
© Manfred Thomas
Von Hagen Ludwig: Weiß aus Schwarz
Jungweinprobe 2009: Der Frost hat den Winzern zugesetzt / Erstmals ein Werderaner Blanc de Noirs
Stand:
Werder (Havel) - Mit der Premiere für einen Blanc de Noirs überraschte Werders Winzer Manfred Lindicke am Dienstagabend zur traditionellen Brandenburgischen Jungweinprobe in Werder (Havel). Die französische Bezeichnung steht für „Weißer aus schwarzen“, das heißt aus roten Trauben wird ein heller Wein gekeltert. Dafür sind die Dornfelder-Trauben vom Wachtelberg sanft gepresst und der Most schnell von der Schale getrennt worden. So wird verhindert, dass der rote Farbstoff in den Wein gelangt. Vom Ergebnis konnten sich nun die sachkundigen Gäste im Schützenhaus-Saal überzeugen: Ein bekömmlicher, säurearmer Sommerwein. Immerhin 1500 Flaschen werden davon jetzt erstmals abgefüllt.
Insgesamt war der Jahrgang 2009 für die Winzer in den beiden einzigen brandenburgischen Qualitätsweinlagen Werder (Havel) und Schlieben (bei Herzberg) durchwachsen. Hart hat der Frost die ein Hektar große Anlage der geselligen Schliebener Weinfreunde getroffen. Um zur Jungweinprobe überhaupt einen Jahrgang 2009 präsentieren zu können, haben sie in Meißen aus den verbliebenen Müller-Thurgau- und Bacchus-Trauben einen Cuvée keltern lassen. Die Menge reiche jedoch in diesem Jahr nur für den Eigenverbrauch in Schlieben, hieß es.
Auch den Werderaner Winzer hat der Frost gebeutelt, doch die Katastrophe ist ausgeblieben. Immerhin knapp 40 Tonnen wurden noch auf dem Wachtelberg gelesen. Zum Vergleich: Im jährlichen Mittel von 2004 bis 2008 sind es 53 Tonnen gewesen. Dennoch konnten Lindicke und der Vorsitzende des Werderaner Weinfördervereins, Rolf-Herrmann Löhr, wieder eine beachtliche Sortenvielfalt präsentieren. Sie reichte vom bewährt lindigen weißen Müller-Thurgau (besonders gut zum Beelitzer Spargel) bis zum kräftigen roten Regent aus dem Holzfass, der jedoch schon 2008 gelesen wurde. Insgesamt 13 Weinproben, dazwischen Käse, Brot und Buffet. Das war zu bewältigen – in kleinen Schlucken.
Erstmals bei dieser Zeremonie dabei war Jörg Vogelsänger (SPD) in seiner Eigenschaft als Landwirtschaftsminister. Dass der Weinanbau in Brandenburg nicht nur ein fröhliches Hobby ist, muss ihm nach Amtsantritt schnell klar geworden sein. Am Mittwochabend hörte er massiv die Forderung nach einem Brandenburgischen Weingesetz, dass unter anderem klare Qualitätsstandards und die entsprechenden Weinlagen definiert. Das muss mit zwei Nachbarländern abgestimmt werden, denn Werder (Havel) gehört zum sachsen-anhaltinischen Anbaugebiet Saale-Unstrut und Schlieben zum sächsischen Weinareal. Vogelsänger kündigte an, dass er bei der Gesetzesgestaltung vor allem auch die Erfahrungen aus Rheinland-Pfalz nutzen wolle. Gestern besichtigte er neue Weinberge auf ehemaligen Tagebauhalden in der Lausitz. Zuwachs in der brandenburgischen Winzergemeinschaft ist also zu erwarten.
Werders 1. Beigeordneter Hartmut Schröder (CDU) baut weiter auf die Hilfe des Ministeriums. Er erinnerte daran dass zum Jahreswechsel auch eine praktikable Regelung für den Betrieb der Straußwirtschaft „Weintiene“ auf dem Werderaner Wachtelberg gefunden werden konnte. Hier gibt es, wie in anderen Bundesländern schon lange üblich, ohne komplizierte Auflagen Wein aus eigener Produktion und dazu einen kleinen Imbiss. Auch die Gäste des am Samstag beginnenden Blütenfestes werden das zu schätzen wissen.
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