
© J. Bergmann
Wochenmarkt im Werderpark: Weniger Klamotten, mehr Gemüse
Dem Wochenmarkt am Werderpark geht es wieder besser. Vor gut einem Jahr wechselte der Betreiber und brachte neuen Schwung mit. Jetzt sind die Lebensmittelstände wieder in der Überzahl.
Stand:
Werder (Havel) - Unruhige Zeiten hat der Wochenmarkt am Werderpark in den vergangenen Jahren erlebt. Mehrere Betreiber wechselten innerhalb kurzer Zeit. Die Anzahl der Obst- und Gemüsestände ging zurück. Immer mehr Textilienhändler drängten auf den Markt. „Im Jahre 2013 zeichnete sich ab, dass der Markt den Bach runtergeht“, erinnert sich Walter Kassin, Vorsitzender des Werderschen Obst- und Gartenbauvereins. „Es waren zwei Drittel Klamotten.“ Doch inzwischen scheint die Wende geschafft. Die Lebensmittelstände – neben Obst und Gemüse werden unter anderem Fisch, Wurst und Backwaren angeboten – sind wieder klar in der Überzahl.
Erreicht hat diesen Umschwung Kassins Obst- und Gartenbauverein, der den Markt Anfang 2015 als Betreiber übernahm. Ein echter Frischemarkt – unter dieser Bezeichnung wird er vom Betreiberverein beworben – ist nun wieder entstanden. Privaterzeuger wie Günter Scholder aus Niedergörsdorf verkaufen hier ihre Ware. Auf einem Tisch vor dem 71-Jährigen liegen an diesem Samstag Netze mit Kartoffeln. Zwei Sorten hat er im Angebot: „Afra“, eine mehlig kochende Sorte, wie Scholder erklärt, und „Gala“. Sie ist das Gegenstück zu „Afra“, nämlich vorwiegend festkochend. Für seine Frau, der eigentlich der Betrieb gehört, verkauft Scholder seine im märkischen Boden gewachsenen Erdäpfel. Er kennt die Leute hier auf dem Werderaner Markt, und die Leute kennen ihn. Stammkunden habe er „jede Menge“, sagt Scholder.
Frische Ware aus Brandenburg
Nicht nur der Kartoffelverkäufer aus Niedergörsdorf, sondern auch andere Standbetreiber auf dem Frischemarkt kommen aus dem Brandenburger Land und bieten frisch geerntete Ware an. Auf die regionale Herkunft vieler Produkte ist Kassin stolz. „Das ist unser Trumpf“, sagt er. Natürlich stammt nicht alles, was hier über den Tisch geht, aus märkischer Landwirtschaft. Das eine oder andere Gemüse oder Obst wird dazugekauft. Die Herkunft der angebotenen Ware könne man immer direkt am Stand erfragen, sagt Marktleiter Matthias Langer. Freilich ist das dann stets Vertrauenssache, denn wie will man als Kunde schon überprüfen, ob beispielsweise die Erdbeeren wirklich aus Werder kommen oder vielleicht doch aus Spanien. An einem der Obst- und Gemüsestände heißt es an diesem Samstag im März: Die Äpfel sind von der eigenen Scholle, die Kohlrabis hingegen aus Italien.
Der Markt soll vor allem für kleine regionale Garten- und Obstbaubetriebe eine Verkaufsplattform sein. Sie können hier gegen eine Standgebühr ihre Produkte anbieten. Großhändler wolle man nicht dabeihaben, sagt Kassin. Da sei mal jemand gekommen, der habe einfach die Ware in den Läden aufgekauft und sie dann auf dem Wochenmarkt angeboten. Das habe man bald unterbunden. Und zu viele Stände mit Kleidung, Schuhen und Taschen möchte Kassin auch nicht. „Ich kann mich noch erinnern“, sagt der Werderaner, „da standen hier zwei Reihen nur Trainingshosen.“ Der gesunde Mix, der einen Wochenmarkt erst so richtig interessant macht, war verloren gegangen, bevor sich der Obst- und Gartenbauverein vor gut einem Jahr als Betreiber ins Marktgeschäft stürzte.
Events sollen den Frischemarkt in Werder noch attraktiver machen
Immer samstags ist Markttag; häufig auch sonntags – da gibt es aber nur wenige Stände. „Wir haben hier in Spitzenzeiten 40 bis 45 Händler“, sagt Marktleiter Langer. Spezielle Events, jeweils passend zur Jahreszeit, sollen die Attraktivität des Standortes zusätzlich erhöhen. Diese Extra-Veranstaltungen organisiert der Werderaner Karsten Perenz. Für den 9. April plant er gerade den Frühlingsmarkt. Da soll es dann die Erstverkostung des Werderaner Obstweins, Jahrgang 2015, geben. Perenz, der während der Baumblüte in Werder als Sänger mit seiner Gitarre für Stimmung sorgt, hat – was die Obstweinsorte anbelangt - einen klaren Favoriten: „Eine trockene schwarze Johanna ist mein Liebling.“
Auch optisch soll der Markt in der Straße Auf dem Strengfeld noch etwas ansprechender gestaltet werden. Am Rand der Verkaufsfläche will Walter Kassin sogenannte Obstgroßkisten aufstellen lassen. Die sollen dann bepflanzt werden. Ein etwas ländlicheres Ambiente würde dem Wochenmarkt in Nachbarschaft der Shell-Tankstelle durchaus guttun. Das ganze Areal wirkt relativ gesichtslos. Die Häuser in der Nähe könnten im Prinzip auch in jeder anderen deutschen Stadt stehen. In den 1990er-Jahren hatte man das Baugebiet auf der grünen Wiese aus dem Boden gestampft. Kassin kennt das Gelände schon aus DDR-Zeiten. Der Werderaner arbeitete damals in einer Gärtnerischen Produktionsgenossenschaft, die hier Blumenkohl anbaute. „Durch das Wasser ringsherum war hier ein mildes Klima“, sagt der Vorsitzende des Werderschen Obst- und Gartenbauvereins. Der Blumenkohl gedieh daher besonders zeitig. In der gesamten DDR seien sie hier in Werder über die Jahre hinweg die Ersten gewesen, die den Blumenkohl im Freiland ernten konnten.
Die Vorläufer des heutigen Marktes gab es links und rechts der Strengbrücke auf Werderaner Seite. Bald nach dem politischen Umbruch 1989 ging es los. „Am 1. Mai 1990 haben wir das erste Mal verkauft“, erinnert sich Jürgen Gentz. Auf dem Wochenmarkt am Werderpark verkauft er noch heute Pflanzen aus der von seiner Mutter Käte Gentz geführten Gärtnerei. Zum Marktplatz hat er es nicht weit. Das Familienunternehmen sitzt ganz in der Nähe. „Drei Minuten Fußweg“, sagt Jürgen Gentz. Die Kunden sind dem Betrieb offenbar seit Langem treu: „Wir verkaufen seit Jahren relativ stabil“, so Gentz. An diesem Samstag hat er viele Zierpflanzen im Angebot, darunter Tausendschönchen und Stiefmütterchen. Aber auch Gemüsepflanzen und Gemüse verkaufe man je nach Jahreszeit. Und wo kommt das alles her? „Wir kaufen nichts zu“, sagt Gentz. Also echt Werder.
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