Potsdam-Mittelmark: Wein und Brot für Saarmunder Pilger
Kirchgemeinden wollen den Jakobsweg zwischen Berlin und Magdeburg beleben
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Nuthetal - Vom märkischen Saarmund bis ins spanische Santiago de Compostela ist es ein fast 3000 Kilometer langer Weg. Für Pilger ist der Weg das Ziel und in diesem Fall heißt er Jakobsweg. Santiago de Compostela mit dem Grab des Apostels Jakobus ist seit dem Mittelalter neben Rom und Jerusalem einer der wichtigsten Wallfahrtsorte, zu dem Pilger aus aller Welt wandern. Ein etwa 200 Kilometer langes Teilstück des historischen Pilgerpfades von Berlin bis nach Magdeburg wollen die Kirchgemeinden der Region Berlin-Brandenburg wiederbeleben helfen.
Die erste Übernachtung können Pilger auf dieser Strecke bald im Nuthetaler Ortsteil Saarmund einplanen. Die Gemeinde will bis Ende des Jahres das alte Waschhaus im Garten der Pfarrei in eine Pilgerherberge mit vier Übernachtungsplätzen umgebaut haben. Pfarrerin Almut Gaedt ist zudem Ansprechpartnerin für die über 40 Kirchgemeinden auf dem Weg nach Magdeburg. „Wir wollen eine Weggemeinschaft ins Leben rufen für alle, die künftig Pilger willkommen heißen wollen.“ Ein erstes Treffen soll in den nächsten Tagen stattfinden.
Nicht zuletzt durch den Bestseller des Entertainers Hape Kerkeling „Ich bin dann mal weg“ ist die Pilgerroute durch Spanien, die in ganz Europa über ein Netz an Zubringerwegen verfügt, wieder stärker ins Licht der Öffentlichkeit gerückt. „Vielerorts hat sich entlang der Wege auch eine touristische Infrastruktur entwickelt, die sich vor allem an Wanderer richtet“, unterstreicht Gaedt. Ihr sei es deshalb wichtig, auf dem Teilstück von Berlin nach Magdeburg neben Essen, Trinken und Unterkunft vor allem eine geistliche Begleitung für die Pilger anzubieten. „Wir wollen Reisesegen spenden oder auf Wunsch auch eine Andacht oder ein Abendmahl mit ihnen feiern“, fügt die Pfarrerin hinzu. Seit dem vergangenen Sommer denkt sie selbst über eine Pilgerreise nach.
Kurz danach klopften die ersten Probe-Pilger an die Tür des Pfarrhauses und fragten nach einem Stempel für ihren Pilgerausweis. Die beiden Reisenden testeten ein Buch, in dem die Berlin-Brandenburger Autoren Elisabeth Bröhl und Klaus Krum das Teilstück bis Magdeburg beschrieben haben, das von der Jakobusbruderschaft in Düsseldorf betreut wird. Im Eigenverlag brachte die Bruderschaft das Buch heraus. „Zusammen mit der Berliner Humboldt-Universität haben wir in den vergangenen fünf Jahren den möglichen Verlauf anhand der alten Hansestraße recherchiert“, betont Autorin Bröhl. Im März wurde das Teilstück offiziell eröffnet und im September will die Kirchengemeinde Saarmund mit Interessierten das etwa 25 Kilometer lange Stück von Saarmund bis nach Beelitz wandern. Wenig später soll auch die Arbeit an der Pilgerunterkunft weitergehen.
Sechs Freiwillige aus Kamerun, Litauen und Bulgarien haben das etwa 30 Quadratmeter große Gebäude Anfang des Jahres entkernt. Sie wurden vom Internationalen Bauorden geschickt, der nach dem Zweiten Weltkrieg von einem katholischen Priester in Holland gegründet wurde, und sich für kirchlich-soziale Projekte einsetzt. Ende September werden sich weitere Freiwillige zusammen mit den Gemeindemitgliedern dem Innenausbau widmen.Mit den ersten Pilgern rechnet Pfarrerin Gaedt im nächsten Jahr. Gegen eine Spende für die Gemeinde erhalten sie gemäß einer alten Tradition Gastrecht für eine Nacht, eine Flasche Wein und einen Laib Brot.
Beatrice George
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