Potsdam-Mittelmark: Weiter Weg ins Internet
DSL-Anschluss für Wilhelmshorst bleibt fraglich
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Michendorf - Eigentlich sollte die alte Telefondose noch in diesem Jahr einem DSL-Anschluss weichen. Nun stehen den Wilhelmshorstern möglicherweise doch wieder lange Winterabende am PC bevor, weil der Seitenaufbau dauert. Ein Vertrag mit der Stahnsdorfer IT-Firma EB-Tech zur Versorgung des Ortes konnte bislang noch nicht unterzeichnet werden. Stattdessen hat sich das Verhältnis zwischen Anbieter und Gemeinde abgekühlt. Dies wurde auf der Jahreshauptversammlung des Gewerbevereins Michendorf am Donnerstagabend deutlich.
Beide Seiten waren vertreten und erläuterten den Unternehmern jeweils aus ihrer Sicht, warum es nicht klappt. Das Angebot von EB-Tech liegt seit geraumer Zeit vor, doch die Abstimmungsrunden in den gemeindlichen Gremien ziehen sich. Der Hauptausschuss konnte im Oktober noch nicht entscheiden, da nun auch die anderen Ortsteile mit ins Boot wollen, deren Vertreter aber den Vertragsentwurf nicht vorliegen hatten. „Wenn, dann alle!“, so Stückens Ortsbürgermeister Udo Reich. Das aktuelle Angebot läuft am 17. November aus, der nächste Hauptausschuss tagt aber erst am 20. November – und den endgültigen Segen kann die Gemeindevertretung frühestens im Dezember erteilen.
Die Verwaltung hat bereits schriftlich um Fristverlängerung bei EB-Tech gebeten. Dort müsse man sich jedoch an Absprachen mit der Telekom halten, so EB-Tech-Vertreter Andreas Gehring am Donnerstagabend. Und um dort noch einmal die Hand für die Michendorfer ins Feuer zu legen, brauche er mehr Planungssicherheit. Wilhelmshorster Neukunden, die bereits vorfreudig Verträge bei ihm unterschrieben hatten, habe er mittlerweile die Möglichkeit zum Rücktritt einräumen müssen.
Die Gewerbetreibenden drängen, machen zum Teil schon ihre berufliche Existenz von DSL abhängig – und das nicht nur in Wilhelmshorst. Wie umständlich der Weg ins Internet auch von Stücken aus ist, erläuterte die Webgestalterin Christina Perincioli: Da sie ihre erstellten Homepages nicht über die langsame Telefonleitung von zu Hause aus hochladen kann, müsse sie jedes Mal eine CD-Rom nach Berlin schicken, wo das dann Bekannte von ihr übernehmen.
Unter Druck setzen lassen will man sich in Michendorf aber auch nicht. „Wir haben eine offizielle Anfrage um Verlängerung gestellt, was sollen wir denn noch machen?“, so Bürgermeisterin Cornelia Jung. Der Michendorfer Abgeordnete Harry Basel winkte sogleich ab: „Dann suchen wir uns eben einen anderen Anbieter.“ Für den 17. November wurde die Telekom in den Hauptausschuss geladen, um noch einmal zu verhandeln. Denn bislang hatte diese einen Baukostenzuschuss von über 200 000 Euro von der Gemeinde gefordert, um allein Wilhelmshorst ans Netz zu bringen.
Gehrings Unternehmen EB-Tech verlangt diesen Zuschuss nicht, berechnet einen monatlichen Festpreis von 2000 Euro, der sich aber bei mindestens 300 angeschlossenen Privatkunden auf 60 Euro für die Oberschule reduzieren würde. Den preislichen Unterschied macht der Versorgungsweg: EB-Tech will mit dem Kabel nur an die Oberschule und von dort aus mit einem eigens entwickelten Verfahren per Funk Haushalte und Betriebe erschließen – die Telekom müsste Glasfaserkabel verlegen. Thomas Lähns
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