
© Eva Schmid
Potsdam-Mittelmark: Wellness für Vierbeiner
Das Beelitzer Pfötchenhotel besteht seit zehn Jahren. Der Komfort hat seinen Preis
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Beelitz - Morgens um sieben Uhr wird Buddy Kestner geweckt. Vor dem Frühstück geht es raus in die Natur. Durchatmen, wach werden. Zurück im Zimmer steht das Essen bereit. Der Hotelgast hat das Herbst-Verwöhnpaket gebucht. Das bedeutet Wild oder Straußenfleisch zum Frühstück. Danach kommt der Trainer vorbei, je nach Wunsch wird draußen oder drinnen Sport gemacht. Vor dem Mittagessen geht es zur Aquagymnastik – das hilft gegen die Arthrose in den Ellenbogen und ist gut zum Abspecken. Nach dem Mittagessen wird Siesta gemacht. Dann wieder raus an die frische Luft. Vielleicht noch zum Friseur. Abends das Betthupferl: ein Frozen-Joghurt – ohne Zucker, versteht sich.
Ein ganz normaler Tag im Pfötchenhotel: Buddy, ein schwarzer Labrador, ist Stammgast auf dem ausgedehnten Areal. Sein Frauchen aus Berlin schickt ihren Hund öfter in die schicke Herberge im Beelitzer Ortsteil Schönefeld. Wenn Buddy eincheckt, wird ein Datenblatt erstellt. In Großbuchstaben steht dort der Name des Gastes, also der Hundename, und Nachname des Besitzers, darunter Stichpunkte, was Buddy gerne isst, ob er mit anderen Hunden auskommt, auf was er allergisch ist.
Das Wohlfühlhotel, in dem auch Katzen, Hamster, Meerschweinchen und Papageien absteigen, hat vor genau zehn Jahren eröffnet. Auf dem weitläufigen Areal der früheren Funkempfangsstation der Post hat der Unternehmer Wolfgang Goergens, der auch bei Hamburg und in seiner Heimatstadt Hilden ein derartiges Hotel betreibt, Platz für 500 Tiere geschaffen. Ein Erfolgsmodell: In Einzel- oder Doppelzimmern kommen die Tiere in denkmalgeschützten Backsteingebäuden unter.
Drumherum ist viel Platz: Insgesamt 85 Hektar gehören zum Pfötchenhotel, 8000 Quadratmeter sind eingezäunt, dort gibt es fast 18 Auslaufplätze. Der Unternehmer kam zu dem Projekt, als er selbst seine beiden Hunde in einer Tierpension abgeben wollte. Schnell war für ihn klar, dass seine Tiere sich nicht in Zwingern langweilen, sondern mindestens genauso viel Aufmerksamkeit bekommen sollten wie zu Hause auch. Ein Angebot, wie es ihm vorschwebte, gab es aber nicht. Und nicht nur er wünschte sich so etwas. Mittlerweile ist die Nachfrage groß: Allein in Beelitz gibt es 30 Beschäftigte. Zu Ferienzeiten und Silvester ist das Pfötchenhotel ausgebucht.
Kein Wunder, hier fehlt es an nichts: Die Tiere, vor allem die Hunde, bekommen Massagen, Wirbelsäulengymnastik und Akupunktur. Es gibt einen Pet-Walk, das ist ein tierischer Trimm-Dich-Fit-Pfad, eine verschwenkbare Tennisballkanone und ein 24 Grad warmes Hundeschwimmbad. Wer es noch luxuriöser möchte, bucht Delikatessen wie Wild oder Straußenfleisch dazu. Oder Hundeeis mit Lachsgeschmack. Eis sei die Leibspeise von Hunden, sagt eine Tierbetreuerin.
Der Komfort hat seinen Preis: Die Standardvariante kostet für langhaarige und schwere Vierbeiner, wie einen germanischen Bärenhund, bis zu 66 Euro pro Nacht. Ein kleiner, kurzhaariger Jack Russel hingegen kommt für rund 40 Euro unter. Aber auch um ausgesetzte Tiere kümmert sich das Pfötchenhotel – die Kommunen Potsdam, Werder (Havel), Nuthetal und Beelitz lassen dort herrenlose Tiere hinbringen. Auch sie bekommen falls nötig Einzelzimmer oder Massagen.
An Innovationen fehlte es in den letzten zehn Jahren nicht: Angelegt wurde unter anderem ein Hundestrand mit Teich. Den dürfen auch Nicht-Hotelgäste nutzen. Neu ist auch der Hundekindergarten, eine Tagesbetreuung für Vierbeiner aus Berlin. Sie werden morgens am Potsdamer Platz mit einem Transporter, der 32 Kabinen mit Licht, Klimaanlage und Musik hat, abgeholt. Täglich pendeln so bis zu 20 Tiere nach Beelitz. Abends geht es dann wieder zurück zu Herrchen und Frauchen, die nach einem harten Arbeitstag einen ausgepowerten, aber glücklichen Hund in Empfang nehmen. Kein Wunder nach so viel Wellness.
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