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Potsdam-Mittelmark: Wege aus der Einsamkeit

Teltower Awo-Ortsverein engagiert sich in der Seniorenarbeit – und sucht engagierte Mitstreiter

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Teltow - Es sind etwa 6000 Bürger, die über 60 Jahre alt sind und in Teltow leben. Die Zahl ist nicht unbedingt alarmierend angesichts einer Einwohnerzahl von 21 700. Aufhorchen lässt dagegen, dass die Hälfte dieser über 60-Jährigen in Ein-Personen-Haushalten leben und ein großer Teil von ihnen sich nach dem Arbeitsleben zunehmend zurückzieht, wie Wolf Stein vom Awo-Ortszentrum gestern bei einem Pressegespräch berichtete. „Wir wollen diese Bürger frühzeitig erreichen, möglichst im Vorfeld einer Pflegestufe“, sagte Stein.

Dazu hat der Awo-Ortsverein ein Kontakt- und Begleitmodell entwickelt, zu dem ein Awo-Kulturcafé gehört. Das offene Kulturcafé lädt täglich von 10 bis 16 Uhr ein, in gemütlicher Atmosphäre bei Kaffee und Kuchen zu plaudern und Kontakte zu knüpfen. Auch Filme und Theateraufführungen werden angeboten, Kurse für Yoga, Gedächtnistraining und Kunst. Ein weiteres Projekt ist das Geronto-Zentrum Teltow, das die Stadt Teltow mit jährlich 15 000 Euro fördert. Ältere Menschen und Angehörige können sich dort über gesundheitliche Vorsorge informieren und zu unterschiedlichen Wohnformen beraten lassen.

Ein spezielles Angebot ist die Ambulante Wohnhilfe, die auch Unterstützung bei drohendem Wohnungsverlust anbietet. Seit kurzem werden zudem Sprechstunden in den Geschäftsräumen der Teltower Wohnungsbaugenossenschaft (TWG) angeboten. Dafür gab es Lob von Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) da „Beratung nicht nur abgeholt, sondern auch hingebracht wird“. Der Zuschuss der Stadt sei „gut angelegtes Geld“, so Schmidt. Die Genossenschaft, die derzeit über 2100 Wohneinheiten verfügt, hat laut TWG-Vorstandschef Torsten Lippert zurzeit einen Altersdurchschnitt ihrer Mitglieder von etwa 60 Jahren festgestellt. Lippert: „Die meisten sind eingezogen, als die Blöcke in der neuen Wohnstadt und im Flussviertel errichtet wurden.“ Meist sind die Kinder weggezogen, was zur Folge habe, dass es in den Wohngebieten ruhiger geworden sei. Nicht immer sei Altwerden mit körperlichem Leid gleichzusetzen, hat Lippert erfahren, „auch seelisch gibt es da Beeinträchtigungen“. Viele Bewohner seien allein, wollten aber am Leben teilnehmen.

Den Weg zu Gemeinschaft und Teilhabe sollen verschiedene Awo-Beratungsangebote unterstützen. Manchmal, weiß Wolf Stein, sind es einfache Dinge, die den Alltag Älterer erleichtern können, beispielsweise eine Griffverstärkung, um den Wasserhahn aufdrehen zu können. Viele dieser „kleinen Alltagshelfer“, die man sich im Geronto-Zentrum erklären lassen kann, sichern ein Stück Unabhängigkeit in der gewohnten Umgebung.

Der Awo-Ortsvorsitzende Lothar Kremer zog gestern auch Bilanz zum jüngsten Projekt „Junge Alte helfen alten Alten“ – einer Teltower Erfindung, die Seniorenpatenschaften vermittelt und Ende 2009 startete. Inzwischen sei das Projekt in das lokale und regionale Hilfenetzwerk eingebunden und vier „junge Alte“ würden sich für fünf „alte Alte“ bis zu vier Stunden wöchentlich engagieren. Die Awo Teltow ist überzeugt, dass solches Engagement zumindest in Form von Aufwandsentschädigungen anerkannt werden muss. Ziel sei es, so Kremer, dafür Finanzierungsquellen zu erschließen. Kirsten Graulich

Kirsten Graulich

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