Auftritt bei der Gala „Hier steppt der Adler“ in Cottbus haben sich die Werderaner ebenfalls beworben.
Momentan wird der Aufbau einer eigenen Band geplant, die zu den Veranstaltungen so genannte Guggenmusik spielt. Diese Art des Musizierens, bei der zu einem rasanten Rhythmus die Melodien bewusst schief gespielt werden, stammt von der fränkischen Fastnacht.
Die 46. Saison ist übrigens wohl die letzte, die man in der Havelauenhalle verbringen muss, so Präsident Bluck. Schon im nächsten Jahr wollen die Narren die Bismarckhöhe ersteigen und dort ihre Sitzungen abhalten. Die Ausgangslage ist günstig, schließlich kann der KCW mit dem Rathausschlüssel in der Hand die dortigen Bauarbeiten nun noch besser vorantreiben. Thomas Lähns
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