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Ein Prosit. Zum Bier gibt es gelegentlich Live-Musik im Seebiergarten, hier von der Combo „Next Generation“.

© Manfred Beger

Potsdam-Mittelmark: Weißwurst, Brez’n, Biobier

Der neue Fercher Seebiergarten holt bayerische Ess- und Trinkkultur an den Schwielowsee

Von Enrico Bellin

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Schwielowsee - Eine gebürtige Holländerin eröffnet gemeinsam mit einem Hessen einen bayerischen Biergarten in der Mark. Die Globalisierung lässt grüßen. Saskia Kuipers und Manfred Beger haben dem Gasag-Ferienlager in Ferch neues Leben eingehaucht. Mit bestem Blick auf den Schwielowsee betreiben die beiden seit Monatsanfang hier den am Uferwanderweg gelegenen Seebiergarten.

Weißwurst, Brez'n und Obazda – eine pikante bayerische Käsecreme mit Zwiebeln – bringen typisch bajuwarisches Ambiente an die Havel. Sonntags wird im Ofen frischer Leberkas gebacken. „Bisher dominieren in der Gegend ja Kaffee und Kuchen, dem wollen wir etwas entgegensetzen“, so Manfred Beger. Der Drehbuchautor lernte seine Frau, die ebenfalls Autorin ist, in München kennen. Vor zehn Jahren zogen sie nach Ferch in die Nähe des Ferienlagers der Gasag, das neben einem zentralen Gebäude mit großer Küche und mehreren Wohnräumen aus vielen Bungalows besteht. Genutzt werden sie nur wenige Wochen im Jahr, wenn sich die Mitarbeiter des Berliner Gasversogers und ihre Kinder hier vergnügen.

Der Konzern wollte dem Objekt, das 1910 als Café gebaut und in den 50er-Jahren zum Ferienheim erweitert wurde, mehr Leben einhauchen und suchte nach einem Betreiber. Da hat das kreative Ehepaar nicht lange gezögert. Ein Bungalow wurde zur Bar umgebaut und mit einer Zapfanlage ausgestattet, aus der das Bio-Bier der Templiner Braumanufaktur fließt. „Bei uns gibt es nur eine Biersorte, wir wollen minimalistisch bleiben“, so Berger. Dazu passt, dass sich die Gäste – wie in bayerischen Biergärten üblich – ihr Essen auch selbst mitbringen und im Biergarten picknicken können. „Wir wollen hier kein festes Restaurant für Touristen werden, eher ein abendlicher Treff für die Fercher“, sagt der Betreiber.

Die haben den Seebiergarten bereits ins Herz geschlossen. Nachbarn brachten zur Eröffnung Tischdecken mit, Tischler Frank Franzke baute die Bar und eine kleine Bühne. Auf der sollen regelmäßig Musiker spielen. Viel Technik gibt es nicht. Man setzt eher auf Leute, die mit Stimme und Gitarre überzeugen. In drei Wochen wird es zudem sportlich im Seebiergarten: Alle Spiele der Fußballweltmeisterschaft werden live übertragen. Die Spiele der Nationalmannschaft werden außen auf einer großen Leinwand gezeigt, alle anderen Spiele sind aus Rücksicht auf die Nachbarn im Hauptgebäude zu sehen.

Erreichen kann man den Biergarten am besten per Fahrrad. Manfred Beger hat extra eine Rampe aufgeschüttet, damit die Räder vom Uferweg zum höher gelegenen Biergarten geschoben werden können. Auch Hobbykapitäne können über den Schwielowsee schippern und am hergerichteten Anleger direkt vor dem Biergarten vor Anker gehen. Wasserwanderer können hier ebenfalls ihr Kanu bequem aus dem Wasser holen. Damit wollen die Neu-Gastronomen aktive Potsdamer und Berliner ansprechen.

„Wir liegen am südlichsten Punkt des Schwielowsees, sind also der ideale Pausenort für alle, die von Potsdam aus den See erkunden“, beschreibt Manfred Beger. Daher will er nun verstärkt in Bioläden der Region werben. Bio ist den Betreibern wichtig. Gemüse kaufen sie nur aus biologischem Anbau, Milchprodukte und Fleisch stammen von Tieren aus artgerechter Neuland-Haltung. Die Speisekarte bietet auch vegetarische und vegane Gerichte, ungewöhnlich für bajuwarische Esskultur. Saskia Kuipers, die alle Speisen frisch zubereitet, ist selbst Vegetarierin.

Wenn die erste Saison im Biergarten gut läuft, soll das Angebot erweitert werden. „Der Standort wäre perfekt für ein Fahrrad-Hostel“, findet Saskia Kuipers. Schließlich liegen der Europaradweg R1, der Havelradweg und der Rundweg um den Schwielowsee vor der Haustür. Um günstige Unterkünfte zu schaffen, könnte einer der großen Bungalows mit Segeltüchern in mehrere Nischen unterteilt werden, in denen dann zwei bis vier Personen schlafen können. Saskia Kuipers: „Das hätte Zeltplatzatmosphäre, nur mit festem Dach über dem Kopf.“

Dafür müsste die Gasag die Zustimmung geben, das Gelände durchgehend als Biergarten zu nutzen. In diesem Jahr wird der Biergarten in den Sommerferien geschlossen, damit sich die Gasag-Mitarbeiter ungestört erholen können.

Der Seebiergarten ist freitags ab 15 Uhr und am Wochenende bis September ab 11 Uhr geöffnet, in den Sommerferien aber zu.

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