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25 Euro pro Monat. Mitglieder einer Bürgerwehr halten in der Nachbarschaft die Augen offen. Die Aufwandsentschädigung dafür fällt allerdings dürftig aus.

© P. Pleul/dpa

Wachschutz für Stahnsdorf: Wegen Polizeireform: Neues Sicherheitspaket gefordert

Ist Stahnsdorf noch sicher? Die CDU hat ihre Zweifel - und fordert nun zusätzliche Streifenfahrten. Auch privater Wachschutz soll durchgesetzt werden, doch es fehlt an Freiwilligen.

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Stahnsdorf - Ist Stahnsdorf noch sicher? Die CDU-Fraktion in der Gemeindevertretung sagt nein. Der CDU-Vorsitzende Daniel Mühlner fordert daher sogenannte Sicherheitspartnerschaften, also eine Bürgerwehr und mehr Streifenfahrten durch privaten Wachschutz. Laut Mühlner müssten die Einwohner und Gewerbetreibenden Stahnsdorfs um ihr Hab und Gut fürchten, seit die Eckpunkte der Polizeireform bekannt wurden. Demnach seien Auto-Aufbrüche und Diebstähle an der Tagesordnung.

Ob sich die Sicherheitslage speziell in Stahnsdorf verschärft habe, konnte die Polizei am Donnerstag nicht bestätigen. Eine Sicherheitspartnerschaft existiere bereits. Das bestätigt auch die Stahnsdorfer Verwaltung. Seit 2001 gibt es Stahnsdorfer, die in ihren jeweiligen Wohngebieten Streife laufen und Unregelmäßigkeiten und Ordnungswidrigkeiten an die zuständige Stelle melden, so Rathaussprecher Stephan Reitzig. Das Projekt laufe seit Jahren erfolgreich.

Kaum noch private Aufpasser

Von den ursprünglich neun Sicherheitspartnern sind offenbar nur noch vier übrig geblieben. Peter Kaersten ist einer von ihnen. Der 73-Jährige hat fast 40 Jahre bei der Polizei gearbeitet. Er weiß also, worauf es bei einer solchen Sicherheitspartnerschaft ankommt. Laut Kaersten gebe es alle drei Monate eine Schulung durch den für Stahnsdorf zuständigen Polizisten. „Ab und zu sei auch jemand vom Ordnungsamt dabei“, sagt Kaersten. „Aber das war in letzter Zeit weniger der Fall.“ Eine einst von der Gemeinde erhoffte flächendeckende Observierung durch die privaten Aufpasser sei aber nicht mehr möglich. Ein Mitglied sei verstorben, ein anderes falle wegen Krankheit aus, der nächste sei weggezogen und der vierte habe kein Interesse mehr gehabt, erklärt Kaersten die Situation der Sicherheitspartnerschaft in Stahnsdorf. „Jeder geht auf Patrouille, so wie er eben Zeit hat“, sagt Kaersten leicht resigniert.

Diese Situation bemängelt die Stahnsdorfer CDU und zweifelt somit an der Aussage der Verwaltung, dass es noch ein erfolgreiches Projekt sei. Man sehe davon nichts, so Wolfgang Brenneis, Sprecher der Stahnsdorfer CDU-Fraktion. Überall gebe es Einbrüche, Stahnsdorf sei keine Ausnahme. „Auch bei mir wurde schon versucht einzubrechen, glücklicherweise vergeblich“, sagt Brenneis.

Gesunde Wachsamkeit unter Nachbarn sei billiger

Um mehr Sicherheit in der Gemeinde zu gewährleisten, müsse es neben den Sicherheitspartnerschaften auch unregelmäßige Streifenfahrten durch privaten Wachschutz geben, fordert Brenneis. Die CDU schätze die Kosten auf rund 24.000 Euro. Dem widerspricht die Stahnsdorfer Verwaltung teilweise. Sinnvoller und preiswerter sei die gesunde Wachsamkeit unter Nachbarn, als einen Wachschutz für viel Geld durch ausgewählte Straßen fahren zu lassen, so Rathaussprecher Reitzig. Nur wenige Stahnsdorfer würden durch diese Fahrten auf einem 49 Quadratkilometer großen Gebiet profitieren.

Peter Kaersten zufolge sei das Problem der Sicherheitspartnerschaft vor allem der Nachwuchs. Die Aufwandsentschädigung von 25 Euro im Monat ist wohl kaum ein Ansporn. Aber was bringt eine Bürgerwehr ohne Bürger? Zudem beklagt Kaersten die personelle Situation bei der Polizei. „Manchmal erreicht man einfach niemanden am Telefon“, sagt Kaersten. „Die Polizisten können ja nichts dafür, aber es dauert zu lang, bis sie da sind“, sagt er. Vor einem Jahr, erinnert sich Kaersten, habe er ein verdächtiges Auto im Stolper Weg in Stahnsdorf observiert. „Im Wagen saßen drei Männer, die hundert Meter weiter offenbar ein Haus auskundschafteten.“ Nachdem Kaersten das Kennzeichen des Autos bei der Polizei durchgegeben hatte, bestätigte sich sein Verdacht. Der Wagen war als gestohlen gemeldet. Bis die Polizei eintraf, war es bereits zu spät: Die Verdächtigen sind eingebrochen und danach über alle Berge, so Kaersten.

CDU will Sicherheitspaket durchsetzen

Wie Peter Kaersten geht es jedem Mitglied einer solchen Bürgerwehr, sie haben keine hoheitlichen Befugnisse und handeln im Rahmen des sogenannten Jedermann-Rechts, das jedem Bürger zusteht, und können Tatverdächtige vorläufig festnehmen. Dabei sollen sie natürlich nicht das eigene Wohl in Gefahr bringen. Grundlage für die Sicherheitspartnerschaft ist der Erlass der Kommunalen Kriminalitätsverhütung, der 1995 im Land Brandenburg in Kraft getreten ist. Insgesamt gibt es in Brandenburg 73 Sicherheitspartnerschaften.

Am 26. März will die CDU ihren Antrag in der Stahnsdorfer Gemeindevertretung einbringen und Bürgermeister Bernd Albers (Bürger für Bürger) beauftragen, eine Sicherheitspartnerschaft und Streifenfahrten durch privaten Wachschutz in Stahnsdorf durchzusetzen.

Björn Stelley

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